Einer der meistgesuchtesten Verbrecher Österreichs war Johann Kastenberger, besser bekannt als Pumpgun-Ronnie, der mit Ronald-Reagan Maske auf dem Gesicht und Pumpgun in der Hand mehrere Banken überfiel und dabei 6 Millionen Schilling erbeutete, ungefähr 800.000 Euro. Durch die einmalige Inszenierung mit dem Konterfei des damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan und der Pumpgun, einer Schrotflinte, die man sonst nur in Actionfilmen aus Hollywood kannte, wurde Johann Kastenberger zum ersten medienbekannten Schwerkriminellen, auf den die Sondereinheit der Kripo für Hinweise, die zu seiner Verhaftung führten, 370.000 Schilling Belohnung ausgesetzt hatte. Gesucht wurde ein 1,65 bis 1,73 Meter großer, dunkelhaariger Mann, der ungefähr 30 Jahre alt und 70 bis 80 Kilogramm schwer und immer recht flink auf den Beinen war. Doch wer war Johann Kastenberger, der unerkannt mit gestohlenen Autos oder zu Fuß flüchtete und den alle Zeugen, als schnellen Läufer beschrieben? Johann Kastenberger wurde am 1. Oktober 1958 im niederösterreichischen St. Leonhard am Forst als erstes von sieben Kindern eines Bahnarbeiters geboren. Doch sein Vater zweifelte die Vaterschaft an und ließ einen Vaterschaftstest durchführen. Nach dessen Ergebnis verweigerte er, dass Johann seinen Familiennamen erhielt, weshalb er den Mädchennamen seiner Mutter, eine geborene Kastenberger bekam. Im Alter von 12 Jahren verließ der Vater die Familie. Seitdem kümmerte sich Johann Kastenberger aufopferungsvoll, um seine Geschwister. Er vernachlässigte dafür die Schule, damit er Gelegenheitsarbeiten annehmen konnte, damit die Familie etwas auf den Tisch bekam. Zwar war Johann Kastenberger ein miserabler Schüler, der in seiner Hauptschulzeit zurückgestuft wurde, dafür war er aber um so erfolgreicher als Sportler. Schon früh hatte ein österreichischer Bundesliga-Klub Interesse Johann in die Jugendmannschaft aufzunehmen. Aber Johanns Leidenschaft galt dem Laufsport. Seit 1988 war er Rekordhalter des Kainacher Bergmarathons mit einer Siegerzeit von 3 Stunden 16 Minuten und 7 Sekunden, die heute noch als Rekord gilt. Anders als im Sport konnte er im wahren Leben keine Erfolge im Beruf verbuchen. Eine Lehre an einer Höheren Technischen Lehranstalt brach er ab. Schon früh geriet er deshalb auf die schiefe Bahn. Bereits 1976 überfiel er einen Wiener Taxifahrer und einen Supermarkt. Was darauf folgte war ein Überfall auf eine Volksbank-Filiale in Pressbaum am 25. Januar 1977, bei der er 70.000 Schilling erbeutete. Er wurde jedoch wenig später als er in einem Zug am Wiener Westbahnhof saß gefasst, da die Angestellten der Bankfiliale eine genaue Täterbeschreibung machen konnten. Vielleicht war dies die Geburtsstunde sich bei Überfällen sich zu maskieren. Für den Überfall bekam Johann eine 7-jährige Haftstrafe. Diese verbrachte er in der Justizvollzugsanstalt in Stein, aus der er 4 Fluchtversuche unternahm, weswegen eine vorzeitige Haftentlassung verweigert wurde. In Freiheit lernte er 1984 eine Frau namens Veronika Junek kennen, mit der er eine Wohnung im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering bezog. Nach nur einem Jahr in Freiheit setzte er seine kriminelle Karriere fort. Doch diesmal als Mörder. Am 13. August 1985 klingelte Johann kurz vor Mitternacht bei dem 28 Jahre alten, arbeitslosen Automechaniker Ewald Pollhammer mit dem er einen Berufsumschulungskurs besuchte. Als dieser die Tür öffnete, erschoss er ihn mit seiner Pumpgun. Am nächsten Morgen fand seine 24 Jahre alte Ehefrau und der 6 Jahre alte Sohn den toten Ewald. Nur acht Stunden nachdem Mord stürmte Johann die Raiffeisenkasse in Hafnerbach. Doch Passanten warnten die Bankangestellten, da ihnen der Mann mit Maske verdächtig vorkam. Diese drückten den Alarmknopf und Johann ergriff mit einem gestohlenen Auto die Flucht. Schnell geriet Johann ins Visier der Ermittler, doch seine Freundin Veronika gab ihm ein falsches Alibi. Es waren zwei