Die Regiswindiskirche thronend auf einen Felsen über dem Neckar

Isabella Müller Baden Württemberg Deutschland @isabella_muenchen

Hoch oben auf einem Felsen über dem Neckar thront die imposante Regiswindiskirche, das Wahrzeichen der Stadt Lauffen. Der Kirchberg, auf dem die Regiswindiskirche steht, ist der älteste Siedlungskern von Lauffen am Neckar. Hier befand sich eine Martinskirche, die 741 zur Gründungsausstattung des Bistums Würzburg gehörte. Der ebenfalls zu suchende Königshof wird 1003 als befestigter Platz bezeichnet, große Teile der immer wieder erneuerten Befestigung sind erhalten. Seit 832 war dieser Königshof mit seinen Zugehörenden an einen der mächtigsten Großen des fränkischen Reichs, den Grafen Ernst von Nordgau vergeben. Um 840 wurde in Lauffen seine kleine Tochter Regiswindis im Alter von 7 Jahren von ihrer Amme ermordert und in den Neckar geworfen. Drei Tage später wurde ihr Leichnam unversehrt am Ufer gefunden. Aufgrund dieses Wunders wurde sie heilig gesprochen und lange Zeit verehrt. Der zuständige Diözesanbischof Humbert von Würzburg erlaubte schon wenig später die kultische Verehrung der Märtyrerin und errichtete einen Kirchenneubau. Die Heiligsprechung der Regiswindis im Jahr 1227 veranlasste die Planung einer großen gotischen dreischiffigen Basilika. Der östliche Gebäudeteil entstand um 1300, der Rohbau war um 1341 fertiggestellt. Im Ostchor befand sich der Steinsarg der Regiswindis, der 1521 durch einen silbernen Sarg ersetzt wurde. In der Reformation wurde dann der größte Teil der Kirchenschätze eingezogen. Regiswindis aber, deren Legende auf fünf großen Tafeln dargestellt ist, blieb in Lauffen unvergessen. Noch im 19. Jahrhundert erhielten Lauffener Mädchen den Namen Regiswindis. Die Kirche wurde zu einem beliebten Wallfahrtsort. Im Jahr 1564 löste ein Blitzeinschlag einen Brand aus, der das Langhaus zerstörte. Nach Zerstörung wurde die Kirche als Hallenkirche mit drei gleich hohen Schiffen im Renaissancestil wieder aufgebaut. Aus dieser Zeit stammt auch die manieristische Ausmalung mit Rollwerk und Fabelwesen. Nach kurzem Fußweg gelangte ich zur mächtigen Regiswindiskirche mit ihrer geschwungenen Vierturmsbedachung, die aus der Zeit des Barocks um 1778 stammt. Besonders fasziniert war ich vom 54 Meter hohen Turm mit seinem Hahn auf der Turmspitze und den Außenwänden der Kirche mit ihren sechs Sonnenuhren. Die prächtigste Sonnenuhr befindet sich an der Westwand und stammt von 1506. Mein erster Blick im Kirchenraum der evangelischen Pfarrkirche fiel auf die farbintensiven Glasfenster in der Marienkapelle auf der Südseite der Kirche, die 1958 von Adolf V. Saile geschaffen wurden. Sie stellen zum einen den thronenden Christus dar, zum anderen sind die Wunder Jesu abgebildet. In der ehemaligen seitlichen Kapelle entdeckte ich eine Treppe, die im 17. Jahrhundert eingebaut worden war. Neben der schmalen Spindeltreppe auf der Südseite ist dies einer von zwei Aufgängen auf die Bläserbalkone und zur Glockenstube. Die Regiswindiskirche verfügt über vier Glocken im Kirchturm, deren Töne am Anfang an das Kirchenlied „Gott rufet noch“ entlehnt sind. Beeindruckend war für mich auch die Gewölbekonstruktion im Chor- und Vierungsraum, die seitliche Kraftschübe mit sich bringen. Diese müssen durch Strebepfeiler aufgefangen und ins Erdreich abgeleitet werden. Wo keine Strebepfeiler vorhanden sind, kann es im Inneren auch kein Gewölbe geben. Das spätgotische Netzgewölbe, von dem in den Kirchenschiffen lediglich die Ansatzkonsolen zusehen sind, kann folglich niemals ausgeführt worden sein. Auch die Kanzel in neogotischer Form gestaltet, die aus dem 19. Jahrhundert stammt, ist herrlich anzusehen. Ihr Aufgang stammt aus dem Barockzeitalter. Die Sakristei dient als Vorbereitungsraum für den Pfarrer und in ihr ist auch traditionell der Aufbewahrungsort für die „Vasa sacra“, die „heiligen Gefäße“ und liturgischen Gewänder. Im Chor der Regiswindiskirche befindet sich die spätgotische Grabnische der Heiligen Regiswindis in Form eines steinernen Gehäuses mit Stabwerkprofilen. Seit 1522 wurden hier die Gebeine der Ortsheiligen aufbewahrt. Der Chor der Kirche hat den Brand von 1564 unbeschadet überstanden. Hier konnte ich die Elemente der hochgotischen Baukunst des 13. Jahrhunderts sehen. Typisch für diese Architekturepoche ist der 5/8-Schluss der Chorrundung. Die prächtige Orgel im Chor stammt aus dem 18. Jahrhundert und ist in Form eines Flügelaltars gestaltet. Sie kann heute auch vom Spieltisch der modernen Emporenorgel, die 1973 von der Lauffener Orgelbaufirma Rensch gebaut wurde, aus gespielt werden. Die Chorfenster wurden 2008 von Angelika Weingardt neu gestaltet. Die fünf Ölgemälde aus dem 15. Jahrhundert illustrieren die Geschichte der Heiligen Regiswindis. Ein für mich besonderes Highlight der Kirche befindet sich an der südlichen Außenseite des Chors. Dort schuf 1507 der Bildhauer Hans Seyfer die Ölberggruppe, die den Beginn der Passionsgeschichte erzählt. In der Lauffener Stadtchronik wird der Heilbronner Steinmetz Meister Hans als Schöpfer der Ölberggruppe genannt. Aufgrund stilistischer Vergleiche wird Meister Hans heute mit Hans Seyfer gleichgesetzt. Die Regiswindiskirche mit ihrer exponierten Lage auf dem Felsen über dem Neckar ist von beeindruckender Schönheit und ihre Geschichte fand ich sehr faszinierend. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der beeindruckenden Regiswindiskirche in Lauffen am Neckar. 🙂

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