Zu einem der dunkelsten Kapitel des Mittelalters zählte die Hexenverfolgung. Diese Hexenhysterie fand auch in Münster von 1552 bis 1644 statt. In diesem Zeitraum wurden 32 Frauen und 8 Männer wegen des Verdachts der Hexerei und Zauberei angeklagt. Ihre Geständnisse wurden meist durch Folter erzwungen, die in der Folterkammer des Niesingturms stattfanden. Die letzte angeklagte Hexe in Münster, die sogar zweimal gefoltert wurde, war die 60 Jahre alte Anna Holthaus. Diese wurde ausgerechnet von ihrem ehemaligen 8 Jahre alten Pflegesohn Arnold Ramers der Hexerei bezichtigt. Sieben Jahre lang hatte Anna Holthaus sich um den Jungen aufopferungsvoll gekümmert. Doch aus gesundheitlichen Gründen musste sie Arnold in die Obhut von Gertrud Klaholt geben. Gertrud Klaholt kam Arnold merkwürdig vor, da er immer von einem schwarzen Mann mit feurigen Augen redete, der in seinem Zimmer sich aufhielt. Eines Tages nach einem Gottesdienstbesuch berichtete ihr Arnold, dass Anna Holthaus ihn die Hexerei erlernt und ihn mit zum Hexentanz genommen hatte. Da den Jungen zudem nachts schreckliche Albträume quälten, in denen er von einem schwarzen Mann redete, suchte Gertrud Klaholt einen Kapuzinermönch auf, dem sie alles erzählte. Dieser klagte daraufhin Anna Holthaus wegen Hexerei ein. Diese wurde auf Veranlassung des Stadtrats verhaftet und das Untersuchungsverfahren eröffnet. Die erste Zeugenbefragung fand am 30. Dezember 1643 statt. Angehört wurde die neue Pflegemutter von Arnold Ramers, Gertrud Klaholt, der Nachbar von Anna Holthaus, der Baumeister Bernd Neumann sowie deren Dienstmagd Catharina zum Dyckhaus. Gertrud Klaholt sagte aus, was ihr Arnold Ramers erzählt hatte. Zudem erzählte sie, dass der Junge, wenn man diesen mit seinem christlichen Taufnamen ansprach oder das Wort Jesus oder Maria fiel, sofort mit Lachen anfangen würde. Der Nachbar Bernd Neumann konnte nichts Negatives über Anna Holthaus berichten, auch ihre Dienstmagd sprach nur Gutes über Anna Holthaus. Diese hatte eine andere Frau um Hilfe wegen der Krankheit ihres Pflegekindes gebeten, die wiederum eine Wahrsagerin hinzuzog. Die Wahrsagerin behauptete, dass der Großvater von Arnold Ramers als schwarzer Mann mit feurigem Stab auf der Erde wandle und Arnold solche Qualen auferlege. Nach den Zeugenbefragungen wurde nun Anna Holthaus selbst vernommen. Diese stammte ursprünglich aus Albersloh und war unverheiratet. Sie hatte 10 Kinder geboren, die meist im Säuglingsalter gestorben waren. Seit 10 Jahren lebte sie im Münster Stadtteil Überwasser in der Hollenbecker Straße. Vor 7 Jahren hatte sie die Pflege und Erziehung von Arnold Ramers übernommen. Dafür bekam sie jede Woche 8 Pfund Brot, ein halbes Pfund Butter und zwei Maß Getränke. Anna Holthaus gestand, dass sie eine Wahrsagerin konsultiert hatte, da sie wegen der Krankheit von Arnold Ramers, der plötzlich unter schweren Lähmungserscheinungen litt, ratlos war. Diese hatte ihr geraten einen halben Taler an arme Leute zu spenden, was sie auch getan hatte. Trotzdem besserte sich der Gesundheitszustand von dem Jungen nicht. Darum hatte sie 10 Pfund Brot an arme Leute verteilt, da angeblich Arnolds Mutter während ihrer Schwangerschaft solches gelobt hatte. Zuletzt hatte sie für ein halbes Pfund Wachs ein religiöses Bild erworben. Arnold Ramers, der im Hospital lag, wurde am 2. Januar 1644 von den Richtherren höchstpersönlich verhört. Dieser erzählte, dass ihn Anna Holthaus die Kunst der Hexerei beigebracht und zum Hexentanz mitgenommen hatte. Selbst als der Junge Anna gegenübergestellt wurde, hielt er an seinen Beschuldigungen gegen sie fest. Anna Holthaus bestritt die Vorwürfe energisch. Doch Arnold Ramers erhob am 7. Januar weitere schwere Vorwürfe gegen Anna Holthaus. Deshalb verhörten die Richtherren am 9., 11. und 16. Januar weitere Zeugen und abermals Anna Holthaus, was aber zu keinem Ergebnis führte. Darum ließ der Rat vom Stadtsyndikus eine Woche später 23 Fragen zusammenstellen. Diese musste Anna Holthaus beantworten. Da diese Befragung nichts brachte, musste sie abermals 22 Fragen beantworten, die aber keine neuen Belastungsmomente zu Tage brachten. Daraufhin wurde am 28. Januar Arnold Ramers erneut interviewt. Dieser wurde entblößt und ihm wurden Rutschläge angedroht, wenn er nicht die Wahrheit sagen würde. Doch Arnold Ramers blieb bei seinen Anschuldigungen gegen seine ehemalige Pflegemutter Anna Holthaus. Da Annas Tochter aus der Stadt geflüchtet war, wurde dies als Beweis für ihre Schuld gewertet. Das nächste Verhör fand am 15. Februar am Ludgeri-Tor statt. Diesmal unter dem Einsatz von Folter. Doch Anna Holthaus beteuerte ihre Unschuld. Der Scharfrichter Franz Henrich von Rüden hatte auf Annas Rücken ein Stigma bemerkt, das er den Richtherren mitteilte. Anna Holthaus sagte, dass es sich um eine Pestnarbe handelte. Da diese 7 Wochen nach der Folter außer Frostbeulen an den Beinen keine weiteren Verletzungen aufwies, wurde eine erneute Folter angeordnet. Am 10. März wurden Anna beidseitig Beinschrauben angelegt. Sie wurde aufgezogen und mit Rutenstreichen gequält. Doch trotz höllischer Qualen bekannte sich sich nicht der Hexerei für schuldig. Deshalb wurde sie am 14. März, obwohl sie nicht gestanden hatte, vom Rat der Stadt verwiesen. Anna Holthaus wurde am 15. März gegen 12 Uhr mittags vom Freigrafen der Stadt verwiesen und vom Knecht des Scharfrichters Dietrich Bökers vom Ludgeri-Tor aus Münster herausgeführt. Danach wurde Anna Holthaus von Kindern mit Steinen beworfen und schließlich warfen diese sie in den Stadtgraben, wo sie ertrank. Ihr ehemaliger Pflegesohn Arnold Ramers, der weiterhin an seinen Beschuldigungen gegen Anna Holthaus festhielt, wurde versuchsweise in einem Kloster untergebracht. Anna Holthaus war durch dessen Aussagen, nicht nur vom Scharfrichter gefoltert, sondern vom Mob gelyncht worden. So grausam endete das Leben von Anna Holthaus der letzten angeklagten Hexe Münsters. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Münsters Überwasserkirche, die das Wahrzeichen des Stadtteils Überwasser ist, wo Anna Holthaus einst gelebt hatte. 🙂

















