Der erste Mordfall in Deutschland, der mithilfe der Daktyloskopie geklärt werden konnte, war der Mord an der Dresdner Beamtenwitwe Anna Marie Lehmann. Daktyloskopie ist ein kriminalistisches Verfahren zur Personenidentifizierung anhand der Papillarlinien von Fingern, Handflächen und Fußsohlen. Durch dieses Verfahren wurde 1914 der Mord an Anna Marie Lehmann gelöst, die am Abend des 4. Julis von Hausbewohnern tot in ihrer Wohnung mit einer Schnur um ihren Hals aufgefunden worden war. Die Spurensicherung untersuchte die Wohnung der Toten und fand sowohl an der Schlafzimmertür als auch auf einer Geldkassette Fingerabdrücke. Dies waren die einzigen Spuren, die die Kripo hatte. Denn eine Befragung des nähren Umfeldes blieb ergebnislos, auch gab es keine Zeugen. Wer hatte die Witwe getötet? Dann geschah das Wunder. Denn erstmals in der deutschen Kriminalgeschichte führten die gefundenen Fingerabdrücke in der Wohnung der Toten zum Mörder. Aus einer Sammlung von 150.000 Karten mit Fingerabdrücken wurde die Karte gefunden, die mit den Fingerabdrücken an der Geldkassette und Schlafzimmertür aus der Wohnung der Beamtenwitwe übereinstimmten und diese stammten von der Schneiderin Marie Margarethe Müller. Ohne diese Fingerabdrücke hätte die Kripo diese nie in Verdacht gehabt. Marie Margarethe Müller wurde sofort verhaftet, bestritt im Verhör aber energisch die Beamtenwitwe ermordet zu haben. Die Fingerabdrücke wurden der Schneiderin vor einem Jahr abgenommen, da sie wegen einer Abtreibung verhaftet worden war. Der Tod der Beamtenwitwe erinnerte den leitenden Kommissar an einen ähnlichen Fall, der sich im Mai 1914 ereignet hatte. Damals war eine 86 Jahre alte Dame tot in ihrer Wohnung in einem Haus am Elbufer aufgefunden worden. Diese hatte wie die Beamtenwitwe einen roten Streifen am Hals gehabt. Der Polizeiarzt ging trotzdem aufgrund des Alters von einem natürlichen Tod aus, da diese wahrscheinlich längere Zeit mit seitlich gedrückten Kopf gelegen und sich so das Blut in der gebildeten Hautfalte gestaut habe. Trotzdem hatte der Erkennungsdienst die Fingerabdrücke, die nicht von den Hausbewohnern stammten, gesichert. Diese Fingerabdrücke wurden mit denen der Schneiderin Müller verglichen und auch diesmal stimmten diese überein. Die Schneiderin Müller hatte beide Frauen aus Geldgier getötet. Die Doppelmörderin wurde wegen zweifachen Mordes angeklagt und die Geschworenen sahen es durch die Fingerabdrücke als erwiesen an, dass Marie Margarethe Müller beide Frauen kaltblütig ermordet hatte, obwohl diese bis zum Schluss die Morde an den Frauen leugnete. Die Schneiderin Müller wurde zum Tode verurteilt und hingerichtet. Durch das Fingerabdruckverfahren wurde erstmals in Deutschland eine Mörderin überführt. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Dresden, in dem beide Frauen bis zu ihrem gewaltsamen Tod gelebt hatten. 🙂










