Norwegens größter Justizskandal

Isabella Mueller @isabella_muenchen Norwegen

Über 20 Jahre lang unschuldig im Gefängnis zu sitzen und darüber hinaus noch den Stempel eines Kinderschänder und Kindermörders aufgedrückt bekommen zu haben, das ist für jeden eine wahre Horrorvorstellung, die für Viggo Kristiansen zur bitteren Realität geworden ist. Am 19. Mai 2000 verschwanden die 10 Jahre alte Lena Sløgedal Paulsen und die 8 Jahre alte Sofie Austegard Sørstrønen während eines Ausflugs zu einem Badesee im norwegischen Naturpark Baneheia nahe Kristiansand. Zwei Tage später wurden ihre Leichen gefunden. Die beiden Mädchen waren sexuell missbraucht und dann mit einem Messer erstochen worden. Der Tod der beiden Mädchen schockte ganz Norwegen. Die Medien berichteten unentwegt von dem schrecklichen Verbrechen, das den Namen die „Baneheia-Morde“ erhielt. Die Ermittlungen liefen auf Hochtouren und bereits im September wurden die beiden Freunde Jan Helge Andersen und Viggo Kristiansen festgenommen. Die am Tatort entnommenen DNA-Proben stimmten vollkommen mit der von Anderson überein. Während die DNA-Probe von Kristiansen nur teilweise nachgewiesen werden konnte. Im Verhör gestand Andersen sofort die Tat und beschuldigte zugleich, dass sein Kumpel Kristiansen der Anstifter zu diesem grausamen Verbrechen war. Der erst 21 Jahre alte Kristiansen bestritt die Tat, dessen Handy zum Tatzeitpunkt 1 Kilometer entfernt vom Tatort eingeloggt war, was Kristiansen eindeutig entlastete. Doch die Ermittler hatten sich auf Kristiansen als Haupttäter eingeschossen, da dieser bereits wegen sexueller Belästigung und Vergewaltigung eines minderjährigen Mädchens verurteilt worden war. Aufgrund der belastenden Aussage von Andersen wurde Viggo Kristiansen am 1. Juni 2001 zu der damaligen Höchststrafe von 21 Jahren Gefängnis mit der Option zur weiteren Sicherheitsverwahrung verurteilt. Sein Freund Jan Helge Andersen erhielt eine 19 Jahre lange Gefängnisstrafe, wurde aber bereist nach 10 Jahren wieder entlassen, da er mit der Polizei zusammengearbeitet hatte. Dieses Glück der Mindeststrafe von 10 Jahren hatte Kristiansen nicht, der zwar immer wieder verzweifelt eine Wiederaufnahme seines Verfahrens beantragte, die aber nie zum Zuge kam. Der Grund dafür war, dass die Gutachter Kristiansen nach wie vor als gefährlich einstuften. Im Juli 2021 nach 20 Jahren Knast kam Viggo Kristiansen auf Bewährung frei, der stets seine Unschuld beteuert hatte. Tatsächlich kam es zu einer Wiederaufnahme des Verfahrens der Baneheia-Morde, bei dem den Ermittlern erhebliche Zweifel an Andersens Aussage kamen. Die DNA-Spuren, die heute viel exakter untersucht werden können, konnten nur noch 1 Täter ausmachen. Das Resultat über die Unklarheit der Anzahl der Täter war schon 2001 festgestellt worden, als die Kontrollproben in Spanien ausgewertet worden waren. Doch dieser Befund fand tragischerweise ebenso wie Kristiansens Handyortung keine Berücksichtigung vor Gericht. Außerdem kam ans Licht, dass die DNA-Variante, die in Kristiansens Probe ermittelt worden war, bei 54 Prozent der norwegischen Männer nachweisbar ist. Im Oktober 2021 verkündigte der Generalstaatsanwalt Jørn Sigur Maurud, dass alle Vorwürfe gegen Viggo Kristiansen fallen gelassen werden, der kurz danach endgültig des Mordes und der Vergewaltigung der beiden Mädchen freigesprochen wurde. Viggo Kristiansen nahm den Freispruch ebenso wie die Staatsanwaltschaft an, dessen Worte darauf waren“ Heute beginnt der Rest meines Lebens“, über 20 Jahre waren ihm schließlich geraubt worden. Dir wünsche ich viel Freude mit der norwegischen Stadt Hammerfest, die auch als die Eisbärenstadt Norwegens gilt. 🙂


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