Die Leichenfässer im Stausee

Isabella Müller Prag @isabella_muenchen

Einen wahrhaft gruseligen Fund machte die tschechische Polizei im großen Stausee Orlík, der südlich von Prag liegt. Dort wurde in einem rostigen Fass eine zerstückelte Leiche, die mit Natronlauge übergossen worden war, um diese damit zu zersetzten, gefunden. Bald darauf fanden Taucher der Polizei im Sommer 1995 weitere Leichen in Fässern. Die Opfer waren allesamt zwielichtige Geschäftsleute, die wie die Polizei später herausfand mit der Aussicht auf lukrative Geschäfte große Summen Bargeld bei sich hatten, weswegen sie sterben mussten. Anschließend wurden die Leichen in Fässer gesteckt, mit Lauge übergossen und im Stausee versenkt. Die Mordserie ereignete sich von 1981 bis 1993 und wurde von einer kriminellen Bande begangen, die später in den Medien den Namen Orlík-Mörder erhielten. Das Oberhaupt der Bande war Karel Karlos Kopác, der zusammen mit seinem Kindheitsfreund Vladimír Kuna, seiner Schwester Irena Meierová, deren Freund Petr Chodounský und seinem Freund Ludvík Černý die Mordserie verübte. Das erste Opfer der Bande wurde der Geschäftsmann Aleš Katovský, den Kopác 1991 kennen gelernt hatte und der ihn danach als Bodyguard engagiert hatte. Am 5. April setzte die Bande den Plan den Geschäftsmann auszurauben und anschließend zu töten in die Tat. Kopác fuhr an jenem Tag mit diesem zu einem Kunden nach Rudná, der an einem Währungsumtausch interessiert war. Der Kunde war in Wirklichkeit aber das Banden-Mitglied Černý, der diesen im Auto per Kopfschuss tötete. Danach wickelten sie die Leiche in einer Mülldeponie in ein Drahtgeflecht und entsorgten diese im Stausee. Ihre Beute betrug 800.000 Kronen. Am 9. Januar 1992 wurde Leorent Lipoveci das zweite Opfer der Bande, der von Kopác in dessen Wohnung, wo sich auch Černý und Kuna aufhielten, eine Waffe kaufen wollte. Als dieser dabei war sich eine Waffe auszusuchen, schoss ihm Černý plötzlich völlig grundlos in den Kopf. Seit dem wurde dieser “Patient” in Anspielung auf eine psychiatrische Anstalt genannt. Ihre Beute betrug 30.000 Kronen. Nachdem Mord kam Kuna die Idee, die Leichen fortan in Fässern zu stecken, diese mit Säure zu übergießen und im Stausee zu entsorgen. Das dritte Opfer wurde der Antiquitätenhändler Vlastimir Hodr, dem Černý ein goldenes Sigel stehlen wollte. Er tötete diesen im Alleingang. Danach rief er Kopác und Kuna zur Beseitigung der Leiche um Hilfe. Das vierte Opfer war Kunas Mutter Anna Medková. Um diese aus dem Weg zu räumen, schickten sie ihr am 7. Februar 1992 ein Paket in ihr Haus nach Mnichovice. Dieses enthielt TNT, Semtex und Schrauben. Als diese es öffnete, explodierte das Paket. Kunas Mutter erlitt schwere Verletzungen, war aber nicht gestorben, weshalb Kuna plante diese im Krankenhaus mit einem Kissen zu ersticken. Doch nach 5 Tagen verstarb diese im Krankenhaus. Insgesamt brachte der Tod von Kunas Mutter 1,6 Millionen Kronen ein. Danach versuchte Černý einen Mordversuch an dem Polzisten Ján Mato, um an dessen Dienstabzeichen und seine Wohnung zu kommen. Doch dieser missglückte, da die Waffe blockierte und nicht feuerte. Der Polizist wurde erst 2002 in einer Prager U-Bahn ermordet. Den nächsten Mord verübte Černý ohne jegliche Beteiligung seiner Bandenmitglieder. Er tötete im Auftrag von jugoslawischen Drogenhändlern am 1. Juni 1993 den Kosovo-Albaner Afrim Kryziu. Für dessen Mord erhielt er 100.000 Kronen. Die Bande plante einen Erotikclub zu eröffnen, aber