Der kopflose Braumeister

Isabella Mueller @isabella_muenchen Zweibrücken

In Zweibrücken und Umgebung entstanden vor 1900 zahlreiche Bierbraustätten. Eine der größten war die Parkbrauerei, deren historische Gebäude aus dem Jahr 1888 jedoch 2020 abgerissen wurden. Um diese alte Brauerei rankt eine uralte Sage, die eng mit der Entstehungsgeschichte der Brauerei verknüpft ist. Bereits 1853 gründeten die Gebrüder Schmidt eine Brauerei. Diese Brauerei „Zum Park“ verpachtete Jacob Schmidt nach dem Tod seines Bruders an die Herren Busch und Neidhard. Da der Bierbrauer Busch schon bald zu seinem Onkel in die USA auswanderte, der in St. Louis die „Bavarian Brewery“ besaß, führte Jacob Schmidt zunächst die Geschäfte allein weiter bis er die Brauerei aus gesundheitlichen Gründen an Philip Jacobi verkaufte. Anno 1888 fusionierte die Parkbrauerei mit der Pirmasenser Brauerei „Zum Park“ zur Aktiengesellschaft „Parkbrauereien Zweibrücken-Pirmasens“. Seit 1882 arbeitete dort der Braumeister Anton, der im Deutsch-Französischen Krieg von 1870 bis 1871 sein Bein verloren hatte. Da er ein Holzbein hatte und hinkte, hörte ihn jeder Mitarbeiter schon von Weitem, wenn er sich ihm näherte. Anton galt als exzellenter Braumeister und guter Geist der Brauerei. Doch eines Tages als Anton den Sud im Kupferkessel prüfen wollte, passierte ein furchtbares Unglück. Früher musste der Kupferdeckel der Sudpfanne mithilfe von Ketten über den Kessel angehoben werden. Als Anton unter dem geöffneten Kesseldeckel stand, stürzte dieser urplötzlich ab und riss Anton den Kopf ab, der nun im Sud dahin kochte. Nachdem schrecklichen Unfall versuchte die Brauerei den Vorfall zu vertuschen, um ihre Existenz nicht zu gefährden. Da sie befürchteten, dass die Brauerei dadurch einen schlechten Ruf bekommen könnte, wenn der Kopf einer ihrer Angestellten im Kessel gekocht worden war und jeder beim Bier trinken daran denken würde. Da Anton keine Familie hatte, organisierte die Brauerei klammheimlich die Beerdigung und so wurde Anton kopflos ohne großes Aufsehen bestattet. Durch den Tod Antons hatte die Brauerei nicht nur ihren Braumeister, sondern auch ihre gute Seele verloren. Schockiert über das entsetzliche Unglück kündigten die Pächter Busch und Neidhardt den Pachtvertrag, so dass es 1897 zu einer Fusion mit der Zweibrücker Aktienbrauerei Tivoli kam. 1912 fand eine Fusion mit der „Pirmasenser Bürgerbräu AG“ statt und pünktlich zum 50. Jubiläum kam es zu einer Namensänderung in „Parkbrauerei AG Pirmasens-Zweibrücken“. Nachdem Tod des Braumeisters wurde dieser noch häufig in der Brauerei gesehen und vor allem gehört. Besonders nachts wandelte er als Gespenst in der Brauerei umher, um seinen Kopf zu suchen, ohne den er begraben worden war. Der Braumeister Anton galt als guter Geist, der stets die Mitarbeiter vor Gefahren warnte. Während der feindlichen Bombardierungen im Zweiten Weltkrieg erwies er sich als wahrer Retter und warnte die Mitarbeiter der Brauerei stets vor schweren Luftangriffen. Insbesondere am 13. März spukte er in der Brauerei lange umher, worauf die Schutzräume hergerichtet wurden, so dass es beim Luftangriff am nächsten Tag keine Toten zu beklagen gab. Der hinkende Anton ging so in die Stadtgeschichte Zweibrückens ein und wer weiß, wo er heute nachdem Abriss der alten Parkbrauerei umhergeistert. Aber vielleicht hat er auch endlich seinen Kopf und damit seine Ruhe gefunden. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Zweibrücken. 🙂

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