Münchens Rotlichtkönig

Isabella Mueller @isabella_muenchen

Einer der Plätze Münchens, die jeder Einheimische und Tourist in der bayerischen Landeshauptstadt besucht haben muss, ist der Platzl. Dieser beherbergt neben dem legendären Hofbräuhaus, das wohl berühmteste Wirtshaus Münchens, auch die Fanshops des FC Bayern München und des TSV 1860 München. Der Platzl im Herzen der Münchner Altstadt besticht durch seine malerischen Gebäude und den zahlreichen Lokalitäten. In den 70er Jahren beheimatete dieser heute so idyllische Platz Münchens Rotlichtmilieu. Insgesamt gab es rund 12 Nachtbars und jede Menge Frauen, die auf zahlende Kundschaft warteten. Der König, der in diesem Rotlichtrevier regierte, war Albert Abraham Berger, der sogenannte Platzlkönig. Dieser besaß fünf Nachbars, das bekannteste und zugleich Hotspot der High Society war das In-Restaurant und die Diskothek Tilbury. In dieser Lokalität wurde Berger am 16. Mai 1970 um 05.30Uhr das letzte Mal lebend gesehen. Er war wie üblich die Einnahmen bei seinem Geschäftsführer Helmut Frassl abholen gegangen. Danach war er spurlos verschwunden. Sein Anwalt setzte eine Belohnung in Höhe von 5.000 Mark für Hinweise aus, die aber ergebnislos blieb. Erst 7 Wochen später fand zufällig der Fischer Alfred Minholz im Chiemsee die Leiche von Berger. Dieser wurde zuerst mit einer Handfeuerwache, Kaliber 9 Millimeter erschossen. Danach wurde er in einen Jutesack gesteckt, in eine aufgeschlitzte Luftmatratze eingewickelt, mit je zwei 10-Kilo-Gewichten beschwert und an der tiefsten Stelle im Chiemsee versenkt. Seine Leiche sollte nie gefunden werden. Wer hatte Albert Abraham Berger ermordet und warum? Der damals 43 Jahre alte, getötete Albert Abraham Berger wurde 1972 in der Tschechoslowakei geboren. Er überlebte den Nationalsozialismus in Ungarn und wanderte 1948 nach Israel aus, wo er in der Landwirtschaft und im Straßenbau tätig war. Anno 1959 zog er in die alte Bundesrepublik und gründete 1963 sein erstes Lokal. Schnell avancierte er zu einer wahren Rotlichtgröße. Sein Tod gab viele Rätsel auf, der in 120 Zeugenbefragungen und einem über 2000 Seiten langen Bericht mündete. Wilde Spekulationen von Hehlerei mit gestohlenen Waren, Rotlichtmilieu-Streitereien bis zu Verstrickungen in Geheimdienste machten die Runde. Albert Abraham hatte vier Kinder, von denen drei vom Vormundschaftsgericht München israelischen Pflegeeltern zugesprochen wurden, da Bergers Ehefrau schwer alkoholkrank war. Der Mord an Albert Abraham Berger schlug große Wellen und trotz intensiver Recherchen auch seitens seines mittlerweile erwachsenen Sohnes Michael, der sich Hilfe bei dem Journalisten und Geheimdienst-Experten Wilhelm Dietl holte, konnte der Mordfall nie aufgeklärt werden. So ging dieser mysteriöse Mordfall als Cold Case in die Münchner Kriminalgeschichte ein. Aber vielleicht findet jemand doch noch des Rätsels Lösung. In diesem Sinne wünsche ich Dir viel Freude mit meinen Fotos von Münchens berühmten Platzl. 🙂

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