Eine der intelligentesten Serienmörderinnen war Sophie Charlotte Elisabeth Ursinius, deren Mordwaffe das Gift Arsenik war. Aufgrund ihrer spannenden Mordserie kam es zu der bannbrechenden gerichtsfesten Nachweismethode für Arsenvergiftungen. Sophie Charlotte Elisabeth von Weingarten wurde am 5. Mai 1760 als Tochter des in Ungnade gefallenen österreichischen Legionsrates und Baron Maximilian von Weingarten, der sich später von Weiß nannte, und der Charlottenburger Bürgermeistertochter Ernestine Henriette Witte in Stendal geboren. Sophie war eine äußerst liebreizend anzusehende Tochter aus gutem Hause, die mit 19 Jahren den deutlich älteren damaligen Obergerichtsrat Theodor Ursinus ehelichte. Dieser war seit Jahren ein enger Freund der Familie und einfach eine gute Partie. Anno 1792 zog das Ehepaar von Spandau nach Berlin, wo Sophie dank ihres anmutigen Äußeren und ihrem Wortwitz in den obersten Kreisen der Gesellschaft verkehrte, wo sie den gutaussehenden und jungen holländischen Offizier Ragay kennen und lieben lernte. Ihr Ehemann duldete die Liaison, da er aufgrund seines Alters häufig kränkelte und nicht mehr großes Interesse an der Erfüllung der ehelichen Pflichten hatte. Sophie war vernarrt in Ragay, der diese jedoch 1796 in den Wind schoss. Sophie litt wie ein Schlosshund, aber alle Anstrengungen ihn zurückzugewinnen, halfen nicht. Nur ein Jahr später verstarb der junge Hauptmann offiziell an Lungenschwindsucht. Am 11. September 1800 verstarb plötzlich und völlig unerwartet Sophies Ehemann Theodor, der zuvor noch ausgiebig seinen Geburtstag gefeiert hatte. Sophie hatte Theodor noch ein Stärkungsmittel verabreicht, da dieser über Unwohlsein geklagt hatte. Als dieses nicht anschlug, hatte sie ihm ein Brechmittel zur Erleichterung gegeben. Doch Theodors Zustand verschlechterte sich rapide, weshalb Sophie nun die Ärzte informierte. Doch diese darunter auch der königliche Leibarzt Johann Ludwig Forney und der Arzt Johannes Nepomuk Bremer konnten Theodor nicht mehr helfen, der nachmittags in seinem Bett verstarb. Schnell wurden böse Zungen laut, dass Sophie absichtlich zu spät die Ärzte gerufen hatte. Darüber hinaus hatte sich Sophie verdächtig gemacht, da sie kurz vor Theodors Tod große Mengen an Arsenik gekauft hatte, um einer Rattenplage in ihrem Haus Herr zu werden. Nur ein halbes Jahr später, am 24. Januar 1801, verstarb Sophies Tante Christiane Sophie Regine Witte, die Sophie ein stattliches Vermögen vermachte. Auch zu deren Todeszeitpunkt hatte Sophie zuvor Arsenik zur Bekämpfung einer Rattenplage gekauft. Sophie verfügte dank des Erbes ihres Ehemannes und ihrer Tante über ein beträchtliches Vermögen, das sie gern unter die Massen mit ihrem verschwenderischen Lebensstil brachte. Als Ende Februar 1803 ihr Diener Benjamin Klein erkrankte, wendete sich das Blatt von Sophie. Der herbeigerufene Arzt, der Generalchirurg Laube, verordnete zunächst ein Abführmittel. Doch Benjamins Zustand verschlechterte sich zusehends, obwohl Sophie sich liebevoll um ihren Diener kümmerte und ihm sogar Essen kochte. Neben einer Fleischbrühe, hatte sie diesem auch Rosinen gebracht, aber Benjamin ging es nach dem Verzehr dieser Speisen immer schlechter. Als ihm Sophie am 28. Februar 1803 einen Milchreis anbot, aß er diesen nicht. Er wunderte sich nur, dass Sophie diesen unangerührten Milchreis einfach wegwarf. Daraufhin schaute er sich im Haus um und fand am 21. März in einem Spind einen Beutel mit der Aufschrift Arsenik. Hatte ihn damit Sophie vergiftet? Aber warum, befürchtete diese, dass er ihre geheimen Hochzeitspläne ausplaudern würde. Als Sophie ihm Backpflaumen brachte, gab er diese der Kammerjungfer Schleyl, die einen Bruder hatte der Apothekerlehrling war. Dieser sollte die Pflaumen zur Untersuchung seinen Vorgesetzten geben, der tatsächlich feststellte, dass diese mit Arsenik vergiftet worden waren. Am 5. März 1803 wurde Sophie, die gerade in illustrer Gesellschaft das Kartenspiel Whist spielte, von Polizeibeamten verhaftet. Im Verhör gestand Sophie den Mordversuch an ihrem Diener Benjamin Klein. Aber alle anderen Anschuldigungen bezüglich des Giftmordes an ihrem Ehemann, ihrem Geliebten und ihrer Tante wies sie entschieden von sich. Der Untersuchungsrichter veranlasste die Exhumierung der Leichen von Sophies Ehemann und ihrer Tante. Die Analyse der Giftstoffe führte der renommierte Chemiker Martin Heinrich Klaproth und dessen Assistent, der Apotheker Valentin Rose, durch. Doch diese konnten nicht zweifelsfrei Arsenik im Mageninhalt des Verstorbenen nachweisen, denn die Marshsche Probe, der Nachweis für Arsenik, gab es zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Allerdings konnte ausgeschlossen werden, dass Theodor Ursinus an einem Nervenschlag, der damals angegebenen Todesursache gestorben war. Bei Sophies Tante fanden sich im Magen und Darm Spuren und Schäden die typisch für eine Arsenvergiftung waren. Doch der toxikologische Nachweis misslang Klaproth abermals. Es folgte ein spektakulärer Prozess vor dem Berliner Kammergericht, der am 12. September 1803 endete. Sophie wurde des Giftmordes an dem Offizier Ragay und ihrem Ehemann Theodor Ursinus freigesprochen. Die Tötung ihrer Tante Christiane Witt konnte ihr nicht nachgewiesen werden. Für den versuchten Mord an ihren Diener Benjamin Klein wurde sie zu einer lebenslangen Festungshaft in der Festung Glatz verurteilt. Im Jahre 1883 wurde sie nach 30 Jahren Haft begnadet. Doch sie durfte die Stadt nicht verlassen. Aufgrund ihres Vermögens war sie ein gern gesehener Gast in der besseren Gesellschaft in Glatz. Drei Jahre nach ihrer Entlassung verstarb Sophie am 4. April 1836. Der Fall von Sophie ließ den Assistenten und Apotheker Rose nicht mehr los, der 1806 ein Nachweisverfahren für Arsenik entwickelte. Doch erst mit der Entwicklung der Marshschen Probe 1832 war ein sicherer Arsennachweis möglich. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von der österreichischen Stadt Wien, der Heimat von Sophies Vater. 🙂






















