Zorro, der Rächer der Armen

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Eine spannende Serie von Banküberfällen ereignete sich von 1985 bis 1995 in Frankfurt am Main, Hamburg, München und Köln. In diesem Zeitraum überfiel ein Mann mit Zorro-Maske über dem Gesicht und einer Schreckschusspistole in der Hand insgesamt 13 Banken in Deutschland. Dabei wandte der Bankräuber nie Gewalt an und entschuldigte sich sogar mit den Worten “Sorry, das ist ein Überfall!” bei den Bankangestellten. Da er stets höflich sowohl zu den Bankangestellten, als auch zu den Bankkunden war und sogar während eines Banküberfalls einem älteren Herren, der nichts von dem Überfall mit bekommen hatte, half ein Überweisungsformular auszufüllen, erhielt er von den Medien den Spitznamen “Zorro, der Gentlemen-Bankräuber”, der sogar beim Verlassen der Bank den Bankangestellten ein Geldbündel als Trinkgeld hinterließ. Doch wer war der freundliche Bankräuber mit der Zorro-Maske überhaupt? Dieser entpuppte sich als Reiner Laux, ein blond gelockter Mann mit blauen Augen, der aus gutem Hause stammte und auf die Banküberfälle später angesprochen, gern Bertold Brecht zitierte, der einst gesagt hatte: “Was ist ein Bankraub gegen die Gründung einer Bank?”. Recht scharfsinnig! Doch weshalb überfiel dieser als Pazifist geltende Mann Banken? Die Antwort darauf ist recht simpel, Reiner Laux war in finanzielle Nöte geraten. Bevor er seinen ersten Bankraub beging, lebte er in einer Wohngemeinschaft mit 5 Frauen in Gießen. Eine dieser Frauen unterhielt eine Beziehung zu einem Iraner, der gern von der WG-Wohnung aus in seine Heimat telefonierte. Doch dieser beglich weder die Telefonkosten dafür, noch zahlte er einen Pfennig Miete, weshalb sich Schulden in Höhe von 7000 DM angehäuft hatten. Darauf angesprochen, verschwand der Iraner von einem Tag auf den anderen. Die WG wusste nicht, wie sie die Schulden begleichen sollte. Da Reiners Freundin Elvira in Frankfurt am Main gegenüber von einer Bankfiliale lebte, kam ihm die Idee diese einfach zu überfallen. Dabei ging er wie bei der Eroberung einer Frau vor, in dem er nicht zögerte und schnell handelte. So auch im Februar 1985 als er nach einer Nacht bei Elvira mit schwarzem Motorradhelm und Schreckschusspistole die Bankfiliale überfiel. Nach dem Überfall schlenderte er seelenruhig durch den Block und kaufte noch Brötchen beim Bäcker, bevor er zu Elvira zurückkehrte. Die darauffolgenden Banküberfälle verübte er mit einer Zorro-Maske, da dieser der Rächer der Armen war und anderen Menschen nicht nur half, sondern auch gegen das Unrecht kämpfte. Reiner Laux spendete jedes Mal nach einem Banküberfall einen Teil der Beute an eine soziale Organisation. Er wäre wohl nie gefasst worden, wenn er nicht verpfiffen worden wäre. Ein Mitwisser hatte sich wegen einer Frauengeschichte an ihm rächen wollen. Dieser verpfiff ihn nach einem Überfall und wurde kurz darauf im Dezember 1995 in Portugal, seiner zweiten Wahlheimat, verhaftet. Reiner Laux hatte lange vor seiner Verhaftung Portugals Hauptstadt Lissabon als seinen Lebensmittelpunkt ausgesucht. Dort gehörte er, der sich als Antiquitätenhändler ausgab, zum unkonventionellen Künstlermilieu, in dem Sex, Drugs und Rock ´n ´Roll zum Alltag dazugehörten. Doch damit war nun Schluss. Denn nach mehreren Indizienprozessen wurde Reiner Laux zu einer achteinhalbjährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Nach seiner Haftentlassung hängte er seine Karriere als Bankräuber endgültig an den Nagel. Stattdessen schreibt er Bücher und kämpft bis heute gegen die Bankindustrie. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Frankfurt am Main, wo Reiner Laux seinen ersten Bankraub verübt hatte. 🙂

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