Die zwei Türme: Zeitzeugen des Mittelalters

Isabella Müller @isabella_muenchen

Das Mittelalter wird oftmals als dunkle Epoche mit einer rauen Zeit in Verbindung gebracht, in der die Menschen mit vielen Problemen zu kämpfen hatten. In dieser Zeit galten Klöster als Zentren des politischen und religiösen Lebens. So ein Kloster stand eins in Odenheim. Heute zeugen davon nur noch zwei Wehrtürme, die mitten auf einer grünen Wiese im Katzbachtal in der Nähe von Odenheim, einem Dorf im Landkreis Karlsruhe stehen. Ich begab mich auf Spurensuche dieser längst vergessenen Zeit und der Geschichte des Klosters. Das Benediktinerkloster wurde 1108 gegründet und 1338 kaufte Fürstbischof Gerhard von Ehrenberg die Vogtrechte des Klosters und des Dorfes Odenheim für den Hochstift Speyer. Im Jahr 1494 wurde das Kloster mit Bewilligung des Papstes Alexander VI. in einen freien Reichsritterstift umgewandelt und im Jahr 1507 nach Unstimmigkeiten nach Bruchsal verlegt. Damit endete eine über 400 Jahre lange Klostergeschichte an diesem Ort. Im Jahr 1525 wurde die Anlage im Bauernkrieg zerstört und erst 1670 wieder aufgebaut. Der Besitz fiel 1803 an das Land Baden und der Abriss der Kirche sowie der Prälatenkapelle wurde angeordnet. Auf der Stelle des ehemaligen Klosters entstand ein Gutshof, der sogenannte Stifter Hof, der heute vom Landwirtschaftlichen Technologiezentrum Augustenberg genutzt wird. Die einzigen Zeugen des damaligen Klosters sind noch die beiden Türme, die Teil einer wehrhaften Umfassungsmauer waren und das Kloster gegen kriegerische Fehden schützen sollten. Ich begab mich zum nordöstlichen Turm, der bis auf das Dach fast vollständig erhalten ist. Er fungierte im Mittelalter als Gefängnis. Vom südwestlichen Turm sind nur noch Fragmente erkennbar. Er diente als Wasserturm und stand vermutlich in einem Wassergraben und war nur über eine Brücke erreichbar. Beide Türme verfügen nach den Angriffsseiten hin über Schlitzscharten. Im Inneren waren die Wehrtürme durch Einstiegsluken, Verschlusslöcher und Wehrplatten gesichert. Ein Weg führte mich auch auf den Gutshof, auf dem ich rechts ein altes Bauwerk entdeckte. Hierbei handelt es sich, um das aus Klosterzeiten noch erhaltene Speichergebäude, das sich neben dem ehemaligen Haupttor an der Südseite der Anlage befand. Heute noch erkennbar ist das Wappen an der Hofseite des Abtes Dietrich von Angelloch, der das Gebäude errichten ließ. Der etwa 33 auf 12,50 Meter große Speicher ruht auf mehreren Quergewölben und weist ein Quadermauerwerk auf, welches an der Vorderseite aus nur roh behauenen Natursteinen besteht. Die Stärke des Mauerwerks beträgt bis zu 86 Zentimeter. Die Stiftstürme und das Speichergebäude sind wahre Zeitzeugen, die eine lange und bewegte Geschichte haben. Ich genoss meinen kurzen Ausflug ins Mittelalter, einer Epoche, die immer noch als finstere Zeit aufgrund der Kriege, Krankheiten und Unterdrückung gilt. Aber auch für die Gründung der Universitäten, das Erblühen der Städte und damit auch für den Aufstieg des Handels und des Handwerks sowie der langsamen Ablösung der Vormachtstellung der Kirche steht. Euch wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos der teilweise noch erhaltenen mittelalterlichen Türme im Katzbachtal. 🙂

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