Die skrupellose Haushälterin

Eine der skrupellosesten Giftmörderinnen in der deutschen Kriminalgeschichte war Anna Margaretha Zwanziger, die am 7. August 1760 im Nürnberger Gasthaus ihrer Eltern “Zum schwarzen Kreuz” das Licht der Welt erblickte. Anna wurde schon in jungen Jahren Vollwaise, weshalb sie bis zu ihrem 10. Lebensjahr bei verschiedenen Pflegemüttern untergebracht wurde bis sie bei einem wohlhabenden Nürnberger Kaufmann in dessen Obhut kam. Dieser legte großen Wert auf schulische Bildung, die er Anna fortan zukommen ließ. Als Anna 15 Jahre alt war, versprach Annas Vormund, deren Hand an den 30 Jahre alten Unteroffizier und späteren Notar Zwanziger. Anna heiratete diesen aber erst am 15. Oktober 1778. Zu diesem Zeitpunkt war Anna 19 Jahre alt. Die Ehe war nicht sehr glücklich, da ihr Ehemann häufig zur Flasche griff und das Geld im Wirtshaus verprasste. Als Anna 21 Jahre alt und somit volljährig war, zahlte ihr das Vormundschaftsgericht ihr Erbe von ihrem Vater aus. Fortan lebte das Ehepaar, das mittlerweile zwei Kinder gezeugt hatte, in Saus und Braus. Doch bereits nach zwei Jahren war vom Vermögen ihres Vaters nichts mehr übrig. Das Ehepaar stritt sich deswegen oft, da Annas Ehemann bis zu 10 Flaschen Alkohol täglich trank, für die kein Geld da war. Anna beschloss daraufhin, sich zu prostituieren. Nach zwei Jahren kam ihr die glorreiche Idee eine Uhren-Lotterie zu gründen, die zu erneutem Wohlstand führte. In der Ehe kriselte es immer wieder, Trennungen und Versöhnungen wechselten sich ständig ab bis Annas Ehemann am 21. Januar 1796 nach kurzer Krankheit verstarb. Zu diesem Zeitpunkt war Anna 36 Jahre alt, die mit ihren letzten 400 Gulden nach Wien reiste, um dort als Konditorin zu arbeiten. Doch dort angekommen, bestritt sie ihren Lebensunterhalt als Haushälterin. In dieser Zeit lernte sie einen Schreiber der ungarischen Staatskanzlei kennen und lieben, von dem sie schwanger wurde. Als dieser von Anna Schwangerschaft erfuhr, beendete er sofort ihre Beziehung. Nach der Geburt des Kindes, gab Anna dieses in ein Findelhaus ab, wo es wenig später verstarb. Nach anderthalb Jahren in der Donaumetropole Wien kehrte Anna nach Nürnberg zurück, wo sie von ihrer früheren Liebschaft, dem verheirateten Freiherr von W., finanziell unterstützt wurde. Nach drei Monaten nahm sie eine Stelle als Haushälterin beim Minister-Residenten von K. in Frankfurt am Main an. Doch bereits nach 3 Wochen kündigte dieser Anna, da er mit ihrer Arbeit nicht zufrieden war. Anna wohnte nun in einem kleinen Zimmer und erhielt von einem Kaufmann das Angebot als Kindsmagd zu arbeiten. Anna nahm aus Verzweiflung die Stelle an, die sie abgrundtief hasste, da sie unter ihrem Niveau war. Schnell verlor Anna wieder diese Anstellung, da sie nur widerwillig ihren Aufgaben nachkam. Anna hatte bereits geahnt, dass ihr Aufenthalt in Frankfurt nur ein kurzes Intermezzo sein würde, weshalb sie wieder Kontakt zu ihrem Geliebten, dem Freiherr von W., aufgenommen hatte. Sie kehrte nach Nürnberg zurück und ließ ihre Affäre mit ihm erneut aufblühen. Um ihn an sich zu binden, gaukelte sie ihm eine Schwangerschaft vor. Doch dieser war wenig erfreut darüber und wandte sich nun lieber einer Schauspielerin zu, weshalb Anna einen Selbstmordversuch unternahm, in dem sie sich die Pulsadern aufschnitt. Anna wusste, dass ihr Vermieter sie rechtzeitig finden würde, der sofort den Freiherr von W. benachrichtigte. Als dieser bei Anna eintraf, lachte er sie nur aus. Es kam zum Streit, in dem der Freiherr von W. nun endgültig ihre Beziehung beendete. Anna sann auf Rache und schickte seine Liebesbriefe an sie an seine Ehefrau. Dann täuschte sie einen Selbstmordversuch in der Regnitz vor. Als der Freiherr von W. darüber erfuhr, machte er Anna unmissverständlich klar, dass diese ihn endgültig in Ruhe lassen sollte. Anna reiste noch in der Nacht nach Regensburg. In der Folgezeit nahm Anna immer wieder neue Stellen in Wien und Nürnberg an. Doch nirgends hielt Anna es lange aus bis sie 1804 eine Anstellung als Dienstmagd im Haus des Kammerherrn von S. in Weimar antrat. Nach nur 6 Wochen schmiss sie hin, ließ aber einen wertvollen Brillantring mitgehen. Sie suchte Unterschlupf bei ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn in Mainbernheim. Als ihr Schwiegersohn nach 3 Tagen aus der Zeitung erfuhr, dass Anna steckbrieflich als Diebin gesucht wurde, schmiss er sie kurzerhand aus