Außergewöhnliches Denkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das auf die Schrecken des Kriegs aufmerksam macht

Isabella Müller Stuttgart Heilbronn Baden Württemberg Deutschland @isabella_muenchen

Bei meiner Fahrt durchs Ländle kam ich auch an Zaisenhausen vorbei, ein Ort im Landkreis Karlsruhe, der auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblickt. Das Wahrzeichen des Ortes ist zweifelsohne die Evangelische Liebfrauenkirche im Ortszentrum. Vor ihr befindet sich ein außergewöhnliches Kriegsdenkmal, das ich zusammen mit der Liebfrauenkirche besichtigte. Wie fast überall im Kaiserreich gab es 1914 auch in Zaisenhausen eine hohe Kriegsbegeisterung. Praktisch alle wehrfähigen Männer mussten als Soldaten einrücken oder meldeten sich freiwillig, weil sie glaubten, ihr Vaterland verteidigen zu müssen. Über 200 Männer erhielten so in den vier Kriegsjahren ihren Stellungsbefehl. Die Daheimgebliebenen, allen voran die Frauen, mussten die gesamte Arbeit verrichten. Zudem waren Zugtiere und Futtermittel an die Armee abzugeben. Trotz aller Anstrengungen fielen daher die Ernten geringer aus. Wegen des Mangels an Getreide wurden in Baden bereits 1915 Brotkarten ausgegeben, ein Jahr später wurden alle Lebensmittel rationiert. 1917 mussten schließlich zwei Kirchenglocken der Liebfrauenkirche abgegeben werden, um daraus Waffen und Munition herzustellen. Am Kriegsende war die Not und die Ernüchterung groß. Der Erste Weltkrieg hatte einen hohen Blutzoll gefordert: 55 Männer aus dem Dorf waren an den Fronten getötet worden. Zu Ehren der gefallenen Soldaten aus dem Dorf wurde bald nach Kriegsende ein Denkmal in Auftrag gegeben. Nachdem erhebliche Finanzierungsprobleme überwunden waren, wurde das Bauwerk an Pfingsten 1924 von Bürgermeister Dauth enthüllt. Der Sulzfelder Steinmetz Hötzer schuf die Sandsteinskulptur nach einem Entwurf des Karlsruher Bildhauers Carl Dietrich. Der Sockel des Denkmals wurde von dem Zaisenhäuser Steinhauer Johann Heinrich Illig ausgeführt. Das Denkmal zeigt einen sterbenden Soldaten in den Armen seiner Mutter oder einer Krankenschwester. Mit der Wahl dieses Motivs, das eindeutig auf die Schrecken des Kriegs hinweist, hebt sich das Zaisenhäuser Denkmal stark von vielen militaristischen Heldendenkmälern ab, die in dieser Zeit aufgestellt wurden. Die Intention des Denkmals ist aktueller denn je, da es aussagt, dass wir uns von den Tätern distanzieren und der Opfer gedenken sollen. Denn wer den Frieden will, muss den Frieden vorbereiten und nicht den Krieg.

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