Der Heiratsschwindler

Isabella Müller Wien

Ein waschechter Heiratsschwindler, der nicht nur die Damen um ihr Geld, sondern auch um ihr Leben brachte, war der charmante und äußerst gut aussehende Franz Laudenbach. Dieser wurde am 13. Januar 1890 in der tschechischen Gemeinde Radowenz geboren. Bereits seit 12 Jahren lebte er mit seiner Ehefrau Marie und dem gemeinsamen 7 Jahre alten Sohn Walter in einer kleinen Wohnung im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten in der Gudrunstraße 177. Zunächst arbeitete Franz als Hilfsaufseher im Gefängnis bis aufflog, dass er Waren von Häftlingen aus und in die Zelle schmuggelte, was ihn seinen Job kostete. Anschließend war er als Laborant in einer Desinfektionsfirma tätig. Zusätzlich erhielt die kleine Familie vom Staat eine Mindestunterstützung von 80 Schilling. Als Marie eine kleine Erbschaft machte, pachteten sie ein Café. Da dieses aber keine Gewinne machte, schloss Marie es schweren Herzens. Danach betrieben Franz und Marie eine Reinigung in der Schelleingasse, die im Monat 200 Schilling einbrachte. Doch Franz war dies einfach zu wenig, weshalb in ihm die Idee reifte, reiche Frauen auszunehmen. Ab 1931 gab er deshalb Heiratsanzeigen aufgab. In diesen gab er sich als 40 Jahre alter Pensionist aus, der wegen einer Geschäftsgründung eine solvente Partnerin suchte, Heirat nicht ausgeschlossen. Daraufhin meldete sich die 49 Jahre alte Justine Mahr. Diese besaß ein Einfamilienhaus am Fürthweg 3 in Speising. Justine Mahr war zwar vermögend, befürchtete jedoch wegen laufender Prozesse ihr Haus verlieren zu können. Franz gab sich als Landgraf bei ihr aus, der vorgab ein routinierter Geschäftsmann zu sein. Justine war sofort hin und weg von Franz, weshalb sie am 7. Dezember 1931 ihre Ersparnisse von 3000 Schilling ihm anvertraute. Wenige Stunden später wurde sie mit eingeschlagenem Schädel tot in ihrer Küche liegend gefunden. Trotz genauer Personenbeschreibungen der Nachbarn von Justines neuem Freund, tappte die Polizei völlig im Dunkeln. Franz hingegen, der seiner Frau Marie von Justine, aber nicht vom Mord erzählt hatte, bezahlte von dem Geld zunächst seine Schulden. Danach kaufte er ein paar Gebrauchsgegenstände und legte für seinen Sohn eine Sparanlage in Höhe von 200 Schilling an. Franz hatte Blut geleckt und suchte ein neues heiratswilliges Opfer. Diesmal gab seine Ehefrau Marie das Heiratsinserat auf. Daraufhin meldete sich die 36 Jahre alte Haushaltshilfe Anna Puberl, mit der er sich am 9. Februar 1932 erstmals am Maria-Theresien-Denkmal traf. Diese wollte eine Reinigung in Ottakring kaufen. Von diesem Kauf riet ihr natürlich Franz ab und wollte dass Anna ihr Geld vom Sparbuch abhebe, damit der Vermittler wegen des geplatzten Geschäftes keinen Zugriff darauf hatte. Anna, die sich Hals über Kopf in Franz verliebte hatte, hob am 11. Februar 1932 fast ihr gesamtes Erspartes ab. Franz wartete vor der Bank auf sie. Danach wollten sie gemeinsam Franz angebliche Schwester in der Gudrunstraße besuchen. Diese gab es zwar nicht, dafür aber ein gemeinsames Stelldichein, was damit endete, dass Franz plötzlich mit einer Hacke auf Anna einschlug. Damit diese nicht weiter schrie, erwürgte er sie kurzerhand. Ihre Todesschreie hatten jede Menge neugierige Nachbarn angelockt. Doch Franz ging ganz cool aus der Wohnung und schob die Schreie auf einen heftigen Liebesakt. Peinlich berührt darüber verschwanden die Nachbarn wieder in ihren Häusern. Franz musste nun die Leiche loswerden. Deshalb zerstückelte er Annas Leiche am nächsten Tag. Ihre Arme packte er in einen Koffer, ihre Beine schnürte er zu einem Paket zusammen und ihren Kopf packte er extra. Dann fuhr er mit dem Koffer zum Westbahnhof und stellte diesen in einem Zug nach Amstetten ab. Das Paket legte er vor ein Bahnhofsrestaurant und Annas Kopf warf er von der Reichsbrücke in die Donau. Danach fuhr er zu seiner Frau Marie und seinem Sohn Walter, die im Wienerwald zusammen mit der befreundeten Familie Reiter picknickten. Die Zeitungen berichteten unentwegt von dem grauenhaften Fund der Beine und Arme. Durch die Vermisstenanzeige stieß die Polizei auf Anna Puberl. Ihr Rumpf und ihre Beine waren in dasselbe spitzenbesetzte Wäschestück gewickelt, das in ihrer Wohnung gefunden wurde. Ihr Vermieter Schrenk erkannte zudem durch die Narben an den Beinen, dass es sich tatsächlich um die vermisste Anna Puberl handelte. Nach den Vorkommnissen in der Gudrunstraße wurde Franz Laudenbach verhört. Die Wohnungsdurchsuchung ergab, dass dort Anna Puberl umgebracht worden war. Im Prozess im Juni 1932 wurde Franz Laudenbach für den Mord an Justine Mahr und Anna Puberl zu lebenslänglichen schweren Kerker verurteilt. Seine Ehefrau Marie erhielt wegen Beihilfe eine Haftstrafe von 1,5 Jahren. Sie legte Revision gegen das Urteil ein und wurde schließlich sogar zu 3 Jahren Haft verurteilt. Damit endete die Karriere von Franz Laudenbach als Heiratsschwindler, der schamlos zwei Frauen ausgenutzt und eiskalt getötet hatte. Aber was will man machen, wenn die Liebe den Verstand raubt. In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos vom Böhmischen Prater, der sich im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten befindet, wo einst Franz Laudenbach mit seiner Ehefrau Marie und dem gemeinsamen Sohn Walter gelebt hatte bis er zum heimtückischen Mörder wurde. 🙂

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