Noch heute zeugen zahlreiche Bauwerke trotz der teilweisen Schleifung von 1920 bis 1922 von der imposanten Festung Germersheim, die von 1834 bis 1861 im Auftrag des bayrischen König Ludwig I. als “Bollwerk gegen Frankreich” errichtet wurde. In dieser Stadt kam es zu einem Mordfall, der europaweit für Schlagzeilen sorgte und bedeutende Auswirkungen auf die deutsch-französischen Beziehungen hatte. Nachdem Ersten Weltkrieg, den Deutschland verloren hatte, wurden in der Festung Germersheim ausgerechnet französische Besatzungstruppen stationiert. Dies führte zu Konflikten zwischen der Germersheimer Bevölkerung und dem französischen Militär. So passierte es auch am Abend des 26. September 1926 als angetrunkene Germersheimer Bürger nach einem Wirtshausbesuch auf den in zivil gekleideten französischen Unterleutnant Pierre Charles Alexandre Auguste Rouzier in der Nähe des Ludwigstors trafen. Es kam zu einem Streit, in dem der Unterleutnant Rouzier den Germersheimer Bürger Richard Holzmann mit einem Stock auf den Kopf schlug. Dieser wehrte sich heftig bis ein Schuss sich löste und Holzmann verwundete. Schnell machte in Germersheim die Runde, dass Holzmann von dem französischen Unterleutnant Rouzier getötet worden war. Dies sorgte für mächtig Unmut bei der Germersheimer Bevölkerung. Als ein paar Männer Rouzier gegen halb zwei nachts in der Sandstraße vor dem Gebäude des Postamtes sahen, kam es zu einer Schießerei. Dabei wurde der Germersheimer Bürger Josef Mathes durch eine Kopfwunde durch Rouzier schwer verletzt. Sein Begleiter, Emil Müller, schoss auf Rouzier, der den Schusswechsel erwiderte und diesen tödlich traf. Während die deutsche Presse Rouzier als Mörder betitelte, sah die französische Presse es als erwiesen an, dass Rouzier aus Notwehr auf die Männer geschossen hatte, da diese ihn bedroht hatten. Die Rouzier-Affäre war ein gefundenes Fressen für die Presse, die Salz in die deutsche Wunde nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg streute. Am 17. Dezember 1926 begann der Prozess gegen Rouzier wegen Mordes und zweifacher Körperverletzung sowie gegen Josef Mathes, Richard Holzmann und Heinrich Fechter wegen Beleidigung, Provokation und Drohung vor dem französischen Militärgericht in Landau. Auch die Germersheimer Fritz Arbogast, Hans Kögler und Jakob Kegel wurden wegen weiterer Vorfälle angeklagt. Nach 5 Verhandlungstagen wurde Rouzier freigesprochen, während die deutschen Angeklagten zu Haftstrafen zwischen 3 Monaten und 2 Jahren verurteilt wurden. Das Urteil war ein Skandal und zugleich eine Ohrfeige für Deutschland. Aufgrund der Unruhen führte der deutsche Botschafter in Paris Leopold von Hoesch mit der französischen Regierung Gespräche, um das Urteil zu revidieren. Die deutschen Sträflinge wurden nach Verhandlungen mit dem Generalsekretär des Außenministers Philippe Berthelot und dem Minister Aristide Briand am 25. Dezember 1926 vom Präsidenten Gaston Doumergue begnadigt. Leutnant Rouzier wurde am 30. September 1926 mit seinem 311. Artillerie-Regiment nach Verdun versetzt und soll wenige Jahre später unehrenhaft aus der Armee entlassen worden sein. Nachdem die französischen Truppen aus Germersheim abgezogen worden waren, wurde dem toten Emil Müller am 2. November 1930 ein Grabstein gewidmet, der an dessen Tod durch den Franzosen erinnert. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der ehemaligen Festung Germersheim. 🙂






















