Wie gewonnen, so zerronnen

Isabella Mueller @isabella_muenchen Tallinn

In den alten Zeiten, wo das Wünschen noch geholfen hat, lebte ein armer alter Mann namens Loppi zusammen mit seiner Frau Lappi in einer ärmlichen Hütte in Estland. Alle ihre Kinder waren bereits verstorben, so dass sie nur noch einander hatten. Doch anstatt darüber froh zu sein, gaben sie sich gegenseitig die Schuld an ihrem erbärmlichen Leben. Wenn sie jeweils einen anderen Partner geheiratet hätten, da waren sich beide sicher, dann wäre ihr Leben deutlich besser verlaufen. Sie zankten sich deshalb täglich und eines Tages sprachen beide gleichzeitig den Wunsch aus, sich ein anderes Leben zu wünschen. Plötzlich erschien ihnen eine fremde, vornehm gekleidete Frau, die ihnen mitteilte, dass ihnen 3 Wünsche, wenn 3 Tage vergangen seien, erfüllt würden. Diese würden alle ihre Sorgen lindern. Dann verschwand die Frau wieder. Das Ehepaar grübelte fortan, was sie sich nur wünschen sollten. Am dritten Tag hatte Lappi eine Kohlsuppe gekocht, die sie gemeinsam am Esstisch zu sich nahmen. Da rutschte es Lappi heraus, dass die Suppe noch besser mit einer Wurst darin schmecken würde. Sogleich fiel eine Wurst von der Zimmerdecke auf den Tisch. Damit war der erste Wunsch vertan. Loppi war so zornig darüber, dass seine Frau den Wunsch so leichtsinnig geäußert hatte, dass er sich wünschte, die Wurst würde nun an ihrer Nase für immer kleben bleiben, was sofort geschah. Nun war auch der zweite Wunsch Geschichte. Da Lappi nicht mit einer Wurst im Gesicht herumlaufen wollte, wünschte sie sich, dass diese wieder verschwinde, was sodann auch passierte. Nun waren alle 3 Wünsche aufgebraucht und nichts hatte sich geändert. Vergeblich wartete das Ehepaar täglich auf die fremde Frau, die ihnen nie wieder erschien. Sie hatten ihre Chance vertan. Denn wer ein unerwartetes Glück nicht gleich beim Schopfe packt und festzuhalten weiß, der hat es verscherzt. Diese Redewendung geht auf den griechischen Gott Kairos zurück, einem geflügelten Gott der günstigen Gelegenheit, der so schnell war, dass man ihn erst bemerkte, wenn er vor einem stand. Um diesen festzuhalten, musste man ihn an seinem langen Haarschopf an der Stirn fassen, denn sein Hinterkopf war kahl. Wenn er also vorbeigeeilt war, hatte man seine günstige Gelegenheit verpasst. In diesem Sinne wünsche ich Dir einen wunderschönen Silvesterabend mit vielen magischen Momenten und ein glückliches neues Jahr, in dem wir uns an unsere kleine Schätze erinnern, die wir haben und anstatt uns darüber zu ärgern, was wir nicht haben, sich an dem zu erfreuen, was wir haben und das Beste daraus zu machen. Einen guten Rutsch ins Jahr 2023 und danke, an alle, die meinen Blog lesen. Happy New Year, Deine Isabella -:) P.S. Viel Freude mit meinen Fotos von Estlands Hauptstadt Tallinn, dem Heimatland von Loppi und Lappi. 🙂

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