Die Giftmörderin

Isabella Mueller Straßburg @isabella_muenchen

Eines der beliebtesten Tötungsmittel, das schon gegen Ende der Antike und im Mittelalter en vogue war und das selbst Adelsfamilien wie die Medici oder die Borgia verwendeten, um ihre Widersacher aus dem Weg zu räumen, war Arsen. Dieses Gift verwendete im 17. Jahrhundert auch die Marquise Marie-Madeleine Marguerite de Brinvilliers, um an das Familienvermögen zu gelangen und das nur, um ihrem Liebhaber dessen aufwendigen Lebensstil zu finanzieren. Die Marquise de Brinvilliers stammte aus einer alten, französischen Adelsfamilie. Ihr Vater war Antoine Dreux d´Aubray, ein angesehener Beamter, der seine Tochter mit dem Marquis Antoine Gobelin de Brinvilliers verheiratete. Dieser war ein Oberst in königlichen Diensten und Kommandeur des Regiments Normandie, der trotz seiner Ehe als wahrer Lebemann galt, der nicht viel von Treue hielt. Die Marquise de Brinvilliers war eine schöne Frau, die 5 Kinder zur Welt brachte und deren Lichtblick in ihrer trostlosen Ehe der mittellose Abenteurer Godin Sainte-Croix war, mit dem sie eine leidenschaftliche Affäre pflegte. Diesen hatte sie ausgerechnet über ihren Ehemann kennen und lieben gelernt. Da ihr Ehemann aufgrund seines verschwenderischen Lebensstils ständig in finanziellen Schwierigkeiten steckte, verwaltete die Marquise ihr eigenes Vermögen gesondert. Dies ermöglichte es ihr, dass sie ihr Leben frei gestalten konnte, was auch ihre Liebschaft zu Sainte-Croix betraf. Jedoch missbilligte ihr Vater diese Liaison und ließ diesen Glücksritter am 19. März 1663 verhaften. Er wurde für 1 Jahr in die Bastille in Paris gesperrt, wo er den Italiener Exili kennen lernte, der angeblich in den Diensten der Königin Christine von Schweden gestanden hatte und der ihn in die Kunst der Giftmischerei lehrte. Als Sainte-Croix entlassen wurde, ließ die Marquise, trotz dem Versprechen an ihren Vater, nie wieder Kontakt zu Sainte-Croix zu haben, heimlich ihre Liebschaft wieder aufleben. Ihr Liebhaber, der sich sehr für Alchemie interessierte und ständig mit Giften experimentierte, wollte sich an dem Vater der Marquise für seinen Kerkeraufenthalt rächen. Er überredete die Marquise diesen durch Gift zu töten. Die Marquise war blind vor Liebe und stimmte zu. Sie reiste mit ihrem Vater zu dessen Landsitz Offremont. Dort kümmerte sie sich liebevoll um ihn und kochte sogar täglich für ihn. An einem Tag kredenzte sie ihm eine Suppe, die sie mit Arsen vergiftete. Kurz nachdem ihr Vater diese gegessen hatte, begann er sich zu erbrechen. Er klagte über unerträgliche Magenschmerzen und hohes Fieber. Trotz dessen reisten beide noch nach Paris, wo er verstarb. Keiner regte auch nur den leisesten Verdacht, dass dieser von seiner Tochter vergiftet worden war, weshalb er auch nicht obduziert wurde. Sein Erbe wurde unter den Geschwistern der Marquise, zwei Brüdern und einer Schwester aufgeteilt, wobei die beiden älteren Brüder den größten Teil des Vermögens erbten, was der Marquise natürlich nicht schmeckte. Deshalb mussten diese auch sterben. Dabei helfen sollten die Freunde von Sainte-Croix. Diese waren Martin, ein Sekretär, und La Chausée, ein Mann, der für Geld über Leichen ging. La Chausée bekam eine Anstellung als Kammerdiener bei dem jüngeren Bruder der Marquise. Dieser teilte sich mit seinem älteren Bruder, einem Zivilleutnant, eine Kammer. Beide Brüder sollten von La Chausée vergiftet werden. Dafür sollte er 100 Pistolen und eine lebenslange Pension erhalten. Aber der Mordversuch mit einem vergifteten Wein scheiterte. Als Anfang April 