1972 gilt als das Katastrophenjahr der Niederlande, was als “Rampjaar” bezeichnet wird, in dem sich ein bestialischer Lynchmord an den Gebrüdern Johan und Cornelis de Witt ereignete, der auf einer teuflischen Intrige basierte. Seit 2 Jahrzehnten, von 1650 bis 1672, gab es die erste statthalterlose Periode, in denen die 7 niederländischen Provinzen faktisch souverän waren, die als “Republik der Vereinigten Niederlande” einen losen Staatenbund bildeten und das Amt des Statthalters nach dem Westfälischen Frieden, der die Unabhängigkeit der Niederlande von Spanien zementierte, 1650 aufgrund der Machtbesessenheit der Oranier abschafften. Das bedeutendste Organ dieses Gesamtstaates stellten die Generalstände dar, dessen höchster Vertreter Johan de Witt war. Dieser war sozusagen der Staatsmann der Republik. Sein Bruder Cornelis war Mitglied der Admiralität, der sich erfolgreich als Kommandeur der Flotte in zwei Seekriegen gegen England erwies. Am 8. Mai 1654 endete der erste Niederländisch-Englische Krieg mit dem Friedensvertrag von Westminster. Dieser beinhaltete ein geheimes Zusatzprotokoll, dass Wilhelm III. von Oranien vom Amt des Statthalters ausschloss. Die Niederlande befanden sich im Goldenen Zeitalter und waren in Europa eine politische und militärische Großmacht, die von dem Ratspensionär Johan de Witt innen-, außen- und handelspolitisch gelenkt wurde. Doch aufgrund der beiden Seekriege hatte Johan de Witt zwar die Flotte, aber nicht die Landstreitkräfte verstärkt, so dass nach der Kriegserklärung von England und Frankreich, die französischen Truppen des Sonnenkönigs, Ludwig XIV., das Land überrannten. Nur durch das Öffnen der Deiche konnten diese aufgehalten werden. Dadurch wurden aber die Ernten ruiniert, was das Volk gegen die Gebrüder de Witt aufbrachte. Dies nutzte der 21. Jahre alte Wilhelm III. von Oranien, der mit seinen Anhängern und calvinistischen Geistlichen eine wahre Hetzkampagne gegen diese ins Leben rief, die zu einem Machtwechsel führte, in dem Johan de Witt gestürzt und Wilhelm III. von Oranien zum Statthalter von Holland berufen wurde. Diese Berufung zum Statthalter hatte Johan de Witt nicht verhindern können, da auf ihn am 21. Juni 1672 ein Mordanschlag ausgeübt worden war, weshalb er das Krankenbett nicht verlassen konnte. Nach der Berufung zum Statthalter von Wilhelm III. von Oranien trat Johan de Witt als Ratspensionär zurück. Dieser wurde fortan beschuldigt mit den Franzosen kollaboriert zu haben, während seinem Bruder Cornelis vorgeworfen wurde, dass dieser den zwielichtigen Willem Tichelaar 30.000 Gulden geboten hatte, um Wilhelm III. von Oranien zu ermorden. Dieser unglaubliche Vorwand, der an den Haaren herbeigezogen war, führte dazu, dass am 24. Juli 1672 mit knapper Mehrheit des Strafgerichtshofs Cornelis de Witt verhaftet wurde. Trotz grauenhafter Folter legte dieser kein Geständnis ab, der von Wilhelm III. zu Verbannung auf Lebenszeit verurteilt wurde. Dieses Schreiben übergab am 20. August Bossy, die Tochter eines Gefängniswärter, Johan de Witt, der seinen inhaftierten Bruder Cornelis im Gevangenpoort, dem Gefängnis von Den Haag, abholen sollte. Als Johan de Witt dorthin reiste, fand er vor den Gefängnistoren bereits eine aufgebrachte Menschenmasse vor. Nachdem die Gebrüder de Witt alle Formalien geklärt hatten und das Gefängnis verlassen wollten, wartete bereits der grölende Mob auf diese, weshalb diese ins Gefängnis zurückkehrten. Die Stimmung heizte sich durch Alkohol immer mehr auf, bis der Mob das Gefängnis stürmte und Johan und Cornelis von diesem mit Messern, Schlägen und Gewehrkolben attackiert wurden. Der Mob wollte die Gebrüder de Witt zur Richtstätte zerren. Ein Pistolenschuss tötete zuerst Johan, wenig später verstarb Cornelis. Was dann geschah, war an Grausamkeit kaum zu überbieten. Der aufgebrachte Mob zerrte die Leichen der Gebrüder de Witt aufs Schafott, wo diese an den Füßen aufgehängt wurden. Ihnen wurden ihre Zunge herausgeschnitten, ihre Arme, ihre Finger, ihre Nase, ihre Lippen und ihr Geschlechtsteil wurde abgeschnitten sowie ihre Körper ausgeweidet. Danach wurde das Herz der jubelnden Menschenmasse präsentiert. Erst in der Nacht konnten deren Leichen von ihren Familien in der Nieuwe Kerk begraben werden. Wilhelm III. von Oranien soll der Drahtzieher des Lynchmordes der Gebrüder de Witt gewesen sein, der sowohl Willem Tichelaar als auch andere mit großzügigen Renten bedachte. An die einst mächtigsten Männer der Niederlande, Johan und Cornelis de Witt, erinnert in Dordrecht an der Visbrug das De Witt Denkmal aus Bronze und Stein, das 1918 von Toon Dupuis und Dirk Roosenburg geschaffen wurde und mit dessen Fotos ich dir viel Freude wünsche. 🙂









