Das Dorf der Mörderinnen

Isabella Mueller @isabella_muenchen Wien

Im Zeitraum von 1914 bis 1920 ereigneten sich im Herzen Ungarn in den großen Dörfern des Theißwinkels unheimliche Todesfälle, in denen kerngesunde Menschen, meistens Männer, plötzlich und völlig unerwartet schreiend zu Boden sanken und einfach tot waren. Keiner wusste, was mit diesen passiert war. Zwar kursierten grauenhafte Gerüchte, um deren Tod, da diese aber so absurd waren, wollte niemand diesen glauben schenken. Doch aufgrund der anhaltenden Tode veranlasste die Staatsanwaltschaft von Szolnok, dass die Polizei Nachforschungen anstellen sollte. Diese brachten Unglaubliches zutage, dass ganz Europa schockierte. Denn fast zwei Jahrzehnte lang hatten Frauen der Dörfer des Theißwinkels systematisch ihre Männer oder unliebsame Personen durch Gift ausgerottet. Nachdem die Polizei die Verstorbenen exhumiert hatte, stellten die Gerichtsmediziner fest, dass in 42 Fällen diese durch Arsenik vergiftet worden waren. Als Haupttäterin galt Júlia Fazekas, besser bekannt als Susi Olah. Diese war eine Hebamme und Krankenschwester, die im Alter von 40 Jahren in das Dorf Nagyrév gezogen war und schon bald von den Einheimischen den Spitznamen Engel erhielt, da sie half lästig gewordene Personen loszuwerden. Denn Susi verkaufte Arsenik. Dafür kochte sie Fliegenfänger aus, um so dass tödliche Gift Arsenik zu gewinnen. Susi baute ein wahres Giftimperium auf. Selbst Kunden aus dem angrenzenden Österreich kamen, um bei ihr Arsenik zu erwerben. Doch warum wollten die Frauen ihre Männer loswerden? Die Erklärung dafür ist recht simpel. Nachdem Ausbruch des Ersten Weltkrieges 1914 wurden alle Männer des Dorfes eingezogen. Sie mussten ihren Dienst an der Front verrichten. Es herrschte akuter Männermangel im Dorf. Dann wurde vor der Ortschaft ein Kriegsgefangenenlager errichtet. Seitdem herrschte ein regelrechter Wettstreit unter den Frauen, wer die meisten Gefangenen für sich gewinnen konnte. Als jedoch der Krieg beendet war und die Männer wieder nach Hause zurückkehrten, empfanden die Frauen diese oft als überflüssig. Damit die Frauen sich ihrer Ehemänner und Verlobten entledigen konnten, kauften sie bei Susi Arsenik. Bald schon setzten die Frauen dieses auch bei anderen unbequem gewordenen Personen ein. Susis Geschäft florierte, bis sie 1929 vom Gesetz eingeholt wurde. Um ihrer irdischen Strafe zu entgehen, beging sie Selbstmord. Insgesamt wurden 46 Personen verhaftet. Darunter auch die 66 Jahre alte Lipka, die ihren Ehemann, ihre Schwester, ihren Onkel und ihre Tante ums Eck gebracht hatte. Dafür wurde sie zum Tode verurteilt. Ein ähnliches Schicksal hatte auch die 53 Jahre alte Maria Szendi zu befürchten. Diese hatte erst ihren Ehemann und danach ihren zweiten Ehemann, der sich scheiden lassen wollte, getötet. Anschließend musste auch noch ihr Liebhaber das Zeitliche segnen, da diesen ihr 23 Jahre alter Sohn störte. Die 46 Frauen warteten alle im Gefängnis von Szolnok auf ihre Strafe. Meist saßen sie im Kreis stillschweigend mit betenden Händen und gesenktem Haupt im Gefängnishof, deren Strafen später vom Todesurteil bis hin zu lebenslangem Kerker reichten. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Österreichs Hauptstadt Wien, das direkt an Ungarn angrenzt. 🙂

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