Die abgeschlachteten Teenager

Vor über 50 Jahren ereignete sich ein grausames Verbrechen am Bodom-See, der ganz Finnland und die Welt erschütterte und finnische Kriminalgeschichte schrieb. Am 4. Juni fuhren vier Teenager mit zwei Motorrädern zum Campen an den Bodom-See, der 20 Kilometer entfernt von der finnischen Hauptstadt Helsinki ist. Sie wollten dort am Pfingstwochenende einfach feiern. Die Gruppe bestand aus den beiden 18 Jahre alten besten Freunden Nils Wilhelm Gustafsson und Seppo Atero Boisman sowie deren 15 Jahre alten Freundinnen Maili Irmeli Björklund und Anja Tuulikki Mäki. Gegen 19.30 Uhr wurden die vier zuletzt lebend von einem Fischer gesehen. Denn zwischen 3 und 6 Uhr nachts schlitzte jemand mit einem Messer die Zelte auf und stach wie im Rausch unzählige Male in die Köpfe, Hälse und die Oberkörper der Teenager. Danach schlug der Täter mit einem stumpfen Gegenstand auf die Köpfe der Teenager ein bis diese nur noch Brei waren. Er nahm deren Brieftaschen, Personalausweise und Badesachen an sich, bevor er verschwand. Besonders malträtierte er Maili, auf die er mehr als 20-Mal einstach. Einzig Nils gelang die Flucht, der aufgrund seiner schweren Kopfverletzung bewusstlos zusammenbrach. Als am nächsten Tag der zweifache Familienvater Erkki Johansson mit seinen Söhnen im Bodom-See schwimmen gehen wollte, entdeckte er die eingestürzten Zelte und den blutverschmierten Nils, der barfuß am Tatort lag. Er alarmierte sofort die Polizei und den Notarzt. Dieser konnte nur den Tod von Maili, Anja und Seppo feststellen, deren Gesichter total entstellt waren. Nils hatte neben einer Gehirnerschütterung, einen Kieferbruch, 10 Messereinstiche und unzählige Gesichtsfrakturen erlitten. Der bestialische Dreifachmord sorgte für großes Medieninteresse und löste die größte Fahndung in der finnischen Kriminalgeschichte aus. Große Hoffnung zur Aufklärung setzte die Polizei auf den einzig Überlebenden Nils. Doch dieser konnte sich an rein gar nichts erinnern. Deshalb wurde er einen Monat später hypnotisiert, um an sein Unterbewusstsein zu gelangen. In dieser Hypnose berichtete er von einem Mann mit roten glühenden Augen und langen, blonden Haaren. Auch weitere Augenzeugen wurden hypnotisiert, um weitere Hinweise auf den Täter zu erhalten. Denn von der Tatwaffe fehlte jede Spur. Es gab nach dem Mord zahlreiche Verdächtige. Darunter war auch der Kioskbesitzer Valdemar Gyllström, der den Jugendlichen am Abend vor der Tat noch Süßigkeiten verkauft hatte. Er galt als aggressiv und mochte die Camper nicht. 1969 sagte er in einer Kneipe unter Alkoholeinfluss: “Ich habe es getan!”, gemeint waren die Bodom-Morde. Am nächsten Tag fand man seine Leiche im Bodom-See. Er war ertrunken, trotz dass er ein guter Schwimmer war. Sein Alibi für die Mordnacht stellte sich als falsch heraus, seine Ehefrau hatte seine Anwesenheit bestätigt, da er ihr gedroht hatte, sie sonst umzubringen. In der Öffentlichkeit galt Hans Assman als Hauptverdächtiger. Der aus Deutschland stammende 37 Jahre alte Hans Assman war am 6. Juni 1960, einem Tag nach dem Mord, morgens ins Helsinki Surgical Hospital, das sich nahe des Sees befindet, gekommen. Seine Kleidung war blutverschmiert und er war völlig verwirrt. Der Assistenzarzt Palo behandelte ihn. Rein körperlich fehlte ihm nichts. Assman verließ bald wieder das Krankenhaus. Nachdem Assman von der Beschreibung des Mannes, die Nils unter Hypnose gemacht hatte, hörte, schnitt er seine blonden Haare ab. Trotz der Hinweise des Assistenzarztes