Der kuriose Dom in der Goethe-Stadt Wetzlar an der Lahn

Isabella Müller Wetzlar Hessen @isabella_muenchen

Wetzlar im schönen Lahntal gelegen ist eine Stadt in Mittelhessen, die einst Reichsstadt und von 1689 bis 1806 Sitz des Reichskammergerichtes war. An diesem Reichskammergericht war auch der legendäre deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe Praktikant. Doch die Juristerei hängte er bald an den Nagel und schrieb unglücklich verliebt sein zweites Werk, den Briefroman „Die Leiden des jungen Werthers“, der zu einem Bestseller wurde. Aus diesem Grund wird Wetzlar auch als Goethe-Stadt bezeichnet, deren Wahrzeichen der romanisch-gotische Dom hoch über der historischen Altstadt thronend, ist. Dieser Dom stellt wahrlich ein Kuriosum dar, da er nie vollendet wurde, aber doch ein abgeschlossener Sakralbau ist. Dies liegt daran, dass der Dom auf zwei älteren Vorgängerbauten, der Salvatorkirche aus dem Jahr 897, aus der im 10. Jahrhundert ein Marienstift wurde, der um 1180 um eine spätromanische Basilika erweitert wurde, entstand. So wurde mit dem Bau des Doms um 1230 um diese Kirchen begonnen, die nur schrittweise abgebrochen wurden, um die Kirche während der Bauzeit teilweise nutzen zu können. Nachdem der Südturm und die Westfassade fertiggestellt waren, kam es im 15. Jahrhundert aufgrund des Bankrotts der Stadt zu einem Baustopp, der zusammen mit der Reformation dazu führte, dass der Sakralbau nur schrittweise über jahrzehntelange Pausen voranschritt. Darum setzt sich die Fassade wie ein Flickenteppich aus verschiedenen Baumaterialien wie rotem Sandstein, offen liegendem grünen Schalstein und verputzter Sandfläche gepaart mit unterschiedlichen Baustilen von der Spätromanik bis zum Barock zusammen. Der Dom besitzt neben einem dreigeschossigen Turm aus rotem Sandstein an der Südwestecke, eine romanische Westfassade mit einem von ursprünglich zwei Türmen sowie die unvollendete spätgotische Westfassade. Im Inneren der Kirche, die seit der Reformation von beiden christlichen Konfessionen simultan genutzt wird, befindet sich die überlebensgroße Pietá vom Ende des 14. Jahrhunderts. Auch zahlreiche Wandmalereien, Epitaphien sowie die Kanzel sind sehr sehenswert. Der Wetzlarer Dom, die ehemalige Stifts- und Pfarrkirche Unserer Lieben Frau, zählt nicht nur zu den ältesten Kirchen, sondern dank seiner unfertigen Fassade in verschiedenen Baustile auch zu einer der faszinierendsten Sakralbauten in Deutschland, dem auch ich einen Besuch abgestattet habe. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von diesem außergewöhnlichen Dom in Wetzlars historischer Altstadt. 🙂

Verfasst von

Webseite: www.isabellamueller.com . Email: post@isabellas.blog . Instagram: @isabella_muenchen . Facebook: @IsabellaMuenchen . Twitter: @IsabellaMuelle9