Der unbescholtene Beamte und die Wiener Auster

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Einen grausigen Fund machte am 9. März 1931 gegen 6.15 Uhr morgens in der Krummgasse 2 im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße der Hilfsarbeiter Eduard Fuchs. Dieser fand in zwei in Packpapier eingewickelte Beine. Sofort alarmierte er die Polizei, die unter den Beinen noch Fragmente eines Briefes fand. Auf diesen war der Poststempel sowie eine Adresse und ein Absender zu erkennen. Dies war der einzige Hinweis zu den Beinen, die eindeutig einer Frau gehörten. Die Polizei suchte die Adressantin auf, die jedoch seit ein paar Tagen verschwunden war. Die polizeilichen Ermittlungen führten zu dem Kanalräumer Josef Wrbik, der mit der vermissten Person gesehen worden war. In der Zwischenzeit entdeckten Passanten im Karl-Borromäus-Brunnen auf dem gleichnamigen Platz im 3. Wiener Gemeindebezirk Landstraße zwei Arme in Packpapier gewickelt und einen schwarzen Schnürstiefel. Die Polizei ging davon aus, dass diese zu den gefundenen Beinen gehörten. Die Polizei befragte nun den 50 Jahre alten Beamten Josef Wrbik mit dem die vermisste Person zuletzt gesehen worden war. Dieser hatte am 4. Dezember 1881 im böhmischen Toleschowitz das Licht der Welt erblickt. Seit 30 Jahren war er ein Beamter der Stadt Wien, der im Magistratischen Bezirksamt 1030 in der Sechskrügelgasse arbeitete. Bei der Durchsuchung seiner Diensträume fand die Spurensicherung mehrere Blutflecken, die sich an Josef Wrbik Kleidung, dem Vorhang, einer Schaufel und am Fußboden befanden. Von einem Raum ging eine Treppe in den Keller ab. Dort fanden die Polizeibeamten eine blutverschmierte Damenunterhose und den Rumpf einer Frauenleiche. Josef Wrbik wurde zum Verhör auf die Polizeiwache gebracht. Er gestand aufgrund der erdrückenden Beweislast den Mord an der Frau, die er vom 6. auf den 7. März 1931 in einem Wirtshaus kennengelernt und getötet hatte. Damit die Leiche niemand identifizieren konnte, hatte er diese zerstückelt. Das Mordmotiv war recht simpel. Josef Wrbik wollte zwar Sex mit der neuen Bekannten, doch dafür wollte er nicht zahlen. Es kam zum Streit, worauf Josef Wrbik die Frau erschlug. Durch die Fingerabdrücke konnte die Frauenleiche eindeutig als die Adressantin des Briefes, die Hilfsarbeiterin Marie Novacek aus Böhmen, identifiziert werden. Diese war bereits über 25 Mal wegen Prostitution und Alkoholsucht vorbestraft. Da Josef Wrbik bis zum Mord als ehrenwerter Beamter galt, der tadellos 30 Jahre lang treu der Stadt Wien gedient hatte und geständig war, fiel das Urteil mit 7 Jahren Kerker recht milde aus, weshalb die Staatsanwaltschaft Berufung einlegte, woraufhin Josef Wrbiks Haftstrafe auf 12 Jahre erhöht wurde. Doch schon nach 8 Jahren wurde dieser wegen guter Führung entlassen. Zur damaligen Zeit wurden Morde an Prostituierten meist nicht sonderlich hart geahndet, da diese als Frauen mit verkommenem Charakter galten. Übrigens gibt es sogar eine Stellung beim Geschlechtsverkehr, die nach der Donaumetropole Wien benannt wurde. Bei dieser handelt es sich um die Wiener Auster. Dabei liegt die Frau auf dem Rücken und schlägt die Beine über die Schultern des Mannes, der nun ganz tief in sie eindringen kann. Besonders gelenkige Frauen klammern die Beine hinter dem Rücken des Mannes zusammen. Der Name der Sexpraktik soll vom Wiener Maler Peter Johann Nepomuk Geiger stammen, der ein Paar in dieser erotischen Stellung 1840 gemalt hatte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Karl-Borromäus-Brunnen, in dem Josef Wrbik einst Marie Novaceks Arme entsorgt hatte. 🙂

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