Die Helden der finnischen Kalevala

Helsinki ist nicht nur die Hauptstadt Finnlands, sondern auch eine malerische Hafenstadt, die von zahlreichen neoklassizistischen Gebäuden geprägt ist. Diese verdankt die Stadt den Architekten Carl Ludwig Engel und Johann Albrecht Ehrenström, die der russische Zar Alexander I. nachdem er Finnland 1812 zur Hauptstadt des Fürstentums ernannt hatte, mit dem Ausbau der Stadt beauftragte. Denn Russland hatte im schwedisch-russischen Krieg 1809 Finnland erobert und der Zar wollte eine Stadt so prachtvoll wie Sankt Petersburg. In dieser Zeit entstand der Senatsplatz mit seinem schneeweißen Dom, dem bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Unter der russischen Herrschaft entwickelte sich eine finnisch-nationale Bewegung, in der das Nationalepos Kalevala von dem Arzt und Sprachwissenschaftler Elias Lönnrots entstand. Dieses 1835 erschienene Epos basiert auf jahrhundertealten Runenliedern für die Lönnrots nach seinem Literaturstudium 1828 nach Karelien reiste. Dieses uralte finnische Liedergut fasste er zu einem Gesamtwerk zusammen, das in seiner heutigen Fassung 1849 veröffentlicht wurde. Dieses Epos in 50 Runen mit 22795 Versen, zählt zu den bedeutendsten Literaturklassikern in finnischer Sprache, das jeden in eine magische Sagenwelt entführt. Eine dieser Hauptfiguren ist Lemminkäinen, ein berüchtigter Casanova und tapferer Krieger, der unzählige Abenteuer bestreitet und unbedingt die schöne, aber widerspenstige Kyllikki von der Insel Saari heiraten will. Da diese seine Avancen abwehrt, entführt er sie in seine Heimat. Dort willigt sie in eine Heirat unter der Bedingung ein, dass Lemminkäinen nicht mehr in den Krieg zieht. Sie dagegen verspricht ihm nicht ins Dorf zum Tanzen zu gehen. Doch Kyllikki bricht ihr Versprechen, worauf Lemminkäinen beschließt ins Nordland zu ziehen, um sich eine andere Frau zu suchen. Diese soll keine geringere als die Tochter der Herrscherin des Nordlands, der bösen Hexe Louhi, sein. Diese verspricht ihm ihre Tochter, wenn er heldenhafte Abenteuer besteht. Neben den Elch von Hiisi, den er fangen muss, zähmt er auch einen wilden Wallach. Doch beim Versuch einen Schwan auf dem Totenreich des Tuonela zu erschießen, wird er selbst zum Opfer. Denn ein alter Hirte, den er bei der Überwindung ins Nordland zu kommen, verschont hatte, erschießt ihn und wirft ihn ins Wasser. Dort wird er vom Sohn des Gottes Tuoni, der ihm Fluss lebt, zerstückelt. Seine Mutter, die die wahre Frau seines Lebens ist, macht sich große Sorgen. Denn die Bürste, die ihr Lemmikäinen bei seiner Abreise gegeben hatte, fing an zu bluten. Dies war ein Zeichen, dass ihm etwas Schreckliches widerfahren war. Darum reist sie ins Nordland, wo sie von Louhi erfährt, dass ihr Sohn bei der Jagd verschollen ist. Später berichtet ihr die Sonne vom Schicksal ihres Sohnes. Daraufhin lässt sie vom Schmied Ilmarien einen Rechen aus Kupfer anfertigen. Mit diesem fischt sie alle Leichenteile ihres Sohnes aus dem Fluss und setzt diesen wieder zusammen. Anschließend bittet sie eine Biene zu den Hallen des Übergott Ukko zu fliegen und von dort einen Tropfen Honig zu holen. Diesen Honig verwendet sie an Salbe und erweckt so ihren Sohn zum Leben. Danach überschlagen sich die Ereignisse. Als Lemminkäinen erfährt, dass er nicht zur Hochzeit seines Freundes Ilmarinen in Nordland eingeladen wurde, begibt er sich auf die Reise dorthin. Dabei löst er mit magischen Zaubersprüchen gefährliche Abenteuer. Als er im Nordland angekommen ist, kommt es zum Duell mit Sariola, dem Meister des Nordlands und Geliebten von Louhi, den er dabei tötet. Da Louhi auf Rache sinnt, flieht er nach Saari, der Insel der Zuflucht, wo er viele Liebschaften hat, bevor er in seine Heimat zurückkehrt. In seiner Heimat angekommen, findet er sein Elternhaus von den Kriegen aus dem Nordland niedergebrannt vor. Er glaubt zunächst, dass seine Familie getötet wurde, findet diese jedoch in einem Versteck. Lemminkäinen will sich an Louhi rächen und begibt sich mit seinem Schiff auf die Reise dorthin. Aber Louhi friert die Meere ein, so dass Lemminkäinen nach Hause zurückkehren muss. Er verbündet sich mit dem weisen Zauberer Väinämöinen und dem Schmied Ilmarinen, um den Sampo, ein Wundergerät, das einst Ilmarinen für Louhi schuf, zu stehlen. Denn diese Wundermaschine vermag neben Gold, auch Salz und Mehl zu erzeugen, was großen Reichtum bedeutet. Auf dem Weg nach Nordland erlegen sie einen großen Hecht. Aus dem Kopf dieses Hechts baut Väinämöinen ein Saiteninstrument, eine Kantele, auf der er bei der Ankunft in Nordland spielt. Damit versetzt er die dort auf sie wartenden Krieger und die ganze Bevölkerung Nordlands in einen tiefen Schlaf. So gelingt es ihnen die Sampo zu entwenden und auf ihr Schiff zu bringen. Sie treten ihre Heimreise an. Doch Louhi erwacht und bittet die Götter um Hilfe. Diese lassen ein Unwetter aufkommen und Louhi selbst verwandelt sich in einen Adler. Dieser will den Sampo mit seinen Krallen an sich reißen. Väinämöinen schlägt dem Adler daraufhin die Krallen ab und der Sampo fällt ins Meer, wo er zerstört wird. Somit hat Louhi, die große Herrscherin des Nordens, ihre Macht verloren. So weit die Geschichte von Lemminkäinen aus dem Nationalepos Kalevala, das die finnische Kultur bis heute entscheidend prägt und den Volksstolz der Finnen geweckt hat. Die Kalevala inspiriert bis heute Menschen auf der ganzen Welt und wurde über hundertfünfzig Mal in über sechzig verschiedene Sprachen übersetzt. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos des beeindruckenden Doms auf dem Senatsplatz in Helsinki. 🙂

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