Der längst einsitzende Häftling Österreichs, der von seinen 74 Lebensjahren sage und schreibe 51 Jahre in Haft war, war Josef Weinwurm. Dieser ging in Wiens Kriminalgeschichte als der Opernmörder ein. Er ermordete am 12. März 1963 mit einem 12 Zentimeter langen Messer und insgesamt 37 Stichen die 11-jährige Ballettschülerin Dagmar Fuhrich. Eine Friseurin von der Oper fand die halb entkleidete Mädchenleiche im Duschraum der Damen kurz nach dem die Vorstellung von Richard Wagners “Walküre” um 17 Uhr begonnen hatte. Vom Täter fehlte jede Spur, so dass die Polizei 14.000 Alibis überprüfen musste. Zwar wurde der Täter von drei Augenzeugen gesehen, doch die Personenbeschreibungen waren sehr vage und differierten stark. Während die Ermittlungen auf Hochtouren liefen, kam es zu weiteren Messerattacken auf Frauen. Per Zufall wurde am 6. August 1963 von einem 23-jährigen Sicherheitsbeamten ein Mann verhaftet, der eine Frau mit einer Gabel attackiert hatte, um ihre Handtasche zu stehlen. Er flüchtete in ein Wohnhaus, wo er gefasst wurde. Dieser Mann stellte sich als der gesuchte Opernmörder heraus. Dieser war der 33-jährige homosexuelle Frauenhasser Josef Weinwurm, der bereits im Alter von 17 Jahren ein Mädchen mit einer Pistole in einer Toilette bedroht hatte. Zwar kam er vors Jugendgericht und wurde schuldig gesprochen, doch sowohl eine Strafe als auch eine Eintragung ins Strafregister blieben aus. Ein weiterer Angriff auf eine Frau fand zwei Jahre später mit einer Schere statt. Josef Weinwurm wurde von einem Psychiater als unzurechnungsfähig erklärt und in eine Nervenheilanstalt eingewiesen. Auch hier gab es keine Eintragung ins Strafregister. Anno 1953 wurde Weinwurm wegen 82 Diebstählen, die er in der Wiener Innenstadt verübt hatte, angeklagt und verurteilt. Er kam jedoch 1955 kurz frei, bevor er wegen weiterer Eigentumsdelikte bis zum 5. März 1963 im Gefängnis Göllersdorf einsaß. Nach seiner Haftentlassung war er in Wiens Innenstadt unterwegs, wo er am 8. März 1963 zufällig in die Oper ging und in den Damenduschraum gelangte, wo er einige Putzfrauen beobachtete, die sich dort duschten. Danach ging er wieder. Dies wiederholte er am 12. März 1963, eine Woche nach seiner Haftentlassung. Dort traf er auf der Treppe der Staatsoper auf die Ballettschülerin Dagmar Fuhrich, die auf dem Weg zur Ballettprobe war. Er ermordete das Mädchen zwischen 16.30 Uhr bis 17 Uhr, in dem er sie erst würgte, dann ihr mit der Faust ins Gesicht schlug und anschließend 37 Mal zustach. Danach setzte er sich in den Zug “Wiener Walzer” nach Salzburg. Durch die zufällige Ergreifung am 6. August 1963 konnte der bestialische Mord an Dagmar Fuhrich aufgeklärt werden, zu deren Beerdigung über 5.000 Menschen kamen. Am 10. April 1964 wurde Josef Weinwurm nach fünf Prozesstagen zu lebenslanger, schwerer, verschärfter Kerkerhaft in Stein verurteilt. Diese Kerkerhaft bedeutete für ihn “hartes Lager”, “einen Fasttag” pro Monat und “Dunkelhaft” am Tag der Tat. Diese Kerkerstrafe wurde ab 1975 durch das Strafgesetzbuch abgeschafft und durch die allgemeine Freiheitsstrafe ersetzt. Das harte Urteil lag auch daran, dass Josef Weinwurm sein Geständnis: “Wenn ich aus der Haft herauskomme, werde ich es wieder tun” beendete. Doch Josef Weinwurm kam nie wieder frei. Zwei Jahre nach seiner Verurteilung unternahm er einen Suizidversuch, konnte aber gerettet werden. Danach arrangierte er sich mit seinem Gefängnisleben. Josef Weinwurm hatte kaum Kontakt zu seinen Mithäftlingen und auch keine Besucher. Einzig seine Vögel wurden seine Bezugspersonen, die ihm den Beinamen Birdman von Stein einbrachten. Josef Weinwurm starb am 22. August 2004 im Krankenrevier der Justizanstalt Stein nach 41 Jahren Haft. Seine Beerdigung fand auf dem Kremserfriedhof in einem Armengrab statt, außer den Bestattungsangestellten, war nur ein abgestellter Beamter der Justizanstalt dort. So einsam endete das tragische Leben von Wiens Opernmörder, Josef Weinwurm. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der Wiener Staatsoper. 🙂












