Die Mordweihnacht

Isabella Müller München @isabella_muenchen

Vor rund 300 Jahren ereignete sich in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember 1705 das wohl blutigste Weihnachtsfest in der Weltgeschichte, das in die Geschichtsbücher als die Sendlinger Mordweihnacht einging. In jener Nacht hatten sich über 3000 tapfere Bauern aus dem Oberland aufgemacht, um die bayerische Landeshauptstadt München einzunehmen. Sie wollten damit die kaiserliche Besatzung beenden, da ganz Bayern von den habsburgischen Truppen Kaiser Joseph I. besetzt war. Unter dem Motto “Lieber bayrisch sterben als kaiserlich verderben” stürmten die aufständischen Bauern unter der Führung des Bauern Georg Aberle das Rote Tor in München. Doch nach Sonnenaufgang kehrten die zuvor vertriebenen kaiserlichen Truppen von Osten schwer bewaffnet zurück und schossen die Bauern nieder. Einige konnten sich bis Sendling zur alten Pfarrkirche retten, wo ein Schmied aus Kochel dutzende Gegner mit seiner 50 Kilogramm schweren nagelbespickten Keule niederschlug. Da dieser bis zum Tod die blau-weiße Rautenfahne Bayerns verteidigt haben soll, wurde er für seine Heldentat zum bayrischen Volksheld hochstilisiert. Die Bauern ergaben sich schließlich und legten aufgrund ihrer aussichtslosen Lage ihre Waffen nieder, nachdem ihnen die Offiziere Pardon, die Schonung des Lebens des Gegners, versprochen hatten. Doch die Infanterie metzelte die Bauern einfach nieder. Damit war der blutige Bauernaufstand Geschichte, der über 1.100 Männern das Leben gekostet hatte und deren gefasste Anführer im Januar 1706 auf dem Marienplatz enthauptet und gevierteilt wurden. Auslöser für die Rebellion war, dass Bayerns Kurfürst Maximilian II. Emanuel eine Allianz mit dem Franzosenkönig Ludwig XIV. gegen die Habsburger Kaiser und deren deutsche Verbündete geschlossen hatte. Doch im Spanischen Erbfolgekrieg erlitten Maximilians Truppen zwei schwere Niederschläge gegen die kaiserlichen Heere. Letztendlich musste der Kurfürst in die Niederlande fliehen und Bayern wurde von den österreichischen Truppen besetzt, die binnen kürzester Zeit 12.000 Männer in die kaiserliche Armee rekrutierten, die Steuern drastisch erhöhten, die Bürger grundlos inhaftieren und Frauen vergewaltigten. Diesen Zustand wollten die Bauern durch eine Rebellion beenden. Tatsächlich bewirkte der Aufstand, dass die Steuerforderungen und Zwangsabgaben gesenkt sowie die Zwangsrekrutierung eingestellt wurde. Die Rebellion hatte sich folglich doch gelohnt. Bis heute erinnert ein besonderes Schauspiel im Münchner Stadtteil Sendling an den Bauernaufstand, in dem zu Weihnachten alte Männer mit Bärten, Lederhose und Fahnenträger mit goldbestickten Tuch zur Sendlinger Pfarrkirche laufen. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von München, in dem einst die Bauernschlacht stattfand und einen schönen 1. Weihnachtsfeiertag mit vielen magischen Momenten. 🙂

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