Ein raffiniertes Mordduo, das junge Frauen, nicht nur um ihren Schmuck und ihre Kleidung, sondern um ihr Leben brachte, war Fritz Erbe und seine 30 Jahre alte Geliebte Dorothee Buntrock. Diese wurde 1856 in Holzminden geboren und arbeitete als Lehrerin der Wäschezuschneiderei in einer Mädchenschule in Osnabrück. Sie war Fritz Erbe, einem ehemaligen Glaser, der mittlerweile als Handelsagent arbeitete hoffnungslos verfallen. Für ihren Geliebten lockte sie auch junge Frauen in einen Hinterhalt, damit sich ihr Geliebter an ihnen vergehen und sie anschließend umbringen konnte. Ihr Lohn war das Kleid der Toten sowie deren Schmuck und Bargeld. Denn Dorothee Buntrock war eine Wäschefetischistin, die nach dem Mord an den Frauen, deren Kleider trug. Um die jungen Frauen zu ködern, gab das Paar im Laufe des Jahres 1890 in norddeutschen Zeitungen Inserate auf, in denen sie nach einer jungen Reisebegleiterin für eine Grafenfamilie mit hohem Gehalt und guter Verpflegung suchten. Dorothee gab sich als die Stellenvermittlerin aus und bestellte die jungen Frauen entweder nach Magdeburg oder Hannover. Auf die Schliche kam die Polizei dem Duo als ein Hund eines Waldhüters im November 1891 neben einer Baumwurzel im Neuhaldeslebener Wald in Magdeburg eine zerstückelte, nackte Leiche einer Frau fand. Bei den sterblichen Überresten handelte es sich um die 30 Jahre alte Emma Kasten aus Minden, die als Haushälterin ihren Lebensunterhalt verdiente. Am 21. Mai 1890 wurde sie von ihrer Tante in Magdeburg zuletzt lebend gesehen. Emma Kasten hatte am 21. Mai 1890 die Stellenanzeige für die Grafenfamilie entdeckt. Sie schrieb sofort an die Chiffreadresse und schon nach wenigen Stunden wurde sie zum Vorstellungsgespräch nach Magdeburg eingeladen. Dort traf Emma Kaste in einer Konditorei in der Magdeburger Innenstadt Dorothee Buntrock, die ihr eine Zusage für die Stelle erteilte. Noch am Abend wollte Dorothee Buntrock Emma Kasten die Grafenfamilie vorstellen, die in einem Schloss am Waldesrand wohnte. Der Weg dorthin führte in einen dichten Wald hinein, aus dem Emma Kasten nicht mehr zurückkehrte. Da Fritz Erbe dort bereits auf seine Komplizin Dorothee Buntrock und auf die jungen Frau wartete, die er überwältigte. Während Dorothee Buntrock den Kopf von Emma Kasten hielt, schnitt dieser ihr mit einem Schlachtermesser die Kehle durch. Danach entkleidete Dorothee Buntrock die Frau und nahm deren Kleid, eine goldene Uhr mit Kette, Ringe und 60 Mark in bar an sich. Da Emma Kastens Tante nichts mehr von ihrer Nichte gehört hatte, alarmierte diese die Polizei. Die Spur führte zur Stellenvermittlerin Dorothee Buntrock, die unter dringendem Tatverdacht stand. Am 8. Januar 1892 wurde sie von dem Kriminalkommissar Schmidt aus Magdeburg verhaftet. Dabei trug sie Emma Kastens Kleid, das deren Tante eindeutig als das Kleid von ihrer Nichte Emma identifizierte. Dorothee Buntrock stritt zunächst ab etwas mit dem Mord an Emma Kasten zu tun zu haben. Doch sie knickte schließlich beim Verhör ein und gestand bei der Ermordung von Emma Kasten beteiligt gewesen zu sein. Den Mord aber hatte ihr ehemaliger Liebhaber Fritz Erbe begangen. Um dies zu untermauern, legte sie dem Kommissar Briefe von Fritz Erbe vor. Diese beinhalteten Details, die nur der Täter wissen konnte. Nach ihrer Aussage fuhr der Kommissar Schmidt von Osnabrück nach Bielefeld, wo Fritz Erbe lebte. Im Evangelischen Vereinsheim verhaftete er Fritz Erbe, der jedoch den Mord an Emma Kasten vehement leugnete. Er schob den Mord Carl Behrens, dem angeblich neuen Freund von Dorothee Buntrock in die Schuhe, von dem sie ein Kind bekommen hatte und der sich daraufhin nach Amerika abgesetzt hatte. Dies hörte sich in Dorothee Buntrocks Version aber völlig anders an, da Fritz Erbe nachdem sie ein Kind von ihm bekommen hatte, sich einfach aus dem Staub gemacht hatte. Nach der Verhaftung des mörderischen Duos berichteten viele Zeitungen über den grausamen Mord an Emma Kasten. Dies las auch der Hotelier Klages des Hotels “Deutsches Haus” in Hameln. Er meldete sich sofort bei der Polizei, da seine 17 Jahre alte Tochter Doro nach einer Stellenanzeige spurlos verschwunden war. Am 13. August 1890 hatte sich Doro Klages in Hannover mit einer Stellenvermittlerin namens Anna Blume getroffen. Diese hatte ihr eine