Palais Coburg: Zeuge der Skandale und Dramen des Hochadels in Wien

Isabella Müller Wien @isabella_muenchen

Wenn ich in Wien unterwegs bin, entdecke ich immer wieder historische Gebäude. Eines von diesen Gebäuden ist das spätklassizistische Stadtpalais Coburg in der Coburgbastei 4 im 1. Wiener Gemeindebezirk. Das prächtige Palais Coburg, das an der Stelle entstand, an der einst die Braunbastei stand, blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die gepflastert ist von Skandalen und Dramen des Hochadels und dem Aufstieg durch geschickt eingefädelte Heirat. 1802 erwirbt Graf Franz Koháry das Gebäude und die Bastei. Im Jahr 1816 heiratet seine Tochter, Maria Antonia Koháry den Prinzen Ferdinand von Sachsen-Coburg. Nach dem Tod des Grafen erbt seine Tochter das Palais. Ihr Ehemann lässt von 1840 bis 1845 ein prunkvolles Palais auf der Braunbastei nach den Plänen des Architekten Karl Schleps und nach dessen Tod von dem Baumeister Adolph Koronpay errichten. Da der mittlere, hervorspringende Gebäudeteil mit seinen freistehenden Säulen, an einen Spargel erinnert, erhält er im Volksmund den Namen Spargelburg. Die ersten Bewohner des Palais sind 1849 die Prinzessin Clementine von Orléans mit ihrem Ehemann Prinz August von Sachsen-Coburg, dem Sohn von Prinz Ferdinand. Die neuen Bewohner statten das Palais mit Insignien des französischen Königshauses und des Hauses Sachsen-Coburg aus. Teile des Palais wurden als Zinshaus adaptiert und vermietet, da es so eine lukrative Rendite abwarf. Im Jahr 1864 wurde die Figurenbekrönung auf dem Mittelrisalit vollendet und 1871 wurden vor dem Palais die eingeschossigen Ausstellungsgebäude der Gartenbaugesellschaft errichtet. Der Untergang ihrer Dynastie begann mit der Hochzeit ihres Sohnes Prinz Philipp mit der belgischen Prinzessin Louise. Diese galt als Party-Prinzessin, die mit ihren außerehelichen Liaisons für reichlich Gesprächsstoff in der Welt der Hocharistokratie sorgte. Der Höhepunkt ihrer Ehe wurde erreicht, als sie mit ihrem Liebhaber Graf Geza von Mattachich-Keglevich durchbrannte. Auf Befehl von Kaiser Franz Joseph duellierte sich dieser mit ihrem Ehemann, der ihn an seiner rechten Hand verletzte. Die Prinzessin wurde von Franz Joseph vom Hof verbannt und in eine Irrenanstalt eingewiesen, aus der sie jedoch fliehen konnte und ein psychiatrisches Gegengutachten anfertigen ließ. Bis zu ihrem Tod verjubelte die Prinzessin ihr Vermögen und kopierte selbst Unterschriften ihrer Schwester, der Kronprinzessin Stephanie, um gefälschte Wechsel auszustellen. Durch ihren aufsehenerregenden Lebensstil sorgte sie weltweit für Schlagzeilen, der mit einer Verhaftung ihres Geliebten und Aberkennung seines Adelstitels endete. Er starb mit ihr vereint in Paris. Die Prinzessin kehrte daraufhin nach Deutschland zurück und verstarb verarmt 1924 in Wiesbaden. Ihre unglückliche Ehe mit Prinz Phillip von Sachsen-Coburg wurde bereits 1906 geschieden. Auch ihr einziger Sohn, der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha, der als Erbe des ungarischen Koháry-Besitzes vorgesehen war, sorgte für Skandale, als er sich in die Schauspielerin Kamilla Rybiczka verliebte. Er begann eine leidenschaftliche Affäre mit ihr, doch trotz Versprechungen sie zu heiraten, blieb dies aufgrund der Standesunterschiede aus, da das Hause Sachsen-Coburg ihm verbot eine Bürgerliche zu ehelichen. Stattdessen wurde ihr eine hohe Summe geboten, um die Affäre zu beenden und darüber zu schweigen. Als er sie in ihrer von ihm finanzierten Wohnung besuchte, schoss sie fünfmal auf ihn und schüttete ihm Säure ins Gesicht. Mit der sechsten und letzten Patrone erschoss sie sich selbst. Am 27. April 1916 starb der Prinz an seinen schweren Verletzungen und wurde in der Koháry-Gruft in St. Augustin in Coburg beigesetzt. Das Palais Coburg wurde am Ende des Zweiten Weltkrieges durch Artillerie- und Bombentreffer schwer beschädigt und fungierte danach bis 1955 als Quartier für russische Besatzungstruppen. Danach mietete die Österreichische Bundesbahn zwei Etagen als Büro-Räumlichkeiten an. Im Jahr 1978 verkaufte die letzte Coburger Besitzerin, die Prinzessin Sarah Aurelia Hálasz, das Palais an einen Realitätenmakler, der es zum Spekulationsobjekt machte. 1992 ging es in den Besitz der Zentralsparkasse über. Der Zustand des einst prunkvollen Palais verschlechtert sich zusehends. Erst als 1997 die Privatstiftung POK Pühringer das Palais erwirbt und von 2000 bis 2004 umfangreich saniert und renoviert, erstrahlt dieses zusammen mit dem Garten bis heute in neuem Glanz. Seit 2003 befindet sich darin, neben dem 5-Sterne-Luxushotel Palais Coburg Hotel Residenz auch zwei Gourmet-Restaurants und der Firmensitz von Pühringer. Das Palais Coburg ist ein wunderschönes, historisches Gebäude, das mir tiefe Einblicke in die Geschichte des Hochadels offenbarte. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieses geschichtsträchtigen Kulturguts im Herzen Wiens. 🙂

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