Das kleine Luder

Isabella Müller Le Havre Frankreich @isabella_muenchen

Die hübsche Violette Noziére verewigte sich in der Kriminalgeschichte Frankreichs dadurch, dass sie bereits im Alter von 18 Jahren versucht hatte, ihre Eltern umzubringen. Für ihren Vater endete dieser Mordversuch tatsächlich tödlich. Doch was war Violettes Tatmotiv? Diese Frage blieb bis zu ihrem Geständnis zunächst unbeantwortet. Violette erblickte am 1. Januar 1915 in Neuvy-sur-Loire als Tochter der Schneiderin Germaine und ihrem Vater, dem Mechaniker Baptiste Noziére, das Licht der Welt. Violette war ein absolutes Wunschkind. Besonders ihre Mutter war nach ihrer ersten Ehe, die von Gewalt geprägt war, überglücklich endlich eine kleine, liebevolle Familie zu haben. Nach Violettes Geburt zog die Familie in eine kleine Wohnung nach Paris. Nach der Grundschule besuchte die hübsche Violette das Gymnasium, wurde aber wegen ihrer schlechten schulischen Leistungen und ihres oft schamlosen Verhaltens im Sommer 1931 von dort verwiesen. Violette, deren Eltern sie vergötterten, war ebenso schön wie intrigant und gab einzig den Lehrern die Schuld an ihrem Schulverweis, da diese sich gegen sie verbündet hatten. Violette wechselte auf das Lycée Fénelon im Quartier Latin, das berüchtigt für sein Rotlichtviertel war. Statt das Gymnasium zu besuchen, vergnügte sich Violette lieber mit Männern, die dem bildhübschen, jungen Mädchen viel Geld für sexuelle Dienstleistungen boten. Violette liebte diese Macht über Männer zu haben. Ihre Eltern ahnten nichts davon. Selbst als ihre Mutter sie täglich von der Schule abholte, nachdem Violette diese bestohlen hatte, mischte sie sich so gekonnt unter die herausströmenden Schülerinnen, dass ihr Schulschwänzen gar nicht auffiel. Violette ließ sich sogar nackt für Zeitungen fotografieren. Als 1932 bei ihr Syphilis diagnostiziert wurde, begann sie eine Liebschaft mit dem Arzt Dr. Henri Deron, der ihr ein Jungfräulichkeitsattest ausstellte, damit ihre Eltern keinen Verdacht schöpften. Kurzerhand erklärte er diesen, dass es sich um eine Vererbung der Krankheit handelte. Dies machte sich Violette zu nutzten, die im März 1933 ihren ersten Versuch unternahm, ihre Eltern zu vergiften, indem sie ihnen das Schlafmittel Somenal verabreichte, um sie vor einer Ansteckung mit Syphilis zu schützen. Da die Dosis jedoch zu gering war, überlebten beide Elternteile. Dann begegnete Violette im Juni 1933 dem mittellosen, aber gut aussehenden Studenten Jean Dabin, dem sie komplett verfiel und fortan sein Leben finanzierte. Violette träumte davon mit ihm eines Tages im Bugatti an die Côte d’Azur zu reisen und dort zu leben. Am 21. August 1933 versuchte sie ihre Eltern erneut zu vergiften. Damit ihre Eltern das Wasserglas mit dem aufgelösten Schlafpulver tranken, hatte sie extra ein Schreiben ihres Hausarztes gefälscht, in dem dieses als Schutz vor Syphilis helfen sollte. Die Vergiftung wollte sie als gemeinschaftlichen Suizid aussehen lassen, weshalb Violette den Gashahn aufdrehte und dadurch ein kleines Feuer entfachte. Für ihren Vater endete die Vergiftung tödlich, während ihre Mutter diese überlebte. Doch die Polizei schöpfte schnell Verdacht, dass der Selbstmord nur fingiert war, da der Gasausstoß für einen Suizid nicht ausgereicht hätte. Zudem fanden die Gendarmen in der Wohnung das angebliche Mittel gegen Syphilis. Dieses untersuchte der Chemiker Prof. Kohn-Abrest, der Phenobarbitol nachweisen konnte. Nach einer Woche auf der Flucht wurde Violette am 28. August 1933 verhaftet. Aber warum wollte diese ihre Eltern töten? Im Polizeiverhör gestand Violett, dass sie von ihrem Vater seit ihrem 12. Lebensjahr mindestens 1 Mal in der Woche, wenn ihre Mutter außer Haus war, vergewaltigt worden war. Aufgrund dieses sexuellen Missbrauchs wollte sie ihre Eltern umbringen. Drei Jahre später widerrief sie diesen Missbrauchsvorwurf wieder. Am 10. Oktober 1934 begann der Strafprozess gegen die inzwischen 19 Jahre alte Violette, die zum Tode durch das Schafott verurteilt wurde. Nachdem eine Revision ihres Anwalts abgelehnt worden war, reichte dieser einen Gnadengesuch beim französischen Staatspräsidenten Albert Lebrun ein, der das Todesurteil an Weihnachten 1934 in lebenslange Zwangsarbeit umwandelte. Ihre Strafe wurde auf 12 Jahre Haft verringert, die sie im Gefängnis in Rennes verbüßte. Am 29. August 1945 wurde Violette aus der Haft entlassen, die danach eine eigne Familie gründete. Sie bekam 5 Kinder und lebte fortan in Rouen, wo der Gerichtshof ihr im März 1963 ihre Rehabilitierung verkündigte. Violette war mit sich im Reinen und endlich glücklich. Doch drei Jahre nach ihrer Rehabilitierung verstarb sie an den Folgen einer Krebserkrankung. So endete das Leben des einstigen Luders, aus der eine liebende Mutter geworden war. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der französischen Hafenstadt Le Havre, dem Heimatland von Violette Noziére. 🙂

Verfasst von

Webseite: www.isabellamueller.com . Email: post@isabellas.blog . Instagram: @isabella_muenchen . Facebook: @IsabellaMuenchen . Twitter: @IsabellaMuelle9