Als Hannibal Lector von Estland ging Johannes-Andreas Hanni weltweit in die Kriminalgeschichte ein. Dieser wurde am 24. März 1957 in Valga als Sohn eines Baptisten-Pastors geboren. Kurz nach seiner Geburt zog die Familie nach Kahtla-Järve. Hanni genoss eine streng religiöse Erziehung. Bei Verstößen gegen die Bibel wurde er von seinem verhassten Vater Jaan Hanni mit der Rute bestraft. Schon früh geriet Hanni auf die schiefe Bahn und beging mehrere Diebstähle, was ihm einige Jahre Haft in Jugendstrafanstalten einbrachte. Hanni bemerkte früh, dass er bisexuell war. Er liebte es in Damenunterwäsche herumzulaufen und schlief nur bekleidet in einem Damennachthemd ein. Besonders beim Sex stimulierte das Tragen eines BHs sein sexuelles Verlangen. Hanni heiratet schließlich am 11. Dezember 1981 die Straßenbahnfahrerin Pille Toomla, die er bereits seit seinem 13. Lebensjahr kannte. Fortan lebten sie gemeinsam in einer Wohnung in Estlands Hauptstadt Tallinn, wo Hanni im Restaurant des Palace Hotels arbeitete. Hanni und seine Ehefrau führten eine offene Beziehung, in der Hanni ungeniert regelmäßig wechselnde Affären mit Männer und Frauen hatte. Am 5. März 1982, knapp vier Monate nach seiner Heirat mit Pille, verübte er im Tallinner Stadtteil Nõmme in der Valdeku-Straße seinen ersten Mord an dem Matrosen Eimar Vibo. Diesem stach er zuerst mit einem Messer in die Brust und dann in den Rücken, danach schnitt er ihm die Kehle durch, bevor er ihm ein Auge ausstach und zu guter Letzt ein Ziegelstein großes Stück aus seinem Oberschenkel schnitt. Insgesamt hatte er 7 Mal zugestochen. Neben dem Stück Fleisch nahm er dessen Schuhe, seinen Geldbeutel, seine Uhr und seinen Ring mit. Zuhause angekommen präsentierte Hanni seiner Ehefrau neben den gestohlenen Gegenständen auch das Fleisch-Souvenir, was er gleich in einer Pfanne anbriet und anschließend genüsslich verspeiste. Hanni war begeistert von dem süßlichen Geschmack des Fleisches, das seine Ehefrau nicht probieren wollte. Hanni gestand ihr auch sein begangenes Verbrechen. Doch Pille unternahm nichts. Nachdem Mord an dem Seemann gab es hartnäckige Gerüchte in Tallinn, dass ein Mann Menschen jage und einen Kannibalen, der auf Tallinns Märkten Würste aus Menschenfleisch verkaufe. Die Angst in Tallinn war groß. Sichtlich auf den Geschmack des Mordens gekommen, verübte Hanni seinen zweiten Mord nur zwei Monate später. Am 22. Mai 1982 brach er in ein Haus in Jõhvi ein, da niemand da war, ging er in den Garten. In diesem befand sich eine Sauna, in der der 75 Jahre alte weißrussische Rentner Ivan Sivitsky saß. Hanni tötete diesen mit 4 Messerstichen und schnitt ihm anschließend seine Genitalien ab, die Hanni und seine Ehefrau als Sexspielzeuge benutzten. Als Mörder des Rentners vermutete die Miliz zunächst den Schwiegersohn, der Alkoholiker mit krimineller Vergangenheit war und sich öfters mit seinem Schwiegervater gestritten hatte. Bei einer Hausdurchsuchung fand man zudem ein blutiges Hemd und mehrere Messer. Doch der Schwiegersohn war am Mordabend mit Freunden trinken. Diese bestätigten seine Aussage. Somit hatte der Schwiegersohn ein Alibi und kam als Täter nicht in Frage. Hanni hingegen dachte schon an seinen nächsten Mord. Ende Juli 1982 begegnete er im Wald unweit von Saue der russischen Landstreicherin Yevgenia Koltsova, die Himbeeren pflückte. Er vergewaltigte diese und tötete sie danach mit 3 Messerstichen. Danach stahl er ihr mehrere Kleidungsstücke, Geld und eine Busfahrkarte und kehrte nach Hause zurück. Dort erzählte Hanni seine Tat seiner Ehefrau. Da