Der Babybrei-Erpresser

Isabella Müller Friedrichshafen Bodensee @isabella_muenchen

Eine der aufsehend erregendsten Erpressungen in Deutschland ereignete sich im Jahr 2017. Ein Mann hatte am 16. September 2017 fünf vergiftete Babybrei-Gläschen in einem Supermarkt in Friedrichshafen platziert und 11,75 Millionen Euro in 35.000 Scheinen gefordert. Diese Forderung hatte er per Email an das Bundeskriminalamt, eine Verbraucherorganisation sowie an Super- und Drogeriemärkte geschickt. Falls diese nicht seinen Forderungen nachkamen, wollte er weitere Produkte vergiften. Die Babynahrung in den Fläschchen war mit Ethylenglycol, einem Frostschutzmittel, vergiftet worden, das je nach Dosierung tödlich wirkt. Nach rund 2 Wochen wandte sich die Polizei an die Öffentlichkeit, die eine Sonderkommission mit 220 Beamten gebildet hatte. Die Medien publizierten die Aufnahmen aus dem Supermarkt, die einen Mann mit Lederjacke und Mütze zeigten, der fünf Babygläschen im Regal abgestellt hatte. Eine bundesweite Fahndung nach dem Erpresser wurde eingeleitet, die schnell zum Erfolg führte, so dass der Erpresser am 29. September 2017 bereits verhaftet werden konnte, als er mit seinem Hund Gassi gehen war. Auf die Schliche war die Polizei dem Erpresser gekommen, da dieser dabei beobachtet worden war, wie er seine Turnschuhe und seinen Laptop in einem Altkleidercontainer geworfen hatte. Doch wer steckte hinter dem Babybrei-Erpresser? Es handelte sich um den 53 Jahre alten Jochen S., eine gescheiterte Existenz aus Ofterdingen bei Tübingen, der wegen seines hohen Schuldenberges zum Erpresser wurde. Seit 30 Jahren war dieser chronisch pleite. Zudem war er wegen Betrugs und Gewaltdelikten bereits vorbestraft. Sowohl beruflich als auch privat glückte ihm nichts. Jeder Versuch als Unternehmer erfolgreich zu sein, ging genauso wie jede Beziehung in die Hose. Bei der Wohnungsdurchsuchung in Ofterdingen fand die Polizei neben dem Gift Ethylenglycol auch Babynahrung. Jochen S. legte ein vollständiges Geständnis ab und wurde im zweiten Verfahren vor der 2. Großen Strafkammer des Landgerichts Ravensburg am 12. Juni 2020 wegen versuchter besonders schwerer räuberischer Erpressung zu einer Freiheitsstrafe von 10 Jahren und 6 Monaten verurteilt. Die Revision des Angeklagten gegen das Landgerichtsurteil wurde vom Bundesgerichtshof mit Beschluss vom 23. Februar 2021 als unbegründet verworfen. Seine Freiheitsstrafe verbüßt Jochen S. nun in der Justizvollzugsanstalt Freiburg, wo der einstige Giftmischer nun tatsächlich in der Gefängnisküche arbeitet. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Friedrichshafen, wo einst Jochen S. vergiftete Babygläschen in ein Supermarktregal deponiert hatte. 🙂

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