Leipzigs betrügerischer Bürgermeister

Isabella Mueller @isabella_muenchen Leipzig

Ein Mann, der auf tragische Weise sich in Leipzigs Stadtgeschichte verewigte, war Franz Conrad Romanus. Dieser wurde am 7. März 1671 in Leipzig als Sohn eines Juristen geboren. In kürzester Zeit absolvierte er sein Jura-Studium an der Universität von Leipzig. Schon im Alter von 21 Jahren durfte er sich Advokat nennen. Der sächsische Kurfürst Friedrich August I., August der Starke genannt, holte den ambitionierten Anwalt an seinen Hof nach Dresden. Im Jahre 1694 heiratete er Christiana Maria Brümmer, mit der er acht Kinder zeugte. August der Starke, der einen Narren an dem jungen Mann gefressen hatte, plädierte mit Nachdruck bei dem Leipziger Rat dafür, dass Franz Conrad Romanus Bürgermeister von Leipzig werde. Er erhoffte sich von dem Jungspund, dass dieser die Geldabgaben der Bevölkerung an den sächsischen Hof durchsetze. Anno 1701 wurde der gerade mal 30 Jahre alte Franz Conrad Romanus Leipzigs Bürgermeister. Unter ihm entstand Leipzigs erste Kanalisation sowie erste Straßenbeleuchtung. Die Hauptstraßen wurden gepflastert, die Besoldung der Ratsmitglieder wurde verdoppelt und ein Almosenamt für die Armen wurde eingerichtet. Dies machte Franz Conrad Romanus in der Leipziger Bevölkerung äußerst beliebt. Doch ausgerechnet dieser Günstling von August dem Starken vergriff sich an der Staatskasse. Der Bau seines barocken Stadtpalais auf einem 1698 geerbten Grundstück in der Katharinenstraße in den Jahren 1701 bis 1704 durch den Leipziger Ratsmaurermeister Johann Gregor Fuchs kostete ihn ein Vermögen. Um die immensen Kosten in Höhe von 150.000 Talern bezahlen zu können, stellte er ungedeckte Stadtschuldscheine aus. Es kam wie es kommen musste. Franz Conrad Romanus wurde 1705 in seinem gerade fertiggestellten Stadtpalais wegen Fälschung von Unterschriften auf Geldwechseln von den kurfürstlichen Soldaten verhaftet. Unglücklicherweise wurden bei seiner Verhaftung auch gefälschte Stadtsiegel sowie Geld aus der Kasse der Nikolaikirche gefunden. Franz Conrad Romanus kam daraufhin in der Pleißenburg in Haft. Wenig später wurde er in die Festung Sonnenstein bei Pirna und 1706 in die Festung Königstein verlegt. In dieser wurde er 41 Jahre lang ohne rechtskräftiges Urteil eingesperrt. Seine Gnadengesuche wurden selbst nach dem Tod von August dem Starken immer wieder abgelehnt. Im Alter von 75 Jahren starb er am 14. Mai 1746 als Gefangener. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Neuen Rathaus, an dessen Stelle einst die Pleißenburg stand, von der noch der Turm zeugt, der mit 114,7 Metern Höhe als der höchste Rathausturm Deutschlands gilt. 🙂

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