Die Vinetastadt Barth: Das Atlantis des Nordens

Isabella Mueller Ostsee Tipp Urlaub @isabella_muenchen

Laut uralten Legenden lag an der Odermündung einst eine märchenhafte Riesenstadt, die Vineta hieß. In dieser sagenumwobenen Stadt war alles aus Gold und Silber. Doch die Menschen, die dort lebten waren hochmütig und Gottesfrevler, weshalb die Stadt angegriffen und zerstört wurde. Der Rest versank durch eine verheerende Sturmflut für immer in den Tiefen des Meeres. Diese Stadt lokalisierten der Publizist Günther Wermusch und Dr. Klaus Goldmann vom Berliner Museum der Ur- und Frühgeschichte im Schlamm des Barther Bodens. Dadurch wurde die Kleinstadt Barth mit ihren rund 9.000 Einwohnern am südlichen Ufer des Barther Boddens und östlich des Flusses Barthe, die als Tor zur Halbinselkette Fischland-Darß-Zingst bezeichnet wird, über Nacht bekannt. Barth wurde wie die Usedom-Seebäder Zinnowitz und Koserow sowie Wollin zur Vinetastadt, die sich seit 1999 offiziell so nennen darf. Die beschauliche Kleinstadt, die bereits 1255 das Stadtrecht erhielt, besitzt einen historischen Stadtkern mit prächtigen Bürgerhäusern aus dem 18. Jahrhundert, schmalen Gassen und windschiefen Fachwerkhäusern. Von der mittelalterlichen Befestigungsanlage sind Wälle, der Fangelturm aus dem 16. Jahrhundert sowie der quadratische Backsteinbau des 35 Meter hohen Dammtors aus dem 15. Jahrhundert am Westrand der Altstadt erhalten. Das Herz von Barth ist der malerische Marktplatz, an dessen Westseite sich das Rathaus im Stil der norddeutschen Backsteingotik befindet. Dort ragt auch das weithin sichtbare Wahrzeichen der Stadt, die St. Marien-Kirche mit ihrem 80,7 Meter hohen Turm, in die Höhe. Der Turm besitzt auf 55 Metern eine herrliche Aussichtsplattform, die einen fantastischen Blick über die Stadt, den Hafen, den Barther Bodden sowie die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst bietet. Um in diesen Genuss zu kommen, muss man jedoch 180 Stufen zu Fuß erklimmen. Mit dem Bau der imposanten Marienkirche wurde bereits 1250 begonnen, die aber erst nach 200 Jahren als dreischiffige Hallenkirche im Stil der norddeutschen Backsteingotik fertiggestellt wurde. Nur ein paar Meter von der Kirche entfernt befindet sich im zweigeschossigen Kaufmannshaus aus dem 18. Jahrhundert, das 1997 eröffnete Vineta-Museum, in dem an Multimedia-Stationen und Mitmachangeboten die Einzigartigkeiten von Barth auf 3. Etagen vermittelt werden. Zudem gibt es eine Sonderausstellung des norddeutschen Malers Louis Douette, der aufgrund seiner Mondschein Nachtlandschaften, auch als der Mondscheinmaler bezeichnet wird, dort zu entdecken. Nur einen Katzensprung davon entfernt liegt das Adelige-Fräulein-Stift, das an der Stelle erbaut wurde, an der einst ein Schloss stand. Denn im Jahr 1315 ließ der letzte Rügenfürst Witzlaw III. dort einen Fürstenhof errichten, der ihm seit 1316 als ständige Residenz diente. Dadurch wurde Barth zur Residenzstadt. Nachdem der Pommernherzog Bogislaw XIII. Barth ab 1570 als Residenz auserkoren hatte, ließ dieser an der Stelle des alten Fürstenhofes ein Renaissanceschloss erbauen. In der Nähe befand sich die fürstliche Druckerei, in der 1588 die legendäre niederdeutsche Barther Bibel gedruckt wurde. Bogislaw residierte von 1570 bis 1605 in Barth. Seit dem Dreißigjährigen Krieg zerfiel das Schloss immer mehr, das von 1710 bis 1711 von dem ehemaligen polnischen König Stanislaus Lesczynski bewohnt wurde. Anno 1720 waren die Gebäude in einem erbärmlichen Zustand. Doch kurz nach 1722 schenkte das schwedische Königshaus, das nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges der Schlossbesitzer war, das Areal der schwedisch-pommerischen Ritterschaft, die an dieser Stelle ein Stift für unverheiratete Töchter aus adeligen Familien bauen ließ. Es entstand eine dreiflügelige Anlage bestehend aus einem einstöckigen Gebäude mit Mansardendach und einem zweigeschossigen Mittelbau. Am 3. August 1733 wurde die Anlage ihrer Bestimmung übergeben. Das Patronat übte die schwedische Königin Ulrica Eleonore aus. An diese Zeit erinnert bis heute das schwedische Königswappen am rundbogigen Hauptportal von 1741. Im Jahr 1975 wurde das Stift aufgelöst. Heute wird das Gebäude als Seniorenbegegnungsstätte der Volkssolidarität e. V. genutzt. Unweit davon befindet sich am Südufer des Barther Boddens der maritime Stadthafen, der nach der Wende ausgebaut wurde und aktuell der größte Hafen des Boddengewässers an der Halbinselkette Fischland-Darß-Zingst ist. Die moderne Marina bietet Platz für rund 100 Liegeplätze für Jachten und Sportboote. Während der Saison verkehren von dort Fahrgastschiffe nach Zingst und Hiddensee. Die Hafenpromenade besticht durch zahlreiche Cafés, Restaurants und Geschäfte. Im Glaspavillon ist das Touristenbüro und der Hafenmeister beheimatet. Am Hafen in einem ehemaligen Kulturhaus der Zuckerfabrik ist das Theater Barther-Bodden ansässig, das im Sommer auch die Vineta-Sage kunstvoll in Szene setzt. Auch ich kam bei meiner Entdeckungstour der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst an der Vinetastadt Barth vorbei, die ich kurzerhand besuchte und mit deren Foto-Impressionen ich Dir viel Freude wünsche. 🙂


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