Stelle als Reisebegleiterin bei einer Grafenfamilie in Aussicht gestellt. Den Brief der Stellenvermittlerin hatte Doros Vater noch, den er dem Kommissar Schmidt gab. Dieser beauftragte einen Schriftvergleich, der bestätigte, dass beide Briefe von Dorothee Buntrock stammten. Beide wurden erneut verhört. Dorothee Buntrock gestand, dass sie im August 1890 vier Bewerbungsgespräche geführt hatte. Sie entschied sich aufgrund des hübschen Kleides für Doro Klages. Danach fuhr sie mit Doro Klages mit dem Zug von Hannover nach Eschede. Mit dem Zug fuhr auch Fritz Erbe, der sich aber nicht als Bekannter von Dorothee Buntrock zu erkennen gab. Nachdem der Zug in Eschede eingetroffen war, suchte Dorothee Buntrock mit Doro Klages eine Gaststätte in der Bahnhofsstraße auf. Wenig später ging auch Fritz in das Wirtshaus, wo er sich an einen Nebentisch setzte. Diese Aussage entsprach der Aussage der Tochter des Wirtspaares Gerecht. Die Tochter identifizierte bei einer Gegenüberstellung sowohl Dorothee Buntrock als auch Fritz Erbe. Sie sagte aus, dass Dorothee Buntrock mit einem bildhübschen Mädchen Kaffee getrunken hatte. Dann hatte sich Fritz Erbe an einen Nebentisch gesetzt und beide während er ein Bier trank unentwegt angestarrt. Zehn Minuten nachdem die Frauen gegangen waren, verließ auch Fritz Erbe die Gaststätte. Dorothee Buntrock machte sich mit Doro Klages zum Schloss der Adelsfamilie auf. An einer Kreuzung, wo sich die Wege nach Lohe und Weyhausen abzweigten, machte sie Rast. Sie wusste nicht mehr den genauen Weg und wollte einen Passanten fragen. Kurz darauf tauchte Fritz Erbe auf, der ihnen den Weg zum Schloss zeigen wollte und sie nun begleitete. Bis Fritz Erbe das junge Mädchen überwältigte und ihm einen Knebel in den Mund stopfte. Danach vergewaltigte er Doro Klages im Beisein seiner Geliebten. Anschließend schnitt er ihr die Kehle durch und hackte ihren Kopf und ihre Beine ab. Dann gruben beide ein Loch. Dorothee Buntrock entkleidete die Leiche und nahm deren Schmuck an sich. Da dieser fest saß, schnitt sie deren Finger und Ohren ab. Danach zerstückelten sie die sterblichen Überreste und warfen Doro Klages in das Loch, das sie mit Moos bedeckten. Sie wuschen sich mit einer Flasche Wasser, die sie am Tatort zurückließen, bevor sie sich in den Zug setzten und von Eschede nach Hannover zurückfuhren. Das Mädchen war von beiden wie ein Stück Vieh abgeschlachtet worden. Acht Tage nach dem Mord an Doro Klages gebar Dorothee Buntrock in Hannover ihr Kind. Nachdem Geständnis begann die Suche nach der Leiche, die am 17. März vom Landbriefträger Eggers gefunden wurde. Am 21. Juni 1892 begann der Prozess gegen Fritz Erbe und Dorothee Buntrock vor dem Schwurgericht in Magdeburg. Fritz Erbe leugnete weiterhin etwas mit den beiden Morden zutun gehabt zu haben, obwohl er für den Mord an Doro Klages kein Alibi hatte. Fritz Erbe räumte nur ein, dass er im “Hannoverschen Tagesblatt” Anzeigen aufgegeben hatte. Er hatte sich von den Bewerberinnen Sex erhofft. Schon am 2. Verhandlungstag wurde Fritz Erbe durch mehrere Zeugenaussagen schwer belastet. Fritz Erbe hatte einem Mädchen aus Hannover Schmuck geschenkt, der laut den Aussagen von Doro Klages Vater und Schwester eindeutig von dieser stammten. Zudem belastete ihn die Wirtshaustochter aus Eschede und natürlich seine Geliebte, die Kronzeugin Dorothee Buntrock, schwer. Am 23. Juni 1892 wurde Fritz Erbe und Dorothee Buntrock von den Geschworenen wegen der Morde an Emma Kasten und Doro Klages für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Diese beiden Mörder galten auch als Hauptverdächtige im Mordfall des 5 Jahre alten Johann Hegmann, der in einer Scheune in Xanten mit durchgeschnittener Kehle gefunden worden war. Doch diesen Mord konnte man ihnen nicht nachweisen. Zur Tatzeit hatten sie sich in Kleve aufgehalten, was jedoch nicht allzu weit entfernt von Xanten liegt. Das mörderische Duo wurde am 24. Mai 1893 vom Scharfrichter Friedrich Wilhelm Reindel in Magdeburg hingerichtet. Ein kleiner Grabstein in der Nähe des Tatorts von Eschede erinnert bis heute an den abscheulichen Mord an Doro Klages. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Osnabrück, in dem die Wäschefetischistin und Doppelmörderin Dorothee Buntrock einst gelebt und gearbeitet hatte. 🙂













