Frauen trugen ihre Männer huckepack aus der Burg

Isabella Müller Weinsberg Heilbronn

Die Burg Weibertreu thront inmitten von unzähliger Weinreben auf einem Berg über der Stadt Weinsberg und ist eine der ältesten Burgen Baden-Württembergs mit einer unglaublichen Begebenheit. Sie war nicht nur zentraler Schauplatz um den entscheidenden Kampf um die deutsche Krone im Jahr 1140, sondern auch über die List liebender Frauen. Als der Stauferkönig Konrad III. im Dezember nach langer Belagerung die welfische Burgbesatzung zur Übergabe zwingen konnte, gewährte er allen Frauen freien Abzug „mit all ihrer Habe, die sie auf dem Rücken tragen könnten“. Die Frauen griffen zu einer List und trugen ihre Männer huckepack aus der Burg. Seitdem trägt die Burg den Namen Weibertreu und ging damit in die Geschichte ein. Ab 1150 residierten staufische Ministeriale auf der Burg. In den Stürmen des Bauernkrieges 1525 wurde die Burg niedergebrannt und der Burgherr, Obervogt Graf Helfenstein, ein Schwiegersohn Kaiser Maximilians, wurde zusammen mit den gefangenen Rittern von den Bauern durch die Spieße gejagt. So wurde die Burg am 16. April 1525 genau an Ostersonntag herrenlos. Im Dreißigjährigen Krieg scheiterten mehrere Wiederaufbauversuche. Von dieser Zeit zeugt die Verstärkung der nordwestlichen Ringmauer mit Ausfallpforte. Die Burgruine wurde dem Verfall preisgegeben bis der Oberamtsarzt und Dichter der schwäbischen Romantik, Justinus Kerner, sich im Jahr 1819 in Weinsberg niederließ. Er erkannte die Notwendigkeit der Erhaltung der geschichtsträchtigen Burgruine und gründete 1823 den Frauenverein Weinsberg. Bereits 1824 wurde diesem vom Königshaus Württemberg das Eigentum an der Burgruine übertragen. Der Frauenverein war deutschlandweit der erste, der sich Denkmalpflege zur Aufgabe gemacht hatte. Seit dieser Zeit sind der Frauenverein und der 1905 gegründete Justinus-Kerner-Verein die Hüter und Bewahrer der Burgruine Weibertreu. Viele Maßnahmen haben in diesen fast 200 Jahren dazu beigetragen, dass die Burgruine bis heute erhalten werden konnte. Ich wollte diese Burgruine durch eine Wanderung des Wein- und Rosenrundwegs entdecken. Dieser Rundweg zeigt am Tor zum Weinsberger Tal phantastische Panoramen in allen vier Himmelsrichtungen. Rund um die Burgruine Weibertreu erklären 17 Tafeln wichtige Themen des Weinbaus sowie ökologische Besonderheiten entlang des 4 Kilometer langen Weges. So informierte mich die erste Tafel über die Trockenmauern, deren Steine ohne Verwendung von Mörtel aufgeschichtet wurden und Lebensraum für Tierarten, die aus dem Mittelmeerraum wie die Mauereidechse stammen, bieten. Diese begegnete mir zur Genüge auf meiner Wanderung entlang der herrlichen Weinberge. Die Burgruine konnte ich aufgrund der Verordnung über infektionsschützende Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus nur von außen besichtigen. Doch der Spaziergang mit seinem herrlichen Panorama und den unzähligen Rosenarten entschädigte mich für alles. Die romantische Burgruine zählt zurecht zu einer der schönsten Ruinen Baden-Württembergs. Besonders markant ist ihr Dicker Turm, der einen beachtlichen Durchmesser von 18 Metern hat, in dem Justinus Kerners Sohn, Theobald Kerner, das einzigartige Steinerne Album geschaffen hat. Die Burgruine, die im 11. Jahrhundert zu militärischen Zwecken wegen ihrer idealen Lage zur Überwachung der Umgebung errichtet wurde, ist sehr sehenswert und ihre Aussicht bis ins Neckartal und über den Schwäbischen Wald einfach traumhaft. Ich war begeistert von dieser Wanderung inmitten der Weinberge und von der Burgruine hoch über der Stadt Weinsberg. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der Burgruine Weibertreu. 🙂


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