Der Pfeifferturm: Gefängnis in luftiger Höhe

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Der imposante Pfeifferturm befindet sich in der Stadt Eppingen, die für ihre historischen Fachwerkhäuser bekannt ist. In mittelalterlicher Reichsstadtromantik drängen sich alemannischen und fränkischen Häuserzeilen rund um den Pfeifferturm dicht an dicht. Der Pfeifferturm, das heutige Wahrzeichen der Stadt, wurde bereits zwischen 1191 und 1192 gebaut. Damit ist er das älteste noch existierende Gebäude der Stadt. Er entstand zur Zeit als Eppingen zur Reichsstadt durch den Stauferkaiser Heinrich VI. gehoben wurde und der damit notwendig gewordenen Befestigung mit Stadttoren und Stadtmauern. Jahrhundertelang diente er als Wachturm vor Angreifern und Eindringlingen aus dem französischen Raum. Vermutlich gab es in den oberen Stockwerken für den städtischen Türmer eine Wohnung, da er 24 Stunden am Tag auf der Hut vor Feinden sein musste. Anmarschierende Truppen oder ein ausbrechendes Feuer konnte der Türmer weithin erkennen. Um die Bewohner zu warnen, griff er bei Gefahr in ein stark gekrümmtes Horn aus Zink und blies mehrmals kräftig hinein. Das Signalhorn muss wohl wie ein Pfeifen geklungen haben. Deshalb wurden Türmer kurzerhand Stadtpfeifer und das Bauwerk konsequenterweise Pfeifferturm genannt. Zwischenzeitlich wurde der Turm als Gefängnis eingesetzt. Eine erste Erwähnung findet sich 1662. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als Eppingen zur badischen Bezirksamtsstadt erhoben wurde, baute man den Pfeifferturm nachweislich zum Gefängnis für den Amtsbezirk um. Vom dritten bis zum siebten Stock fungierte er in dieser Funktion in den Jahren 1829 bis 1859. Danach wurde er von einem Eisenhändler als Lager genutzt. Ab 1935 wurde im Turm das erste Heimatmuseum der Stadt eingerichtet. Ich bestaunte den Turm, dessen Dachspitzhöhe 30 Meter misst und eine Traufhöhe von 22 Metern hat. Die Aussichtsplattform befindet sich auf 24 Metern Höhe. Im ersten Obergeschoss beträgt die Mauerstärke 1,85 Meter, im sechsten Obergeschoss nur noch 0,6 Meter. Typisch für die Erbauungszeit sind die sehr kräftigen Buckelquader, gebrochen aus heimischen Schilfsandstein. Das heutige Aussehen des Turms mit dem schiefergedeckten Laternendach geht wohl auf das Jahr 1791 zurück, als die Turmspitze erneuert werden musste. Bis dahin besaß er einen mehrstöckigen Fachwerkaufsatz. Zu Anfang des neuen Jahrtausends bedurfte der Turm einer behutsamen Renovierung, die 2002 zusammen mit dem Landesdenkmalamt erfolgte. Die Sanierungsschwerpunkte waren das Dach, die Sandsteinmauern und der Schutz vor Taubenkot. Ich war fasziniert von diesem imposanten Turm der von Mai bis Oktober jeden 1. Sonntag im Monat von 14 – 16 Uhr bei freien Eintritt besichtigt werden kann. Im Oktober 2003 wurde eine Zweigstelle des Eppinger Stadtmuseum im Pfeifferturm untergebracht. Der Pfeifferturm ist sehr sehenswert und vor allem schwindelerregend hoch. 🙂 Euch wünsche viel Freude mit meinen Fotos vom Pfeifferturm dem ältesten Kulturdenkmal in der Fachwerkstadt Eppingen. 🙂

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