Mord im Luxushotel Adlon

Isabella Mueller @isabella_muenchen Dresden

Eine Raubmordserie, die so spektakulär war, dass sie sogar ihren Weg auf die Bühne fand, ereignete sich in der Weimarer Zeit. Die Hauptrolle spielte dabei Wilhelm Blume, dessen Traum es war, ein großer Bühnenautor zu werden. Um diesen zu verwirklichen wurde er zum raubenden Mörder. Wilhelm Blume erblickte 1876 in Amsterdam als Sohn eines Tabakhändlers das Licht der Welt. Seine Familie siedelte später nach Berlin um, wo der clevere Blume sein Abitur machte. Er begann ein Studium, schloss dieses aber nicht ab. Zwar hatte ihm sein Vater nach dessen Tod ein stattliches Vermögen hinterlassen, doch dieses war schnell aufgebraucht. Um seinen Lebensunterhalt zu finanzieren, übte er diverse Tätigkeiten aus. Aber seine ganze Leidenschaft galt dem Schreiben von Theaterstücken. Als er eines Tages im Spätsommer durch Berlin streifte und wieder einmal in Geldnöten steckte, beobachtete er einen Geldbriefträger, dessen Austragetaschen voller Geldsendungen waren. In diesem Augenblick kam ihm die Idee, die Geldbriefträger zu überfallen und deren Geldsendungen an sich zu bringen. Damit wären alle seine Probleme sofort gelöst. Wilhelm Blume machte sich sofort ans Werk und suchte sich einen Geldbriefträger in Berlin-Mitte aus, den er tagelang verfolgte. Dieser lief täglich dieselbe Route, die auch an der Spandauer Straße vorbei führte. Dort mietete sich Blume ein Zimmer bei einer alleinstehenden, älteren Dame namens Rühle. Er gab sich als der Buttergroßhändler Adolf Stubenrauch aus und ließ sich kleinere Geldsendungen dorthin schicken. So kam er mit dem Geldbriefträger Albert Weber in Kontakt, der bei ihm eine größere Menge Butter orderte. Diese wollte ihm Blume am Morgen des 7. Septembers 1918 in seinem Zimmer übergeben. Damit seine Vermieterin nicht dazwischen funkte, hatte er diese in eine Apotheke geschickt, um Medikamente für ihn zu besorgen. Als Albert Weber auf seiner Tour bei Blume vorbeikam, um seine Butter abzuholen, hielt dieser ihm eine Pistole vor die Nase und erpresste ihn mit der Herausgabe der Geldtasche. Just in diesem Moment tauchte völlig unerwartet Blumes Vermieterin auf. In Panik erschoss er beide. Er nahm die Geldtasche an sich, in der sich lediglich 1900 Mark befanden. Eine klägliche Ausbeute für einen Doppelmord. Erst am 11. September wurden die beiden Leichen entdeckt. Da niemand den Mieter Stubenrauch kannte, konnte die Kriminalpolizei diesen natürlich nicht ausfindig machen. Bereits Anfang Dezember 1918 war das Geld aus dem Raubüberfall schon wieder verbraucht, weshalb Blume erneut plante, einen Geldbriefträger zu überfallen. Aber diesmal musste deutlich mehr Geld rausspringen, weshalb Blume einen nobleren Bezirk auswählte. Er gab sich als Baron Hans von Winterfeldt aus und checkte zuerst im Hotel Bristol ein. Da ein Page aber bemerkt hatte, dass sich in seinen Koffern nur Sandsäcke befanden, quartierte er sich kurzerhand ins bis heute legendäre Luxushotel Adlon ein. Um ins Gespräch mit dem Geldbriefträger Oskar Lange zu kommen, der für diesen Bezirk zuständig war, schickte er sich selbst Geldsendungen und lockte diesen mit Zigarren und Schinkenbroten in seine Suite. Denn normalerweise übergab dieser in der Lobby des Hotels die Geldsendungen. Am 2. Januar 1919 überwältigte er diesen in seiner Suite. Er fesselte ihn, steckte ihn ein Wasser getränktes Handtuch in seinen Mund und erdrosselte ihn anschließend. Danach nahm er die Geldtasche an sich. In dieser befand sich 297.000 Mark, Schmuck und 41 Wertbriefe mit Dutzenden Tausendmarkscheinen. Nach Oskar Lange wurde noch am selben Tag gesucht. Doch niemand wusste, wo dieser steckte. Erst als der Hotelfriseur am 3. Januar erzählte, dass er diesen im 1. Stock im Appartement des Barons von Winterfeldt gesehen hatte, fand ihn die Polizei dort ermordet vor. Von dem Baron fehlte jede Spur. Blume war da schon über alle Berge. Er gab sich fortan als Harry Eiler aus und reiste nach London. Dort schrieb er unter dem Pseudonym G. Whitecliff Theaterstücke bis er im Februar 1922 nach Deutschland zurückkehrte. Er ließ sich in der Elbmetropole Dresden nieder, wo er als Theaterautor tätig war. Im Frühjahr 1921 fand die Uraufführung seines selbst verfassten Lustspiels Simili statt. Danach folgten weitere Lustspiele, bis er bei seinem dritten Geldüberfall gefasst wurde. Nachdem Blume ein umfangreiches Geständnis abgelegt hatte, schnitt er sich seine Pulsadern auf. Damit hatte er dem Drama seines Lebens selbst ein Ende gesetzt. Inspiriert von diesem Lebensdrama wurde der Nobelpreisträger Gerhart Hauptmann, der das Drama Herbert Engelmann schrieb, das 1952 in Bearbeitung von Carl Zuckmayer mit O.W. Fischer und Curd Jürgens in Wiens uraufgeführt wurde. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Dresden, wo Blume bis zu seinem Suizid gelebt hatte. 🙂

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