Der überlistete Teufel

Isabella Müller Wien

In Wiens 10. Gemeindebezirk Favoriten, der mit seinen rund 200.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Bezirk ist, befindet sich auf dem 251 Meter hohen Laaer Berg am Rande des Laaer Waldes der Vergnügungspark Böhmischer Prater. Dieser besitzt wie der Wiener Prater ein Riesenrad, das als erstes Riesenrad der Welt nur mit einem Masten aufgebaut ist. Von diesem 21,5 Meter hohen Riesenrad mit seinen 14 Gondeln hat man einen traumhaften Blick über Wien, den Wienerwald, Kahlenberg und Schneeberg. Neben dem Riesenrad beherbergt der Böhmische Prater, den es seit 1883 gibt, auch das älteste Ringelspiels Europas, das dort 1890 in Betrieb genommen wurde und heute unter Denkmalschutz steht. Der Böhmische Prater ist ein kleiner Erlebnispark, der mit seinen Fahrgeschäften und zahlreichen kulinarischen Angeboten Freizeitspaß für Jung und Alt, Groß und Klein bietet und das in der wunderbaren Umgebung des Laaer Waldes. Dieser Wald war einst Schauplatz einer zauberhaften Legende. Denn einst soll einer der berühmtesten europäischen Ärzte, Dr. Theophrastus Paracelsus, als Student eine teuflische Begegnung gemacht haben. Der junge Student Theophrastus wanderte oft durch den Wald, um Kräuter und Pflanzen für seine Tinkturen zu sammeln. Eines Tages war er so tief in den Wald gelaufen, dass er sich vor Erschöpfung unter eine Tanne legen musste. Plötzlich hörte er eine Stimme, die ihn um Hilfe bat. Sofort stand Theophrastus auf und suchte nach der Person, die ihn um Hilfe gerufen hatte. Doch er konnte niemanden sehen. Darum fragte er die Stimme, wie er denn helfen könne, wenn er niemanden sehe. Daraufhin antwortete ihm die Stimme, dass er der Teufel höchstpersönlich sei, der von einem Geisterbanner in den Stamm der Tanne durch ein Loch gesteckt worden war, das mit einem kleinen Zapfen zugeschlagen wurde, so dass er darin gefangen war. Theophrastus wollte dem Teufel natürlich nicht helfen, da er im Baum kein Unheil anrichten konnte. Aber der Teufel gab nicht auf und versprach Theophrastus jeden Wunsch ohne Gegenleistung zu erfüllen. Auf diesen Deal ließ sich Theophrastus ein, der sich eine Arznei wünschte mit der er alle Krankheiten heilen und eine Tinktur, mit der er alles in Gold verwandeln kann. Der Teufel versprach ihm dies und so befreite Theophrastus den Teufel, in dem er den Zapfen hinauszog. Der Teufel kroch als Spinne aus dem Loch und verwandelte sich in einen Mann, der einen roten Mantel, Degen und Hut mit roten Hahnenfedern trug. Er befahl Theophrastus ihm zu folgen, was dieser auch tat. An einem Felsen blieb er wenige Zeit später stehen, an dem er mit seinem Degen schlug. Der Fels spaltete sich sodann und aus der Öffnung holte er die versprochenen zwei Fläschchen, die Arznei und die Goldtinktur. Diese gab er Theophrastus und beide begaben sich zurück zur Tanne. An dieser fragte Theophrastus den Teufel wie er es denn geschafft habe sich in ein so kleines Tier wie in eine Spinne zu verwandeln. Er lobte in den höchsten Tönen die schwarzen Zauberkünste des Teufels, der so geschmeichelt war, dass er sein Können dem jungen Studenten nochmals beweisen wollte und sich in eine Spinne verwandelte, die in das Loch des Baumes kroch. Theophrastus steckte blitzartig den kleinen Zapfen wieder in das Loch und schnitzte ein Kreuz hinein. So überlistete er den eitlen Teufel, der nun wieder im Baum gefangen war. Theophrastus ging beseelt mit den beiden Wundermitteln nach Hause und wurde einer der bekanntesten Ärzte, der mit seiner Arznei viele Kranke heilte und mit seiner Goldtinktur vielen Armen half. So die Legende des dummen Teufels, der durch seine Eitelkeit zur Strecke gebracht wurde. Denn Eitelkeit ist die Kunst auf seine eigene Dummheit stolz zu sein. In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos vom Böhmischen Prater in Wien. 🙂

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