er misstrauisch wurde, ob sie ihn nicht bei der Polizei verraten würde, plante er den nächsten Mord gemeinsam mit ihr. Er wollte unbedingt ein kleines Kind töten. Doch dies schien zu aufwändig, darum sollte ein Taxifahrer das nächste Mordopfer werden. Deshalb hielten sie mit Messern bewaffnet am 2. September 1982 an einer Bushaltestelle im Stadtteil Nõmme ein Taxi an. Doch als der Taxifahrer ihre Alkoholfahne roch, fuhr er weiter. Schließlich nahm der Taxifahrer Alari Kivi, ein dreifacher Familienvater, beide mit seinem Taxi auf der Rückbank mit. Dieser sollte beide zu einem Freund fahren. Doch als er am Zielort ankam, stand dort kein Haus, sondern weit und breit war nur Wald zu sehen. Hannis Frau stieg aus dem Auto und Hanni selbst rammte dem Taxifahrer ein Messer in die Kehle. Dieser wehrte sich jedoch heftig und zog die Klinge aus der Wunde. Hanni geriet in Panik und schrie seine Frau an, dass sie zuschlagen sollte. Doch diese befand sich in einer Art Schockstarre und konnte sich nicht rühren. Der Taxifahrer flüchtete aus dem Auto und konnte sich trotz dass Hanni ihn verfolgte in ein Haus retten. Daraufhin kehrte Hanni zum Taxi zurück. Seine Frau war wieder zur Besinnung gekommen und setzte sich ans Steuer, während Hanni einstieg. Sie fuhren davon und hielten wenig später an. Neben Alaris Jacke nahmen sie das Geld an sich. Der Taxifahrer kam ins Krankenhaus und überlebte das Attentat auf ihn. Fortan lebte das Ehepaar in Angst von der Miliz gefasst zu werden. Darum tippte Pille auf der Arbeit an einer Schreibmaschine ihr Geständnis ab, das sie der Miliz übergeben wollte. Doch nachdem sie ihr Geständnis verfasst hatte, verließ sie ihr Mut. Sie versteckte es in ihrem Schließfach, vergaß jedoch dieses abzuschließen. Wie der Zufall es wollte, nahm das Stück Papier Flugunterricht und landete auf dem Boden, wo ein Kollege es fand. Nachdem dieser das Geständnis gelesen hatte, alarmierte er die Polizei. Diese durchsuchten die Wohnung des Ehepaares und fanden Gegenstände, die von den Mordopfern stammten. Das Ehepaar wurde festgenommen. Noch vor dem Urteil erhängte sich Johannes-Andreas Hanni am 6. November 1982 in seiner Zelle, wo er mehrere Abschiedsbriefe hinterließ. Aus denen hervorging, dass er Angst hatte zum Tode verurteilt zu werden. Deshalb nahm er sich im Alter von erst 25 Jahren das Leben. Die Schuld für seine Morde sah er in der Erziehung seiner Eltern, die ihm durch ihren fantastischen Glauben zum Monster werden ließen. Diese weigerten sich auch Johannes-Andreas Hanni zu beerdigen. Seine Ehefrau Pille wurde am 28. Februar 1983 wegen Beihilfe für schuldig befunden und zu 12 Jahren Haft verurteilt, die durch die Begnadigung von dem Präsident Lennart Meri auf 10 Jahre und vier Monate verkürzt wurden. Diese Strafe verbüßte sie ihm Harku-Gefängnis, wo sie in der Wäscherei arbeitete. Anno 1993 wurde sie freigelassen, musste jedoch wegen der vielen Morddrohungen ihren Namen ändern und wanderte schließlich zusammen mit ihrer Tochter nach Finnland aus. Im Jahr 2008 erschien ihr Buch “I loved a Predator”, das für heftige Kritik in der Öffentlichkeit und bei dem Psychiater Anti Liiv sorgte, da sie sich ausschließlich als Opfer in diesem Buch präsentierte. Die Geschichte von Johannes-Andreas und Pille Hanni inspirierte auch die serbisch-finnische Komponistin Jovanka Trbojevic zu dem Opernliberetto “Heart in a Plastic Bag”. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Estlands Hauptstadt Tallinn, in der Johannes-Andreas Hanni gemordet und sein Leben beendet hatte. 🙂



