Jahre ins Land gestrichen bis Johann am 20. November 1987 die Raiffeisenkasse in Groß Sierning überfiel und dabei 100.000 Schilling erbeutete. Johann floh mit einem gestohlenen Auto, das er an einem Forstweg abstellte und anschließend zu Fuß durch den Dunkelsteinerwald lief. Knapp ein halbes Jahr später überfiel Johann am 19. Februar 1988 gleich 3 Banken hintereinander. Gegen 8 Uhr morgens überfiel er die Creditanstalt Simmeringer Hauptstraße in Wien, bei der er 1,2 Millionen Schilling Beute machte, wobei er von Überwachungskameras gefilmt wurde. Er floh mit einem gestohlenen Auto und raubte gegen 16.30 Uhr die Volksbank Kirchstetten aus, wo er 330.000 Schilling klaute. Dann fuhr er im gestohlenen Pkw über die Westautobahn an St. Pölten vorbei bis Markersdorf, wo er die Sparkasse überfiel und 300.000 Schilling erbeutete. Obwohl ein Großalarm ausgelöst und sämtliche Straßen gesperrt und ein Hubschrauber im Einsatz war, konnte Johann entkommen. Ein Jahr nach der spektakulären Raubserie deuteten alle Hinweise auf Johann Kastenberger als Täter. Dieser wurde am 11. November 1988 aufgrund von eindeutigen Indizien verhaftet. Auf den vorbestraften Johann passte die Täterbeschreibung, auch die Kleidung von Johann stimmte mit denen der Überwachungskameras überein. Zudem verfügte Johann als Arbeitsloser über beträchtliche Geldbeträge, woher stammten diese? Johann wurde verhört und seine Wohnung durchsucht. Dort wurden zwei Bankschließfächerschlüssel gefunden, in denen sich 5,5 Millionen Schilling befanden, die aus den Raubüberfällen stammten. Außerdem lagen dort auch Wertpapiere, die von Johanns Freundin Veronika Junek verwaltet wurden. Diese hatte im Laufe der Zeit herausgefunden, dass das Geld nicht von Lottogewinnen, sondern von Raubüberfällen stammte. Sie wurde zu Johanns Komplizin, die Konten und Wertpapiere über 12 Bankinstitute verwaltete. Die Beweise waren erdrückend, weshalb Johann die acht Banküberfälle und den Mord an Ewald Pollhammer gestand. Motiv für den Mord an Pollhammer war, dass dieser während eines Wifi-Umschulungskurses geraucht hatte, was ihn so sehr gestört hatte, dass er beschloss, diesen mit seiner Pumpgun einfach abzuknallen. Einen Tag nach der Verhaftung und seinem Geständnis sollte dieses in der Rennweger Kaserne in Wien protokolliert werden. Während des Verhörs im ersten Stock sprang Johann einfach aus dem Fenster und schaffte es für zwei Tage unterzutauchen. Als er von zwei Polizeibeamten gefasst wurde, entriss er einem die Dienstwaffe und konnte erneut zu Fuß flüchten. Dann versuchte Johann eine Autofahrerin zu kidnappen, was aber scheiterte. Einen Tag später überwältigte Johann einen Autofahrer, den er fesselte und dessen Auto er klaute. Mit diesem gestohlenen Auto begann eine filmreife Verfolgungsjagd mit 450 Polizeibeamten, 34 Diensthunden und 3 Hubschaubern. Doch Johann schaffte es selbst bei dieser Verfolgungsjagd, das Auto entlang der Westautobahn zu wechseln. Als Johann in Panik durch eine Straßensperre fuhr, eröffnete die Polizei das Feuer. Dabei traf ihn eine Kugel in den Rücken. Johann hielt daraufhin den Wagen an und beging mit der entwendeten Dienstwaffe des Polizeibeamten Suizid. Damit endete nicht nur die Karriere von Johann Kastenberger als Pumpgun-Ronnie, sondern auch eine der teuersten Verbrecherjagden aller Zeiten. Übrigens wurde Johanns Pumpgun und seine Maske nie gefunden. Nach Johann Kastenbergers Tod versuchte die Polizei weitere Verbrechen mit ihm in Verbindung zu bringen. Doch die Beweise dafür waren einfach nicht ausreichend, um ihn als Täter zu überführen. Doch Johann Kastenberger alias Pumpgun-Ronnie hatte sich durch seine sensationelle Überfallserie längst in Österreichs Kriminalgeschichte verewigt. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos vom Bestattungsmuseum am Wiener Zentralfriedhof im 11. Wiener Gemeindebezirk Simmering, in dem einst Johann Kastenberger mit seiner Freundin gelebt hatte. 🙂


















