Münchens geköpfter Hochstapler

Isabella Mueller @isabella_muenchen

Das Herz der bayerischen Landeshauptstadt München, die im 12. Jahrhundert der Herzog von Bayern, Heinrich der Löwe, gründete, ist zweifelsohne der Marienplatz. Dieser lag an der Kreuzung der beiden Hauptstraßen und diente deshalb viele Jahrhunderte lang als Marktplatz, auf dem neben Eier, Fisch und Fleisch überwiegend Getreide verkauft wurde, weshalb er früher Schrannenplatz genannt wurde. Erst im 19. Jahrhundert nachdem der Getreidemarkt in die Schrannenhalle verlegt wurde, wurde er in Marienplatz wegen der sich dort befindenden Mariensäule, die nachdem Ende des Dreißigjährigen Krieges von Kurfürst Maximilian I. als Dank für die Verschonung der Stadt während der Besetzung durch schwedische Truppen errichtet wurde, benannt. Auf diesem Platz fanden im Mittelalter auch öffentliche Hinrichtungen statt. Eine der spektakulärsten war die des Italieners Marco Bragadino am 26. April 1591. Dieser stets vornehm gekleidete Alchemist und Goldmacher aus Venedig wurde wegen Betrugs zum Tode verurteilt. Zu diesem Urteil kam es durch folgende Begebenheit. Der Herzog Wilhelm V. von Bayern stand kurz vor dem Bankrott und suchte sich Hilfe bei dem als Goldmacher bekannten Marco Bragadino, der aber ein exzellenter Hochstapler war. Er lud diesen an seinen Hof ein. Pompös kam Marco Bragadino mit Dienern, kostbaren Pferden und Jagdhunden sowie seiner Mätresse Donna Laura an den Hof des Bayernherzogs Wilhelm V. gereist, der sich nicht nur Gold sondern auch Heilung seiner Kopfschmerzen von ihm versprach. Dies sicherte ihm Marco Bragadino zu. Nach einer geglückten Hokuspokus-Vorstellung, in der Bragadino als der Herzog abgelenkt war, etwas Goldstaub aus seinen Ärmel in den Schmelztiegel gleiten ließ, zapfte der verzweifelte Herzog seine letzten Reserven an. Doch ein halbes Jahr nach Bragadinos Ankunft wurde es den Ständen und Räten zu bunt und es kam am 24. März 1591 zu einer Palastrevolution, in der Bragadino wegen Betrugs angeklagt und festgenommen wurde. Kurz darauf wurde ihm der Prozess gemacht, in dem er schuldig gesprochen und zum Tode durch Enthauptung verurteilt wurde. Seine Hinrichtung fand am 26. April statt, die jedoch zum Desaster wurde. Denn der Henker aus Landshut brauchte insgesamt drei Hiebe um den Kopf vom Körper zu trennen. Zuerst hackte er die halbe Hirnschale ab bis er beim dritten Schlag Bragadino enthauptet hatte. Die Bevölkerung war über die Stümperei des Scharfrichters so erbost, dass sie ihn lynchen wollten. Nur mithilfe von bewaffneten Soldaten, konnte der Henker unversehrt der Menge entkommen. Bis heute soll auf dem Marienplatz der kopflose Geist von Bragadino umherspuken. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Münchens Schlagader, dem Marienplatz. 🙂

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