Blut für Blut dieses Gesetz der Blutrache sieht das albanische Gewohnheitsrecht Kanun vor, das einst in den Bergen des nördlichen Albaniens entstand und bis heute von den patriarchalisch-katholisch geprägten Familien praktiziert wird. Einer dieser Morde im Namen der Ehre wurde an dem erst 19 Jahre alten Albaner Xhoi M. im April 2017 verübt, der Oper einer Blutfehde wurde, die bereits seit dem Jahr 2000 zwischen seiner Familie und einer weiteren albanischen Familie bestand. Denn sein Onkel hatte in der albanischen Region Elbasan einen Mann der anderen Familie im Streit um Schulden auf offener Straße erschossen. Zwar kam dieser in Albanien ins Gefängnis. Doch der Mord musste nach dem Kanun gerächt werden. Noch bevor die Familie von Xhoi M. nach Griechenland fliehen konnte, wurde sein Vater am 15. Dezember 2000 in der albanischen Stadt Korça eiskalt niedergeschossen, weshalb seine Mutter mit ihren beiden Söhnen nach Griechenland auswanderte und erst nach 10 Jahren in die albanische Hauptstadt Tirana zurückgekehrte. Aufgrund ihrer schlechten wirtschaftlichen Lage und aus Angst vor einem Anschlag auf Xhoi, dem ein Rachemord sobald er volljährig war drohte, stellte dessen Mutter 2015 einen Asylantrag in Deutschland. In Deutschland rutschte Xhoi in die Drogenszene ab und landete schließlich im Gefängnis. Nach seinem Gefängnisaufenthalt geriet Xhoi ins Visier des albanischen Gegenclans. Denn die bestehende Blutfehde war noch lange nicht Geschichte. Den Aufenthaltsort von Xhoi spürten seine späteren Mörder durch Facebook-Postings auf. Am 20. April 2017 lockte ein 46 Jahre alter aus Albanien stammender Mann mit deutscher Staatsbürgerschaft, der in Göppingen eine Autowaschanlage betrieb, Xhoi unter den Vorwand eines lukrativen Drogengeschäftes an den Anglersee in Erbach. Dort überwältigte er zusammen mit einem Komplizen Xhoi, stülpten ihm eine Plastiktüte über den Kopf und schlugen Xhoi mit einem Zimmermannshammer mindestens 8 Mal auf den Hinterkopf. Als dieser tot war, beschwerten sie seine Leiche mit einer 19 Kilogramm schweren Betonsäule und versenkten diese im See. Am 22. Mai 2017 wurde diese geborgen und die “Soko See” gegründet, deren Ermittlungen schnell zu dem 46 Jahre alten Besitzer der Autowaschanlage in Göppingen führte, der durch verwandtschaftliche Beziehungen in die Blutfehde involviert war. Dieser gestand nur als Handlanger des Profikillers “Don” tätig gewesen zu sein. Doch dies war unerheblich, da beide Männer in klarer Mordabsicht gehandelt hatten. Im April 2019 wurde der Besitzer der Autowaschanlage von dem Landgericht Ulm zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe wegen dem Mord an Xhoi M. verurteilt. Die Mutter und der Bruder von Xhoi kamen ins Zeugenschutzprogramm. Denn Blutrache oder Mord im Namen der Ehre sind nach wie vor ein fester Bestandteil des Kriminalitätsgeschehens auch in Deutschland und werden trotz Verboten weiterhin praktiziert. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Erbach, wo unweit am Anglersee Xhoi aus Blutrache ermordet worden war. 🙂
















