Der Henker

Isabella Müller Fulda Hessen Deutschland @isabella_muenchen

Die letzte Hinrichtung in der Barockstadt Fulda fand am 21. November 1856 statt, die der Henkermeister Johann Conrad Lucas vollzog. Dieser wurde quasi in den Beruf hineingeboren, da seine Familie seit dem 16. Jahrhundert das Amt des Henkers der Stadt innehatte. Die Tätigkeit des Scharfrichters beinhaltete auch die eines Wasenmeisters. Dieser musste auf den Wiesen vor den Toren der Stadt die Haut des Tierkadavers abziehen und begraben. Johann Conrad Lucas erblickte am 1. Januar 1815 als Sohn des Amtswundarztes Johann Peter Lucas und Elisabeth Schmitt das Licht der Welt und heiratet 1848 Walburga Braun, die Tochter des Scharfrichters Andreas Braun, mit der er neun Kinder zeugte. Er wohnte mit seiner Familie in der Henkersgasse, die heute Meistergasse heißt, und war von 1848 bis 1856 Henker. Danach arbeitete er bis 1876 als Wundarzt und Wasenmeister. Die letzte Hinrichtung war ein Spektakel zu dem Tausende von Schaulustige auf die Hinrichtungsstätte am Rabenstein strömten, die direkt neben dem Lehnerzer Friedhof lag. Auf der idyllischen, grünen Wiese, die an einer Ausfallstraße zur Abschreckung von Vorbeireisenden lag, wurde der 51 Jahre alte Schmied Benedikt Blösser aus Keulos mit dem Schwert enthauptet. Dieser hatte kaltblütig den Forsthüter Johann Adam Maul aus Künzell ermordet. Johann Adam Maul war am 1. November 1855 gegen 6 Uhr morgens mit seiner Doppelflinte bewaffnet in seinem Revier unterwegs, um Wilddiebe aufzusprühen. Dabei galt sein Interesse dem Schmied Blösser, der als Wilderer in seinem Revier sein Unwesen trieb. Seinen Unmut über diesen Wilddieb hatte er gegenüber anderen Revierförstern mehrfach geäußert. Nachdem der Forsthüter Maul seit zwei Tagen spurlos verschwunden war, wurde seine Leiche in der Gemarkung des Dorfes Pilgerzell im Gebüsch gefunden. Die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, dass dieser erst durch einen Schuss niedergestreckt und dann durch mehrere Gegenstände, mit denen auf ihn eingestochen und eingeschlagen wurde, getötet worden war. Schnell geriet der Schmied Blösser in Verdacht, der die Tat jedoch vehement abstritt. Der Schmied Blösser war bereits wegen Wilddieberei und dem Legen von Hasenschlingen zu 4 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Zudem hatte er wegen Jagdfrevels und Misshandlung eines Jagdarbeiters in Untersuchungshaft gesessen. Doch es kam zu keiner Verurteilung mangels Beweise. Doch diesmal war die Beweislast erdrückend. Blösser hatte bewusst auf Maul geschossen, da dieser ihn auf frischer Tat der Wilderei ertappt hatte. Danach hatte er ihn mit diversen Werkzeugen qualvoll misshandelt bis dieser tot war. Diese Grausamkeiten passierten nicht im Affekt, sondern waren die kalte Überlegung eines Mörders. Am 16. Januar 1856 wurde dieser zum Tode mit dem Schwert verurteilt. Dieses Urteil wurde am 21. November 1856 vollstreckt. Mit einem Leiterwagen, der von Wachen und Geistlichen begleitet wurde, wurde Blösser im weißen Hemd und mit Zipfelmütze auf dem Kopf zum Rabenstein gefahren. Nach 45 minütiger Fahrt wartete bereits eine riesige Menschenmasse auf den armen Sünder. Dieser musste nun vor dem Henker knien und Johann Conrad Lucas waltete ein letztes Mal als Henker seines Amtes. Mit einem Hieb schlug er dem Schmied den Kopf vom Leib. Damit endete die Ära von Johann Conrad Lucas als Scharfrichter. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Fuldas malerischer Altstadt, in der auch der Henker Johann Conrad Lucas sein Zuhause hatte. 🙂

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