Palmen schneebedeckt in Civitavecchia
Palmen schneebedeckt, das habe ich bisher nur in der italienischen Hafenstadt Civitavecchia erlebt. Civitavecchia liegt an der Westküste Italiens und ist etwa 70 km von Rom, der Hauptstadt Italiens entfernt. Ich wollte zum zweiten Mal Civitavecchia als Ausgangspunkt für meine Reise nach Rom nutzen. Doch das Wetter machte mir einen Strich durch die Rechnung. Es herrschte durch heftige Schneefälle ein Verkehrschaos und nach Rom zu gelangen war schier unmöglich. So entschied ich mich das Hafenstädtchen Civitavecchia mit seinen über 50.000 Einwohnern in der Region Latium zu Fuß zu erkunden und war gespannt, was die bedeutendste Hafenstadt der Region zu bieten hat.
Denn schon der bekannte amerikanische Autor Mark Twain äußerte sich sehr fragwürdig zu der Hafenstadt Civitavecchia. So sagte er: “Dieses Civita Vecchia ist das feinste Drecknest und Domizil von Ungeziefer und Unwissenheit … Diese Gässchen sind mit Steinen gepflastert und mit einem Teppich bedeckt, der aus toten Katzen, vermoderten Lumpen,
verwesten Gemüseabfällen und Überbleibseln alter Schuhe besteht, alles mit Spülwasser durchtränkt, und die Leute sitzen auf Schemeln herum
und genießen das … Ein Teil der Männer geht zum Militär, die anderen werden Priester und der Rest wird Schuster … Hier gibt es nichts zu sehen.” Was für eine Aussage, würde Mark Twain 150 Jahre später damit recht behalten?
Ich machte mich mit Twain´s Gedanken im Hinterkopf vom Hafengelände zu Fuß auf in die etwa 15 Minuten entfernte Stadt. Es fährt zwar ein kostenloser Shuttle direkt in die Altstadt an das Service Center Largo della Pace an der Straße Via Turco, aber das sonnige Winterwetter wollte ich zu Fuß genießen. Um in das Stadtzentrum von Civitavecchia zu gelangen, führt der Weg am Forte Michelangelo vorbei, einer Festung, die in der Renaissance ab dem Jahr 1508 auf Veranlassung des Papstes Julius II zum Schutz des Hafens vor Überfällen errichtet wurde. Ich entdeckte vom Hafenausgang Forte Michelangelo einige Restaurants, Eisdielen und Boutiquen, die zum Verweilen und Shoppen einluden. Die Sonne schien und die kleinen Gassen waren mit Schnee bedeckt, was ein wunderbarer Anblick war. Ich liebte die winterliche Atmosphäre.
Nach meinem Altstadtbummel ging es an die schöne Strandpromenade mit schneebedeckten Palmen und traumhaften Sonnenschein. Was für ein Erlebnis Palmen, Schnee, Sonne und Kälte. Ich war geflasht! Ich unternahm einen schönen Spaziergang mit Blick auf das tiefblaue Meer. Die zahlreichen Restaurants an der Promenade lockten mit einer großen Auswahl an traditionellen italienischen Gerichten und ich konnte frische Köstlichkeiten direkt aus dem Meer genießen. Es war für mich ein gelungener Tag mit bleibenden Eindrücken. Wer kann schon sagen, dass er Schnee und Palmen zugleich genießen durfte und das bei purem Sonnenschein. Nein, ich konnte Mark Twain mit seinen Eindrücken von Civitavecchia nicht zustimmen. Ich mochte das kleine Hafenstädtchen und die Trauer nicht nach Rom zu gelangen zu können war schnell vergessen.
Das Beste aus Dingen machen, ist eine meiner Devisen. Ich versuche immer, das Positive von etwas Negativen abzugewinnen und in Civitvecchia wurden mir wunderbare Augenblicke geschenkt. Viel Freude mit meinen Fotos vom schneebedeckten Civitavecchia.