Der tote Millionär im Ölfass

Isabella Mueller @isabella_muenchen Hamburg

Zu Hamburgs spektakulärsten Kriminalfällen zählt zweifelsohne der Mord an dem Millionär Karl Hinrich Lienau, besser bekannt als Charly, dessen Leiche am 9. November 1984 in einem Ölfass gefunden wurde. Am Morgen hatte ein Polizist das Ölfass im Osterbekkanal treiben sehen. Er vermutete Abfall, weshalb der Alsterabfischer Bernhard D. das Ölfass barg und zu seiner Werft brachte. Als er dieses öffnete stieß er zunächst auf Mörtel, Sand, Zement, eine Eisenhantel und einen Müllsack, in dem sich die Leiche von dem 44 Jahre alten Charly befand. Dieser 1,70 Meter große Mann mit dunklen Locken, der stets chic im Anzug gekleidet war, war ein wenig erfolgreicher Geschäftsmann, der mit seinem Fuhrgeschäft mit eignen Lastwagen 1981 pleite gegangen war. Kurz nach seinem 42 Geburtstag kam die glückliche Wendung als er eine Million Deutsche Mark im Lotto gewann. Laut Rechtsmedizinern waren drei Schüsse von hinten auf ihn abgefeuert worden, wobei einer ihn direkt in den Hinterkopf getroffen hatte. Tritte auf seinen Schädel führten schließlich zu seinem Tod. Danach wurde Charly in ein 13 Meter langes Handtuch gewickelt, mit Kabeln und einem Tau gefesselt und über seinen Kopf wurde eine Plastiktüte gestülpt, bevor er ins Fass versteckt wurde, ganz nach Mafia-Manier. Doch warum musste Charly sterben, der nach seinem Lotto-Gewinn endlich bei den Großen mitspielen konnte? Fakt war, dass Charly 1983 3 Männer aus Mittel- und Süddeutschland auf einer kanadischen Insel, wo er sich zusammen mit seinen Verwandten ein Grundstück gekauft und eine Blockhütte darauf gebaut hatte, kennen gelernt hatte, die aus dem Rotlichtmilieu stammten. Einer davon war Martin B., Besitzer der Diskothek “Jingle”, an der sich Charly nach einem Brand mit 200.000 Mark nicht nur beteiligte, sondern über ihr auch bald sein Quartier bezog. Da Charly nun oftmals dort verkehrte, reichte seine Ehefrau die Scheidung an. Schnell fand Charly Trost bei Martins Ex-Freundin Maren B. einer blonden, attraktiven 24 Jahre alten Arzthelferin, der Charly von seinem Lottogewinn erzählte, den er vor seinen 3 Freunden stets verschwiegen hatte. Maren B. soll Charlys Rotlicht-Buddys jedoch von dem Lotto-Gewinn erzählt haben, denen eine Tatbeteiligung, die höchstwahrscheinlich war, nie nachgewiesen werden konnte. Charly versuchte immer seinen Lotto-Gewinn zu verschleiern, in dem er das Geld in kanadische Wertpapiere und diverse andere Anlagen anlegte. Alle Unterlagen bewahrte er in einem bordeauxfarbenen Aktenkoffer aus Leder mit Zahlenschloss in einem Geheimversteck auf, der nach dem Mord an ihm nie gefunden wurde. Viele Hinweise deuteten daraufhin, dass Charly von seinen Rotlichtfreunden ums Eck gebracht worden war, um an den Lotto-Gewinn zu gelangen. So wurde er zuletzt lebend am 7. November 1984 vom Taxifahrer Oskar H. gegen 2.15 Uhr gesehen, der sich mit Charly unterhalten hatte, bevor er sich in die Richtung der Diskothek “Jingles” aufmachte. Darüber hinaus wurde im Ölfass eine 15 Kilogramm schwere Hantelscheibe gefunden wurde, die es auch in der Sportschule “Tangun” gab, wo auch ein Türsteher von der Diskothek “Jingle” regelmäßig trainierte. Dieser galt als die rechte Hand des Besitzers Martin. Witzigerweise fehlten nachdem Mord an Charly zwei solcher Hantelscheiben in der Sportschule “Tangun”, Zufall? Einen Tag bevor die Leiche von Charly gefunden wurde, hatten zwei Männer in einem Fässer-Großhandel an der Berzeliusstraße in Billbrook ein Spezialfass für 192 Mark gekauft. Dies meldete der Betreiber des Großhandels der Polizei, da er sich sicher war, dass das Fass, in dem die Leiche von Charly gefunden wurde, bei ihm erworben worden war. Nach seinen Angaben war einer der beiden Männer etwa 1,90 Meter groß, kräftig, um die 35 Jahre alt, hatte blonde Haare und einen Mullverband um seine linke Hand, der andere Mann war ungefähr 1,75 Meter groß, etwa 30 Jahre alt, hatte dunkle Haare und einen Vollbart. Anhand dieser Beschreibung wurde ein Phantombild gefertigt, das zu Martin B. und seinem Türsteher passte. Bei der Gegenüberstellung erkannte der Fassverkäufer aber beide seltsamerweise nicht. Es fehlten eindeutige Beweise gegen die beiden Männer, weshalb die Staatsanwaltschaft einen Haftbefehl wegen Mordes an Charly ablehnte, obwohl beide Männer kein Alibi hatten und Martin B. erst vor kurzem ein Konto in der Bank of Canada eingerichtet hatte, da er angeblich eine größere Summe von seinem Bruder aus Kanada erwartete. Genau dem Land, wo Charly nicht nur ein Grundstück, sondern diverse Wertpapiere besaß. Da es aber keine verwertbaren Fingerabdrücke, noch zu vergleichende DNA und eindeutige Beweise gegen Martin B. und seinen Türsteher gab, kam es zu keiner Anklage. Bis heute konnte der Mord an Charly nie aufgeklärt werden, der als das perfekte Verbrechen gilt, weshalb er auch Teil der Lehrmittelsammlung der Polizei ist und zudem Fall Nummer 13 im Polizeimuseum in Hamburg. Denn es konnte nie geklärt werden, wo Charly umgebracht wurde, wie die Leiche ins Fass gelangte und das 235 Kilogramm schwere Fass schließlich im Osterbekkanal landete. Immer wieder wurde der Fall neu aufgerollt, aber ergebnislos. Doch Mord verjährt bekanntlich nicht. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Hamburgs Alster, wo der Osterbekkanal, in dem das Ölfass mit Charlys Leiche schwamm, als Langer Zug in die Außenalster mündet. 🙂

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