Schwedens größter Justizskandal

Isabella Mueller @isabella_muenchen Stockholm

Für eine der größten Justizskandale Schwedens sorgte Thomas Quick. Dieser war über 20 Jahre lang Schwedens berühmtester Serienmörder, der 33 Menschen auf brutalste Weise getötet, oftmals vergewaltigt und zerstückelt hatte, um deren Fleisch zu essen, was ihm in den schwedischen Medien den Namen “Kannibale” einbrachte. Thomas Quick hatte über 30 Morde zwischen 1964 bis 1990 gestanden, von denen er für acht Morde verurteilt wurde, da die anderen bereits verjährt oder nicht mehr nachvollziehbar waren. Verurteilt wurde Quick wegen des Mordes an dem 15 Jahre alten Charles Zelmanovits, den er erwürgte und anschließend Sex mit seinem toten Körper hatte. Danach gestand er ein niederländisches Touristenehepaar namens Marinus und Janny Stegehuis auf einem Campingplatz in ihrem Zelt mit einem Messer umgebracht zu haben. Dabei stach er auf die Frau 20 und auf den Mann 25 Mal ein. Außerdem gestand er 1988 den 24 Jahre alten israelischen Studenten Yenon Levi getötet zu haben. Im Jahr 1996 gab er zu die 9 Jahre alte Therese Johannessen in Norwegen ermordet zu haben. Außerdem gestand er 1985 die 23 Jahre alte Prostituierte Gry Storvick zu Tode gefoltert zu haben. Auch den Mord an der 17 Jahre alten Trinse Jensen sowie den Mord an dem 11 Jahre alten Johann Asplund, den er 1980 sexuell angriff, erwürgte und dessen herausgeschnittene Organe vergrub, gestand er und wurde verurteilt. Die Urteile basierten ausschließlich auf Quicks Geständnissen. Denn es gab weder DNA-Spuren, noch eine Tatwaffe oder gar Augenzeugen. Diese Geständnisse widerrief Thomas Quick, der sich seit 2001 wieder nach seinem Geburtsnamen Sture Ragnar Bergwall und nicht mehr nach dem Mädchennamen seiner Mutter nannte, und erklärte keinen einzigen Menschen je ermordet zu haben. Er stand bei seinen Geständnissen unter narkotischen Medikamenteneinfluss. Er erklärte, dass er einfach die Aufmerksamkeit genossen habe, wenn er ein Geständnis abgelegt hatte. Tatsächlich stellte sich heraus, dass Sture Bergwall niemanden umgebracht hatte. Doch wie konnte es zu diesem skandalösen Justizirrtum kommen? Am 26. April 1950 wurde Sture Ragnar Bergwall in Korsnäs geboren. Er wuchs in einer streng religiösen Familie als eines von sieben Geschwistern auf. Seit seiner Jugend war Sture Bergwall, der mit 14 entdeckte, dass er homosexuell war, drogen- und tablettenabhängig. Er verübte mehrere Gewalttaten mit sexuellem Hintergrund gegen junge Männer und stach sogar 1974 auf seinen Freund, den Studenten Lennart Hglund ein, nachdem er Trichlorethylen eingenommen hatte. Anno 1990 landete er nach einem Banküberfall im Weihnachtsmannkostüm in der psychiatrischen Anstalt von Säter bei Stockholm, wo er gegenüber dem Pflegepersonal gestand einen 11 Jahre alten Jungen getötet zu haben. Er genoss die Aufmerksamkeit, die ihm plötzlich von den Therapeuten und der Polizei zuteil wurde. Bergwall war nicht nur geltungssüchtig, sondern auch schwer drogensüchtig. Wenn er gestand, bekam er seine Medikamente. Erst als er 2008 einen 8-monatigen Valium-Entzug hinter sich hatte, widerrief er auf Anraten des Journalisten Hannes Råstam seine Geständnisse. Dieser veröffentlichte seine Recherchen über die Morde. Daraufhin kam es zu einem Wiederaufnahmeverfahren und fünf der acht Urteile wurden aufgehoben. Im Sommer 2013 wurden die 3 verbliebenen Urteile auch aufgehoben. Sture Bergwall war somit rehabilitiert. Das Licht der Freiheit erblickte er am 19. März 2014 im Alter von 63 Jahren. Denn seit 1991 befand er sich in der geschlossenen psychiatrischen Einrichtung von Säter. Sein Fall brachte eine Lawine über das psychiatrische Gesundheitswesen und den schwedischen Rechtsapparat ins Rollen und gilt als größter Justizskandal Schwedens, der bis heute für Lese- und Filmstoff sorgt. Doch für die Familien der Opfer bleibt ein bitterer Beigeschmack, da sie nie erfahren werden, wer ihre Angehörigen ermordet hat. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Stockholm, wo Sture Ragnar Bergwall einst verurteilt wurde. 🙂

Verfasst von

Webseite: www.isabellamueller.com . Email: post@isabellas.blog . Instagram: @isabella_muenchen . Facebook: @IsabellaMuenchen . Twitter: @IsabellaMuelle9