Dracula lässt grüßen in der Gruftkapelle

Isabella Müller Heilbronn Baden Württemberg Deutschland @isabella_muenchen

Etwas versteckt befindet sich in Treschklingen, einem Stadtteil von Bad Rappenau im Landkreis Heilbronn, die Gruftkapelle der Freiherren von Gemmingen. In dieser Privatkapelle wurden bis 1991 insgesamt 18 Menschen des Geschlechts von Gemmingen beigesetzt. Die Kapelle, die wenige Meter vom Friedhof des Orts entfernt ist, besuchte ich mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Über einem Kiesweg gesäumt von Bäumen kam ich zur Gruftkapelle. Der klassizistische Bau mit 6 Rundbogenfenstern, die mit 20 Allianzwappen und 5 Einzelwappen der Freiherren von Gemmingen verziert sind, hat eine imposante Portalbekrönung. Leider ist die Kapelle nur zu bestimmten Anlässen für die Öffentlichkeit zugänglich und deshalb musste ein Blick durchs spinnennetzbehangene Schlüsselloch in ihr Inneres genügen. Doch Graf Dracula oder einer der adligen Verstorbenen, die dort beigesetzt sind, kamen nicht aus ihren Särgen zum Vorschein. Die gemauerte Grabstätte hatte etwas Mystisches an sich, was vielleicht an der Umgebung des angrenzenden Waldes lag. Die Grundsteinlegung der Familiengruft erfolgte am 6. Juli 1839 unter dem Werkmeister der Rappenauer Saline H. Fritsch und des Mauermeisters Franz Eck. Auftraggeber war Sigmund Johann Nepomuk. Am 10. September 1839 wurde die Kapelle eingeweiht. Der Grund für die Errichtung dieser kostspieligen Gruftkapelle war, dass der Ort Trechklingen seit dem 16. Jahrhundert rein evangelisch war. Doch die Treschklinger Linie der Freiherren von Gemmingen mit Sigmund Johann Nepomuks Vater Sigmund von Gemmingen war im Jahr 1764 katholisch geworden. Deshalb wurde eine katholische Kirche in Treschklingen als Privat- und Gruftkapelle der Freiherren von Gemmingen errichtet. Die Gruftkapelle durfte nur von den freiherrlichen Familien benutzt werden und hatte kein Pfarrrecht. Die erste Verstorbene, die in der 51 Särge fassenden Gruft beigesetzt wurde, war die Gattin des Bauherren, Charlotte von Gemmingen. Der Altar der Gruftkapelle ist mit einem Gemälde des Münchner Malers Zink geschmückt, das Sigmund Reinhard von Gemmingen 1869 erworben hatte. In den 1950er Jahren erhielt die Gruftkapelle eine Leihglocke aus der Parkkapelle von Preichau. Die ursprünglich dafür vorgesehene Glocke, die 1553 gegossene Bronzeglocke mit 34 Zentimeter Durchmesser und einem Gewicht von 23 Kilogramm, konnte aufgrund des fehlenden Turms nur zwischen zwei Bäumen aufgehängt und mittels einer Stange des damals 14-täglich stattfindenden katholischen Gottesdienstes geläutet werden. Seit 1983 befindet sich die Glocke in Besitz des Friedhofs in Hilden. Die Gruftkapelle in Treschklingen ist eine historische Sehenswürdigkeit, die mir Einblicke in die kostspielige Gruftbestattung gab. Natürlich hätte ich liebend gern einen Blick in ihren Innenraum riskiert, aber es blieb beim Blick durchs Schlüsselloch. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos dieser versteckten Gruftkapelle. 🙂

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