Der abenteuerliche Kuppel-Aufstieg in 67 Meter Höhe in der Dresdner Frauenkirche

Isabella Mueller @isabella_muenchen

Die Dresdner Frauenkirche ist nicht nur das Wahrzeichen der Elbmetropole Dresden, sie symbolisiert auch den Wiederaufbau nach der politischen Wende. So mussten 60 Jahre vergehen bis aus der Ruine wieder eine barocke Schönheit wurde, die am 30. Oktober 2005 festlich geweiht wurde. Heute besuchen die Dresdner Frauenkirche jährlich 2 Millionen Besucher und ich war dieses Jahr eine von ihnen. Ich war sofort von der wunderschönen Kuppel der Frauenkirche fasziniert und begab mich trotz Höhenangst zum Kuppel-Aufstieg. Die Steinkuppel schwingt sich dabei scheinbar schwerelos über den quadratischen Grundriss der Frauenkirche. Ursprünglich war sie als mit Kupfer beschlagene Holzkonstruktion geplant. Doch aufgrund gestiegener Kupferpreise konnte Ratszimmermeister George Bähr seine Idee einer steinernen Kuppel nach Jahren der Planung doch durchsetzen. Heute gilt die aus 12.300 Tonnen Sandstein bestehende Kuppel als bedeutendster Steinkuppelbau nördlich der Alpen. Ich begab mich auf den Weg zum Kuppel-Aufstieg, der sich am nordöstlichen Eingang G befindet. Mit dem Aufzug gelangte ich in eine Höhe von 24 Metern und über eine Treppe zur Turmsstube G . Auf dieser Höhe befindet sich in den angrenzenden Treppentürmen C und E die Glockenstühle mit ihren jeweils vier Glocken. Einen wunderbaren Blick auf die Innenkuppel und den Kirchraum hatte ich aus einer Höhe von etwa 29 Metern. Die Bögen der Innenkuppel nehmen die Gliederung der Innenpfeiler auf und führen sie bis zu den Kapitellen unter ihrem kreisförmigen Auge. Die acht Bildfelder der Innenkuppel zeigen überlebensgroße Darstellungen der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes sowie Allegorien der christlichen Tugenden Glaube, Liebe, Hoffnung und Barmherzigkeit. Ich konnte die Darstellung des Evangelisten Markus vom Tunnelumgang des Kuppelaufstieges in voller Größe erkennen. Die ursprüngliche Ausmalung wurde 1734 von Giovanni Battista Grone ausgeführt, einem Venezianer, der in Dresden als Hofmaler tätig war. Aus Farbresten eines Trümmerfundstücks der alten Innenkuppel konnten Rückschlüsse auf die originale Farbfassung gezogen werden. Mit diesen Informationen und nach langen, intensiven Studien konnte der Dresdner Maler Christoph Wetzel den Stil Grones schließlich nachempfinden und die Innenkuppel wieder beeindruckend ausgestalten. Meine nächste Herausforderung stellte die 162 Meter lange Wendelrampe dar, die zwischen den Hauptkuppelschalen, deren Wandstärken sich bei der äußeren von unten nach oben verjüngt, während die innere durchgehend 25 Zentimeter beträgt, liegt. Die Wendelrampe diente neben ihrer konstruktiven Funktion im Gesamtgefüge auch dazu Baumaterialien nach oben zu befördern. Mit zweieinhalbfacher Drehung überwindet die Rampe den Höhenunterschied bei einer Steigung von 14 Prozent. Auf dem Weg über die Wendelrampe entdeckte ich an der rechten Wand zwischen großen Glasscheiben Steinfragmente. Darunter befinden sich originale Steine herausragender Sakralbauten wie des Kölner Doms, des Aachener Doms oder des Straßburger Münsters. Die verweisen durch kriegsbedingte Beschädigungen auf ein ähnliches Schicksal wie das der Frauenkirche. Gestiftet wurden sie von den Dombauhütten, um die einzigartige Architektur und Wiederaufbauleistung der Dresdner Frauenkirche anzuerkennen. Nach Begehung der Wendelrampe kam ich im Hauptkuppelraum an. Dieser ist fast 24 Meter hoch und sehr hell. Durch die großen und kleinen Kuppelgaubenfenster fällt viel Tageslicht und daher wird dieser regelmäßig für musikalische Aufführungen genutzt. Die Möglichkeit, mit Musik aus der Höhe ein besonders Klangerlebnis zu schaffen, faszinierte unter anderem Richard Wagner. Unter seiner Leitung wurde 1843 das von ihm eigens dafür komponierte Werk „Das Liebesmahl der Apostel“ in der Frauenkirche uraufgeführt. Erstmals wieder in der Frauenkirche zu erleben war die biblische Szene 165 Jahre später im Juni 2008. Entsprechend inszeniert erzeugen Sängerinnen und Sänger vom Hauptkuppelraum aus die Illusion von Engels-Chören. Als ich endlich auf der Aussichtsplattform ankam, wurde ich mit einem atemberaubenden Panorama über die Stadt Dresden und ihre Umgebung aus spektakulären 67 Meter Höhe belohnt. Ich war überwältigt und mein Blick schweifte im Norden über die Dresdener Heide, im Osten über das Elbsandsteingebirge, im Süden über das Erzgebirge und im Westen nach Meißen. Es war ein traumhafter Ausblick und die Mühe des anstrengenden Aufstieges hatte sich wahrlich gelohnt. Ich fühlte mich zwischen Himmel und Erde und wünsche Euch viel Freude mit meinen Fotos vom wunderschönen Panorama Dresdens aus 67 Meter Höhe. 🙂

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