Münster schräger Ziegenprozess

Isabella Mueller Münster NRW Deutschland @isabella_muenchen

Man schrieb das Jahr 1920 als es in der nordrhein-westfälischen Metropole Münster zu einem wahrlich skurrilen Prozess kam, in dem das Mordopfer eine Ziege war. Anders als heute waren Ziegen vor einigen Jahrhunderten wichtige Nutztiere. Diese sogenannte Kuh des kleinen Mannes, brachte vielen Industriearbeitern einen willkommenen Nebenverdienst ein. Kein Wunder, dass der Ziegenzuchtverein einst eine wichtige Institution der Stadt war. Deshalb sorgte der Ziegenprozess in Münster für allerhand Aufsehen. In einer Novembernacht 1920 hatte ein Streifenpolizist aus einer Wohnung in der Wermelingstraße 42 in Münsters Kreuzviertel laute Schreie gehört. Er forderte sofort Verstärkung an. Als diese da war, klingelte er energisch bis ihm nach einiger Zeit fünf Männer die Tür öffneten. Diese waren allesamt Handwerker, die bei ihrem Kumpel Wilhelm Hoffmann einen Umtrunk genommen hatten. Von lauten Schreien wollte keiner etwas wissen. Die Beamten schauten sich daraufhin kurzerhand in der Wohnung um und entdeckten noch warme, innere Organe sowie Kopf und Beine einer Ziege und zwei geschlachteter Kaninchen. Die Beamten wollten nun wissen, wo sich der Ziegenleib befand. Doch die Männer schwiegen: Da fiel einem Beamten die merkwürdige Wölbung der Bettdecke der Ehefrau auf. Sie weckten diese und baten sie die Bettdecke anzuheben. Äußerst widerwillig tat dies die Frau und zum Vorschein kam die frisch abgezogene Ziege. Die Männer wurden zur Befragung aufs Polizeirevier gebracht und gestanden die Ziege mit den Kaninchen aus einem Stall in der Maximilianstraße gestohlen zu haben. Dieses Geständnis widerriefen sie jedoch im Prozess Anfang März 1921. Doch der Richter glaubte den Aussagen der Polizeibeamten und verurteilte Wilhelm Hoffmann zu einem Jahr Gefängnis und seine vier Komplizen zu sieben Monaten Haft in der Justizvollzugsanstalt in der Gartenstraße in Münster. Da Wilhelm Hoffmann das Urteil nicht akzeptieren wollte und wild um sich schlug, wurde er sofort in das Gefängnis gebracht. So endete einer der außergewöhnlichsten Prozesse von Münsters Kriminalgeschichte. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Münsters Altstadt. 🙂

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