Im 16. und 17. Jahrhundert wurden Menschen nicht nur der Hexerei und Zauberei bezichtigt, sondern auch der Werwölferei. Einer der tatsächlich als Werwolf überführt wurde, war 1605 Martin Blome. Dieser erblickte 1562 als Sohn eines abhängigen Kleinbauern in einer armseligen Hütte in Greven das Licht der Welt. Martin Blome ging in Münster zur Domschule und arbeite danach als Kaufmannsgehilfe bei seinem Onkel Johann von Coesfeld in Neuss. Anschließend war er in der Botendienststelle auf der kurfürstlichen Kanzlei in Münster tätig, bevor er sich als Gemischtwarenhändler auf der Rothenburg selbständig machte. Sein Geschäft florierte und bald schon weitete sich sein Handel bis ins Ausland aus. Natürlich wunderten sich die Leute womit der Junge aus armen Elternhaus sich so einen Handel hatte aufbauen können. Schnell kursierten diverse Gerüchte. Der in zweiter Ehe verheiratete Martin Blome sei in Wirklichkeit ein Werwolf, der zwischen Uelsen und Hardenberg einen Kaufmann auf seinem weißen Pferd ausgeraubt habe. Auch sollte er eine Marie Offenbrügge ermordet haben, um deren Tuchwaren zu stehlen. Zwischenzeitlich vermisste der Soldat Schramhenrich, der im Münster Stadtteil St. Mauritz wohnte, im Herbst seine Ehefrau Christina. Schon länger hatte es in der Ehe gekriselt, weshalb Christina ihn verlassen hatte und seitdem war diese wie vom Erdboden verschluckt. Dem Soldaten Schramhenrich wurde im Frühjahr 1605 zugetragen, dass seine Ehefrau Christina von Fuhrleuten zusammen mit dem dubiosen Martin Blome in Holtmanns Kruge am Hardenberg bei Itterbeck gesehen worden war. Daraufhin bat dieser seinen Freund Johann Schulte sich in der Gegend umzuhören. Dieser suchte den Richter von Uelsen auf, der ihm mitteilte, dass Anfang Januar 1605 abseits des Weges von Uelsen nach Itterbeck eine erwürgte Frau, deren Nase, beide Ohren und ein Finger abgeschnitten waren, so als ob ein Wolf sie gerissen hatte, gefunden worden war. Neben der Leiche lag ihr Strohhut und ein Korb. Diese beiden Gegenstände nahm Schulte mit zu Schramhenrich, der diese eindeutig als die seiner Ehefrau identifizierte. Doch wer hatte Christina ermordet, steckte Martin Blome dahinter? Um diese Frage zu klären, heckten Schramhenrich und Schulte einen Plan aus. Sie nahmen die am Tatort gefundenen Gegenstände mit in Martin Blomes Stammgaststätte, die sich neben der Minoritenkirche an der Neubrückenstraße befand. Dort platzierten sie diese so, dass wenn dieser das Wirtshaus betrat, diese sofort erblickte. Als Martin Blome eintrat und die Gegenstände sah, wurde er kreidebleich und wollte sogleich wissen, wo diese gefunden worden waren. Es bestand kein Zweifel, dass Blome die Gegenstände erkannt hatte. Am nächsten Tag verhörte die Polizei zur Aufklärung des Mordes an Christina Schramhenrich die Fuhrleute, die angaben, dass Martin Blome zusammen mit Christina Schramhenrich im Holtmanns Kruge bei Hardenberg übernachtet hatte. Als diese am nächsten Tag aufbrechen wollte, verspotteten einige Christina als Ehebrecherin, die daraufhin in die Heide flüchtete. Da Ehebruch strafbar war und der Schultheiß bestätigte, dass Blome im Holtmanns Kruge mit Christina Schramhenrich logiert hatte, wurde dieser auf Veranlassung des Stadtrats von Münster am 28. März 1605 wegen Ehebruchs verhaftet und gleichzeitig wurden die Untersuchungen im Mordfall Christina Schramhenrich vertieft. Martin Blome wurde verhört, der zwar zugab ein Stelldichein in Holtmanns Kruge mit Christina Schramhenrich gehabt zu haben, doch den Mord an dieser bestritt er vehement. Stattdessen beschuldigte er einen Wasenmeister am nächsten Morgen mit Christina Schramhenrich weggegangen zu sein. Er gab an, dass die Leiche mit einem Lazarusrock bedeckt gewesen war. Einen solchen hatte auch der Wasenmeister getragen. Martin Blome wurde von den Richtern auch zu seinem Vermögen befragt. Seinen plötzlichen Reichtum begründete er damit, dass ihm sein Onkel Geld geschenkt hatte, dass dieser geerbt hatte. Zudem hatte er stets hart für sein Geld gearbeitet. Nachdem Verhör wurde der Freigraf Johann Kerkerinek nach Uelsen, Itterbeck, Neuenland und Nordhorn geschickt. Als dieser zurückkehrte, hatte er Indizien gesammelt, die den Verdacht gegen Martin Blome erhärteten. Am 23. April wurde Martin Blome erneut vernommen. Diesmal aber unter dem Einsatz der Folter, was als peinliches Verhör bezeichnet wurde und in Münster im Niesingturm und Ludgeritor stattfand. Dabei wurde den Beschuldigten alle Indizien nochmals vorgetragen und zur Wahrheit ermahnt. Wenn der Beschuldigte danach kein Geständnis ablegte, begann der Scharfrichter mit der Folter. Zuerst wurden dem Beschuldigten die Folterinstrumente gezeigt. Anschließend musste sich der Häftling entkleiden und die Folterinstrumente wurden ihm angelegt. Wenn der Beschuldigte immer noch nicht redete, begann der Scharfrichter mit der Folter. Diese Folter bestand aus dem Anlegen von Daumen- und Beinschrauben, die mit Peitschenhieben und dem Aufziehen gesteigert wurden. Beim Aufziehen wurden dem Beschuldigen die Hände am Rücken gefesselt und der Körper mit einem an den Händen befestigten Seil hochgezogen, um die Schmerzen zu erhöhen wurden Gewichte an die Füße gehängt. Darüber hinaus wurde die Folter durch Schlaf- und Nahrungsentzug, das Abreißen von Finger- und Zehennägeln sowie dem Bock, der mit scharfen Klingen bestückt war, verschärft. Martin Blome gestand unter Folter als Wolf in Menschengestalt Christina Schramhenrich erwürgt und dabei wie ein Wolf ihr Gesicht zerstückelt zu haben. Am 9. Juli 1605 wurde Martin Blome wegen dem Mord an Christina Schramhenrich und Ehebruch von den Richtern für schuldig befunden und zum Tode verurteilt. Martin Blome erhielt nach der peinlichen Halsgerichtsordnung für das Heilige Römische Reich deutscher Nation, die Kaiser Karl V. 1532 auf dem Reichstag zu Regensburg erlassen hatte, der sogenannten Constitutio Criminalis Carolina, die schwerste Todesstrafe. Diese sah bei Mördern das Rädern vor. Martin Blome wurde noch am selben Tag des Urteils auf ein Rad gesetzt. Mit der Axt schlug der Scharfrichter Arme und Beine entzwei und erst nach einiger Zeit wurde er enthauptet. Sein lebloser Körper blieb als Mahnmal auf dem Rad und der Kopf wurde auf dem Radpfahl aufgespießt. So endete das Leben von Martin Blome, dem angeblichen Werwolf. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Münster, wo Martin Blome seinen letzten Atemzug nahm, bevor er hingerichtet wurde. 🙂


