Palo verfolgte die Polizei diese nicht weiter. Vielleicht aus politischen Gründen, da Assman ein KGB-Spion war. Zudem war Assman zum Tatzeitpunkt in Deutschland. Der Assistenzarzt, der mittlerweile Prof. ist, veröffentlichte ein Buch über die Bodom-Morde mit dem Titel “Mysterien des Bodom”. Der schreckliche Dreifachmord gab viele Rätsel auf. Über 70 Hauptverdächtige gab es und die Polizei verhörte über 3700 Menschen. Dann passierte das Unglaubliche. Eine DNA-Analyse sorgte 2005 für eine Sensation. Denn bei dieser wurden Blutspuren von allen drei Jugendlichen auf einem Paar Schuhe gefunden, die dem einzig Überlebenden Nils Wilhelm Gustafsson gehörten. Gustafsson führte nach dem Dreifachmord ein normales Leben. Bis zu seiner Pensionierung hatte er als Busfahrer in Helsinki gearbeitet. Er war verheiratet und hatte Kinder. Aufgrund seiner schweren Verletzungen hatte ihn niemand verdächtigt. Er selbst konnte sich bis heute an nichts erinnern. Ende März 2004 wurde Gustafsson unter dem dringenden Tatverdacht seine drei Freunde ermordet zu haben von der Polizei festgenommen und danach angeklagt. Laut Ankläger war Gustafsson betrunken gewesen und hatte seine neue Freundin Maili sexuell bedrängt. Diese wies ihn zurück, weshalb es zum Streit kam. Gustafsson wurde richtig aggressiv. Ein Zeuge hörte den Streit und sah wie Gustafsson sich mit Boisman stritt. Die Ankläger glaubten, dass Boisman Gustafsson seinen Kiefer im Streit gebrochen und ihm aus dem Zelt verbannt hatte. Daraufhin sammelte Gustaffson schwere Steine. Zwischen 3 bis 6 Uhr morgens schlitzte er das Zelt auf. Er stach besonders auf Maili ein und schlug danach mit den Steinen immer wieder auf die Köpfe seiner Freunde ein. Anschließend verletzte er sich selbst, um den Verdacht von sich abzulenken. Am 4. August 2005 begann der Prozess gegen den 63 Jahre alten Nils Wilhelm Gustafsson, in dem die Staatsanwaltschaft eine lebenslange Haftstrafe forderte. Die Begründung dafür war folgende. Die Überprüfung der alten Beweise unter Verwendung moderner Techniken wie DNA-Profiling hatten den Verdacht gegen Gustafsson erhärtet. Die Verteidigung hielt die schweren Verletzungen von Gustafsson dagegen. Aufgrund dieser konnte er nicht die Morde begangen haben. Zudem hatte Nils als er gefunden wurde, keine Schuhe an. Darüber hinaus wurden auf einem blutverschmierten Kopfkissenbezug Spermaspuren gefunden, die keinem der beiden jungen Männer zugeordnet werden konnten. Tatsächlich wurde Nils Wilhelm Gustafsson am 7. Oktober 2005 von allen Anklagen freigesprochen. Er erhielt Schadenersatz in Höhe von 44.900 Euro. Bis heute konnte nicht geklärt werden, wer am 5. Juni 1960 die drei Jugendlichen getötet und Nils Wilhelm Gustafsson so schwer verletzt hat. Der Dreifachmord am Bodom-See bleibt somit Finnlands Cold Case Number One. Vielleicht geschahen die Morde in einem Art Drogenrausch. LSD wurde Anfang der 60er Jahre besonders von der Hippie-Szene konsumiert. Es ruft Halluzinationen hervor und führt je nach Konsum zu einem Blackout, wenn der Konsument wieder nüchtern ist. Im Rausch kann der Konsument sich selbst sowie andere verletzen. Danach können sich viele Konsumenten an nichts mehr erinnern. Nach über 12 Stunden ist LSD im Blut zumindest nicht mehr nachweisbar. Alles natürlich reine Spekulation, aber zumindest denkbar. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Finnlands Hauptstadt Helsinki, in der einst alle vier Teenager lebten. 🙂

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