keiner war kreditwürdig, weshalb Kopáč seinen Schwager Jaroslav Meierová bat, ein Bankdarlehen auf sein Haus aufzunehmen. Dieser lehnte jedoch ab. Als Jaroslavs Ehefrau Irena davon erfuhr, stimmte diese zu, wenn ihr Bruder und seine Freunde ihren Ehemann ums Eck bringen würden. Irena wollte mit Petr Choudounsky zusammenleben. Kopáč stimmte zunächst zu, ließ aber den Auftragsmord nicht ausführen, weshalb seine Schwester und ihr Freund Černý anheuerten, der am 6. Juli 1993 Irenas Ehemann tötete. Dafür gab es 100.000 Kronen. Knapp ein halbes Jahr später kam es am 7. Januar 1994 zu einem schrecklichen Autounfall. Kuna war mit Kopáč im Auto unterwegs, als dieser die Kontrolle verlor. Während Kuna nur leicht verletzt wurde, war Kopáč seitdem querschnittsgelähmt, der keinerlei krimineller Aktivität mehr nachgehen wollte. Im Januar 1993 kamen erstmals Gerüchte auf, dass Geschäftsmänner urplötzlich verschwunden waren. Černý heizte diese noch an, da er mit den Morden prahlte. Beweise dafür gab es keine, bis in Černýs Auto, das einst dem ermordeten Aleš Katovský gehört hatte, der es einem Autohändler verkauft hatte, Blutspuren auf dem Spitz gefunden wurden. Darüber hinaus kam heraus, dass Černý sich ein Auto zum mutmaßlichen Zeitpunkt des Verschwindens von Aleš Katovský geliehen hatte. Die Anzahl der gefahrenen Kilometer führten zum Orlík-Stausee, den am 10. Juli 1995 Taucher der Polizei absuchten und nach einigen Tagen die Fässer sowie den in Draht gewickelten Leichnam fanden. Als Kopáč davon im Fernsehen erfuhr, wollte dieser sich das Leben nehmen. Anfangs weigerte sich Kopáč zu kooperieren, dem bei seiner Verhaftung in den Schritt geschossen wurde. Doch nachdem dieser erfahren hatte, dass die anderen ihm die ganze Schuld in die Schuhe geschoben hatten, packte dieser schonungslos aus. Er legte ein schriftliches Geständnis ab. Aus diesem ging hervor, dass die Lauge von Ivan Roubal stammte. Von dem Geld hatte sich Kopáč eine Villa im Stadtteil Vysočany gekauft, wo er ein Fitness-Studio einrichten wollte. Nach einem vier Monate langen Prozess wurden am 18. April 1997 alle 5 Angeklagten für schuldig befunden. Ludvík Černý und Vladimír Kuna erhielten eine lebenslange Haftstrafe, Karel Kopáč wurde zu 21 Jahren Haft, Petr Chodounský zu 14 Jahren Haft und Irena Meierová zu 12 Jahren Haft verurteilt. Alle legten gegen ihre Verurteilung Berufung ein. Doch das Berufungsgericht verkürzte nur die Strafe von Meierová auf 10 Jahre und von Kuna auf 25 Jahre. Karel Kopáč konnte dieses Urteil nicht akzeptieren. Er erhängte sich am 15. April 2004 mit seinen Pyjama-Kordeln im Kuřim-Gefängnis. Seine Schwester wurde 2002 auf Bewährung entlassen, die unter neuer Identität in Jinočany lebt. Anno 2011 wurde Petr Chodounský aus der Haft entlassen. Am 18. Juni 2013 wurde Vladimír Kuna wegen guter Führung aus der Haft entlassen, der mit seiner neuen Ehefrau, die er im Gefängnis geheiratet hat, in der Nähe von Chomutov lebt. Ludvík Černý änderte seinen Namen in Zámečník, der am 5. Oktober 2017 seine Bewährung beantragte, die jedoch abgelehnt wurde, da sich herausstellte, dass dieser bereits 1990 und auch während der Haft Straftaten begangen hatte. Die Fässer, in denen sich die Leichen einst befanden, können heute im Polizeimuseum in Prag bewundert werden. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der tschechischen Hauptstadt Prag, die 80 Kilometer entfernt von dem Orlík Stausee liegt. 🙂

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