Eine malerische Hansestadt mit 110.000 Einwohner ist Zwolle, die Hauptstadt der niederländischen Provinz Overijssel. Dieser wurden bereits 1230 die Stadtrechte verliehen und mit dem Bau einer Verteidigungsanlage begonnen. Anno 1407 trat Zwolle unter der Leitung Lübecks der Hanse bei und ein goldenes Zeitalter für die Stadt brach an. Denn die Hanse war ein Verbund aus Kaufleuten und Städten, die zur Wahrung ihrer Handelsinteressen und zum gegenseitigen Schutz entstand. Zwar verlor die Hanse ab Mitte des 15. Jahrhunderts allmählich an Bedeutung. Doch von dieser Zeit zeugt in Zwolle neben der sternförmigen Gracht, den prächtigen Kaufmannshäusern mit ihren gotischen Treppengiebeln, auch das imposante, fünftürmige Sassenport, das Wahrzeichen der Stadt Zwolle. Dieses ist eng mit der Geschichte der Einwohner von Zwolle, den sogenannten „Blaufingern“ verbunden. Diesen Spitznamen erhielten die Einwohner der Stadt nicht wie immer erwähnt, weil sie dem angrenzenden Kampen eine viel zu teure Kirchenturmglocke verkauften, die die Kampener mit einem Wagen voller Kleingeld bezahlten und die Einwohner von Zwolle, beim Zählen dadurch blaue Finger bekamen, sondern wegen ihrem zweimal geleisteten Meineid. Denn 1521 liefen die Einwohner von Zwolle zu Herzog Karel van Gelre über. Damit hatten sie ihren Treueeid gegenüber ihrem Herrn, den Bischof von Utrecht, gebrochen. Dieser Meineid machte sie zu „Blauen Fingern“. Doch der Herzog van Gelre erhob hohe Steuern und so kehrten die Zwoller wieder zum Bischof von Utrecht zurück. Natürlich wollte der Herzog die Stadt nicht aufgeben. Darum bat der Herzog am 4. März 1524 mit seinem bewaffneten Gefolge um den Einzug in die Stadt. Die Einwohner von Zwolle gewährten ihm den Einlass durch das Sassenpoort, wo sie das Fallgitter herunter ließen, so dass der Herzog eingeschlossen war. Er musste um seine Freilassung bitten, die ihm unter bestimmten Bedingungen gewährt wurde. Seitdem tragen die Einwohner von Zwolle den Spitznamen „Blaue Finger“ und mittlerweile finden sogar im Juli die Blaufingertage mit großem Markt und Live-Musik statt. Das mächtige Sassenpoort ist das einzig erhaltene von insgesamt 7 Stadttoren, das 1409 von Meister Henrie van Rhoden und seinen Knechten aus 101.000 Natursteinen, hauptsächlich aus Trachyt, Tuff und Bentheimer Sandstein errichtet wurde. Das über 600 Jahre alte Hochtor mit breitem Durchgang war ein Innentor, das an der Landseite mit einem Rundteil und einem Außentor verbunden war. Die beiden Türme auf der Landseite gehen dabei von rund zu achteckig über und flankieren eine Mezekouw, einen Anbau mit Löchern im Boden. Diese Löcher waren zur Verteidigung wichtig, da von dort aus kochendes Pech über die Feinde gegossen werden konnte. Das Tor verlor jedoch im Laufe der Jahrhunderte als Verteidigungsbauwerk an Bedeutung, so dass es im 17. Jahrhundert zum Stadtgefängnis mit Wachhäuschen im Erdgeschoss umgebaut wurde. Anno 1739 wurde das Innere des Tores verändert wurde, um Wohnraum für sozial schwache Familien zu schaffen. Zu dieser Zeit wurde auch der Dachreiter durch einen klassizistischen Kuppelturm mit Uhrwerk ersetzt, der im 19. Jahrhundert als Depot für die örtliche Garnison des Kriegsministeriums diente. Im Jahr 1893 erwarb der Staat das Tor und ließ es aufwändig von 1894 bis 1897 restaurieren. Dabei wurde der hölzerne Glockenturm durch einen Spitzturm ersetzt. Ab 1898 bis 1980 wurde das Sassenpoort vom Provinzialstaatsarchiv in Overijssel genutzt. Seit den 13. Februar 1967 gehört es zum Reichsmonument und zählt zu den Top 100 der niederländischen Kulturerbestätten. Dieses markante Gebäude kann besichtigt werden, dazu man man die mittelalterliche Turmtreppe erklimmen, die einem zu der Hansehalle führt, in der sich eine Sammlung zur Geschichte des Sassenpoorts befindet. Zudem ist es ein beliebter Ort bei Hochzeitspaaren. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieses einzigartigen Kulturguts in der pittoresken Hansestadt Zwolle. 🙂