seinem Haus. Anna reiste daraufhin nach Nürnberg, wo sie ihren Nachnamen in ihren Geburtsnamen Schönleben umänderte. Mit neuer Identität nahm sie verschiedene Stellen an bis sie 1805 nach Neumarkt in der Oberpfalz kam, wo sie junge Mädchen in Handarbeiten unterrichtete. Die Arbeit machte ihr Spaß und zumindest beruflich schien alles bestens zu laufen. Doch dann lernte die mittlerweile 45 Jahre alte Anna den General N. aus München kennen. Es folgte eine leidenschaftliche Affäre und Anna malte sich schon eine rosige Zukunft mit ihm in München aus. Damit dieser sie dorthin mitnahm, täuschte Anna erneut eine Schwangerschaft vor. Doch auch diesmal wurde Anna enttäuscht, der General N. brach danach jeden Kontakt ab. Als sie zu ihm nach München reiste, machte er ihr unmissverständlich klar, dass es keine gemeinsame Zukunft geben würde. Danach trat Anna am 25. März 1808 eine Stelle als Haushälterin bei dem 50 Jahre alten, getrennt von seiner Ehefrau lebenden Justizamtsmann Glaser in Klasendorf an. Schnell verliebte sich Anna in den Mann. Doch dieser ließ sich nicht auf Annas Avancen ein, da er immer noch an seiner Ehefrau hing, mit der er sich am 22. Juni 1808 wieder versöhnte. Nun kehrte die Ehefrau von Glaser zurück ins Haus und Anna war nicht mehr die Herrin des Hauses. Dies passte Anna so gar nicht, weshalb sie beschloss Glasers Ehefrau zu vergiften. Täglich gab sie dieser einen Teelöffel Mückenstein, ein graues Arsen, in ihren Tee, bis diese nur einen Monat nach ihrer Versöhnung mit ihrem Ehemann verstarb. Nach dem Tod seiner Ehefrau wandte sich Glaser, aber trotz Annas Annäherungsversuchen dieser nicht zu, die darum eine Stelle beim Justizamtsmann Grohmann aus Sanspareil annahm. Der 38 alte Mann litt an Gicht und war unverheiratet. Schnell malte sich die ältere Anna Chancen bei ihm aus. Da er häufig Besuch von den Gerichtsburschen Lorenz und Johann Dorsch bekam, die sich über Anna gern lustig machten, vergiftete diese bei ihren Besuchen einfach deren Bier. Als jedoch Anna erfuhr, dass Grohmann heiraten wollte, war Anna so erzürnt darüber, dass sie Grohmann vergiftete, so dass dieser am 8. Mai 1809 verstarb. Anna fand schnell eine neue Anstellung bei der hochschwangeren Frau des Kammeramtsmannes Gebhard, die sie am 13. Mai 1809 antrat. Nach der Geburt des Kindes kam es zwischen Anna und ihrer Hausherrin immer wieder zu Streitigkeiten, da diese mit Annas Arbeit unzufrieden war. Da Anna sich darüber so sehr ärgerte, präparierte sie zwei Krüge Bier mit Mückenstein und Rattengift, die sie ihrer Hausherrin zu trinken gab, so dass diese am 20. Mai 1809 ins Jenseits befördert wurde. Keiner schöpfte Verdacht, da die junge Hausherrin noch geschwächt vom Wochenbett war und zudem an einem Bandwurm litt. Anna behielt ihre Anstellung. Doch im Laufe der Zeit erkrankten in Gebhards Haus immer mehr Menschen, was dem Hausherrn zunehmend verdächtig vorkam, weshalb er Anna kündigte. Er vermutete, dass Anna insgeheim dafür verantwortlich war. Nachdem zwei Mägde und sein jüngstes Kind erkrankt waren, ließ er die Lebensmittel der Familie in einer Apotheke untersuchen. Nachdem auch noch große Mengen an Salzvorräten in seinem Haus gefunden wurden, ordnete die Polizei an, die Opfer zu exhumieren. Alle Opfer wiesen die äußerlich charakteristischen Anzeichen einer Arsenvergiftung auf. Diese waren geringe Verwesung der Leiche und Erhärtung der Körper wie eine Mumie. Im Oktober 1809 geriet Anna unter dringendem Tatverdacht, die bei ihrer Festnahme 3 Päckchen mit Gift dabei hatte. Am 16. April 1810 fand der Strafprozess in Bamberg gegen Anna Zwanziger statt, die alle Vergiftungen zugab, aber beteuerte, ohne Tötungsabsicht gehandelt zu haben. Darüber hinaus beschuldigte sie ihren ehemaligen Arbeitgeber, den Justizamtsmann Glaser, an der Vergiftung seiner Ehefrau mitbeteiligt gewesen zu sein. Im Juli 1811 wurde Anna Margaretha Zwanziger zum Tode durch das Schwert verurteilt. Am 17. September 1811 wurde dieses Urteil vollstreckt. Zuvor hatte der Untersuchungsrichter noch an ihr Gewissen appelliert, die verleumderische Beschuldigung gegen Glaser zurückzunehmen, was Anna aber nicht tat. Anna blieb dabei, dass Glaser am Mord an seiner Ehefrau beteiligt war. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Bamberg, wo die Serienmörderin Anna Margaretha Zwanziger zum Tode verurteilt und hingerichtet wurde. 🙂

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