1970 die beiden Brüder und La Chausée auf das Landgut des Zivilleutnants nach Villeguoy reisten, vergiftete La Chausée kurzerhand eine Pastete, wodurch 7 Menschen schwer erkrankten. Am 12. April kehrten die beiden Brüder sichtlich von ihrer Vergiftung gezeichnet, nach Paris zurück. Zwischenzeitlich ließ sich Sainte-Croix von seiner Geliebten, der Marquise, zwei Verschreibungen, eine über 30.000 Livres und eine über 25.000 Livres auf den Namen seines Sekretärs Martin ausstellen. Am 17. Juni verstarb schließlich der ältere Bruder der Marquise durch das ihm permanent von La Chausée verabreichte Arsen. Sein Leichnam wurde obduziert. Das Obduktionsergebnis ergab, dass dieser eindeutig vergiftet worden war. Aber von wem und warum? Drei Monate nach dessen Tod verstarb auch der jüngere Bruder der Marquise. Doch damit war der Erbschaftshunger der Marquise noch lange nicht gestillt. Auch ihre jüngere Schwester sollte vergiftet werden, die bald nach ihren Brüdern verstarb. Natürlich wollte die Marquise auch ihren ungeliebten Ehemann loswerden, weshalb sie ihn regelmäßig mit Arsen vergiftete. Da ihr Geliebter Sainte-Croix aber nicht in dessen Fußstapfen treten wollte, verabreichte er ihm jedes Mal das notwendige Gegengift. Alles schien perfekt für die Marquise, ihren Liebhaber und seine Komplizen zu laufen. Niemand hegte auch nur den Geringsten Verdacht gegen diese. Doch dann passierte ein tödlicher Unfall. Sainte-Croix, der in seinem Labor mit den verschiedensten Giften experimentierte, trug immer eine gläserne Maske, um die giftigen Ausdünstungen nicht einzuatmen. Jedoch fiel ihm diese eines Tages vom Gesicht und er atmete diese unglücklicherweise ein. Sainte-Croix fiel sofort tot um. In seinem Nachlass fand die Obrigkeit ein Kästchen, das an die Marquise überbracht werden sollte. Als diese jedoch das Kästchen öffneten, entdeckten sie nicht nur die Gifte, sondern auch Briefe, die eine Chronologie der Verbrechen beinhalteten. Während die Marquise nach Lüttich in ein Kloster flüchten konnte, wurde La Chausée verhaftet, der unter Folter alles gestand. Er wurde am 4. März 1673 auf dem Gréveplatz gerädert. Die Marquise sollte enthauptet werden. Doch dazu musste sie erstmal dingfest gemacht werden. Dies sollte der Sergeant Desgrais übernehmen, der in die ehemals deutsche Reichsstadt Lüttich geschickt wurde. Der Rat der 60 in Lüttich hatte nichts dagegen, dass die Marquise verhaftet wurde. Doch dies sollten die Franzosen selbst tun. Denn die Marquise hatte eine Affäre mit Lüttichs Bürgermeister begonnen, der sie schützen sollte. Doch diesen vergiftete die Marquise, als sie erfahren hatte, dass er sie an die Franzosen verraten hatte. Die Marquise wurde von Desgrais durch eine List aus dem Kloster gelockt, da er sich als Diözesanpriester ausgegeben hatte. Sie fiel auf den Trick rein und verließ die schützenden Klostermauern, worauf sie von Desgrais verhaftet und nach Frankreich gebracht wurde. Im Gefängnis versuchte sie sich mit einer Nadel das Leben zu nehmen, was missglückte. Es kam zum Prozess, in dem der Anwalt Nivelle die Verteidigung der Marquise übernahm. Am 16. Juli 1676 wurde die Marquise Brinvilliers zum Tode durch das Schafott und zur Wasserfolter verurteilt. Einen Tag später am 17. Juli wurde sie hingerichtet und anschließend verbrannt. So endete das Leben einer der größten Giftmörderinnen aller Zeiten. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der französischen Stadt Straßburg, dem Heimatland der Marquise Marie-Madeleine Marguerite de Brinvilliers. 🙂

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