Schloss Schwaigern: Vergessenes barockes Juwel

Bei meiner Autofahrt durchs Ländle wie das Bundesland Baden-Württemberg liebevoll genannt wird, machte ich einen Abstecher in die Leintalstadt Schwaigern, um mir das Barockschloss im Ortskern anzuschauen. Die Stadt Schwaigern am Heuchelberg ist bekannt für ihren Weinbau und ihre historische Altstadt. Dort befindet sich auch das Barockschloss. Da ich ein großer Fan von Schlössern und Burgen, den Zeitzeugen unserer Geschichte bin, machte ich mich auf das Schloss zu erkunden. Das Schloss wurde 1702 anstelle der 1690 zerstörten Burg Neipperg am nordöstlichen Rand für Generalfeldmarschall Eberhard Friedrich von Neipperg mit Orangerie im zweiten Stockwerk errichtet. Neben dem Schloss befindet sich hinter den Linden auch die evangelische imposante Stadtkirche mit Barbara-Altar des Malers Jörg Ratgeb, die als Meisterwerk der süddeutschen Frührenaissance gilt. Rechts neben der Kirche steht das ehemalige gräfliche Försterhaus. Der umfangreiche Waldbesitz der Neipperg brauchte Hege und Pflege, deshalb stellte die Herrschaft ihrem Förster eine Dienstwohnung. Heute ist das alte Försterhaus in ein Restaurant integriert. Ich erblickte das gräfliche Schloss, das in den Jahren 1847 bis 1871 nach den Plänen von Gottlob Georg Barth, die bereits 1835 vorlagen, umgebaut und erweitert wurde. Der Westflügel wurde 1850, der Südflügel 1866 erbaut. Ein erneuter Umbau des Schlosses unter Graf Reinhard von Neipperg fand 1889 statt. Im Jahr 1984 erfolgte eine umfassende Renovierung des Dachstuhls. Ich betrat den Innenhof des Schlosses durch einen Torbogen und bestaunte die massiven Mauern. Im Innenhof ist auch ein Weingut des Grafen Neipperg untergebracht, das Wein vom Neipperger Schloßberg verkauft, der unterhalb der romanischen Wehrtürme beginnt, sich um die steilen Hänge des Burgberges herumzieht und bis zu dessen Hochfläche hinaufreicht. Das Schloss, das auf den Fundamenten einer mittelalterlichen Höhenburg steht, kam mir wie ein längst vergessenes barockes Juwel vor. Mein Blick schweifte durch das Schlossportal über den Kirchplatz hinunter zum Fachwerkgiebel der alten Stadtkelter, die heute Mediathek ist. Bereits 1546 wird hier schon eine Kelter erwähnt, die aber 1649 abgebrochen wurde. An deren Stelle ist 1569 die heutige Bannkelter der Herrschaft errichtet worden. Die Schwaigener Weingärtner mussten ein Dreißigstel ihres Ertrages abliefern. Ich erfuhr, dass im Jahr 1858 diese Lasten abgelöst wurden und die Kelter an die Stadt verkauft wurde. Auch das Rathaus konnte ich sehen. Dieses wurde 1905 nach einem großen Brand erbaut. Der große Brand, der vom 21. bis 22. Mai 1905 wütete, hatte das ganze Viertel zwischen Kirche, Heilbronner Straße und Marktplatz völlig zerstört. Nur das Pfarrhaus vor dem Schloss blieb verschont. Das Rathaus sowie einige Gaststätten wurden ein Raub der Flammen. Insgesamt 13 Wohnhäuser, rund 30 Scheunen mit Nebengebäuden fielen dem Brand zum Opfer und machten 31 Familien obdachlos. Innerhalb der Stadtmauer lebten im Mittelalter die bäuerlich geprägten Bewohner in sehr beengten Verhältnissen. Die Häuser mit Scheunen waren fast alle Fachwerkbauten und die Straßen waren schmale Gassen. Das waren günstige Voraussetzungen für die großen Flächenbrände in Schwaigern, so dass heute vom mittelalterlichen Schwaigern nur noch wenig zu sehen ist. Ich spazierte noch ein wenig durch Schwaigern, bevor ich mich auf meinen Heimweg machte. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Schloss Schwaigern. 🙂

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