In der malerischen Barockstadt Fulda wurde einst ein dunkles Kapitel geschrieben. Denn in der Residenzstadt des Fürstbistums ließ der Zentgraf Balthasar Nuß von 1603 bis 1605 sage und schreibe 270 Menschen als Hexen brandmarken und anschließend auf dem Scheiterhaufen verbrennen. In das Amt des Hexenrichters kam Balthasar Nuß durch den Fürstabt Balthasar von Dernbach. Dieser befand sich auf Burg Bierberstein im Exil, wo Balthasar Nuß als Oberförster und Stallmeister arbeitete. Er galt als die rechte Hand des Fürstabtes und wurde in dessen zweiter Regierungsperiode zum Malefizmeister berufen. Die Hexenprozesse während der Hexenverfolgung führte er äußerst grausam und rechtswidrig durch. Ein Opfer von ihm war Merga Bien, die in ihrer dritten Ehe mit Blasius Bien verheiratet war und 1603 wegen Hexerei verhaftet wurde. Aufgrund der Überfüllung des Gefängnisses im Fuldaer Stadtschloss wurde sie in einen Hundekäfig gesperrt, worauf ihr Ehemann eine Klage vor dem Reichskammergericht in Speyer einreichte. Da sie schwanger war, durfte sie nach geltendem Recht, nicht gefoltert werden, woran sich aber Balthasar Nuß nicht hielt. Merga Bien wurde schließlich nach erzwungenem Schuldgeständnis für die ihr vorgeworfenen Taten unter entsetzlicher Folter im Herbst 1603 auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ihr Ehemann musste dafür noch die Hinrichtungskosten von 91,5 Gulden an Balthasar Nuß entrichten. Auf diese betrügerische Weise konnte Nuß ein Vermögen von über 2000 Gulden anhäufen. Aufgrund seines korrupten und menschenverachtenden Verhaltens wurde er nach dem Tod des Fürstabtes Balthasar von Dernbach 1606 verhaftet und nach 13 Jahren Haft in Bad Brückenau enthauptet. An die unmenschliche und brutale Hexenverfolgung erinnert heute ein vier Meter hoher Granitstein mit den Namen der 270 hingerichteten Opfer auf dem ehemaligen dompfarrlichen Friedhof in Fulda. Die Hexenverfolgung war nach der Judenverfolgung die größte nicht kriegsbedingte Massentötung von Menschen durch Menschen in Deutschland, der zwischen 20.000 bis 40.000 Menschen zum Opfer fielen. In Fulda wurden die Opfer der Hexenjagd im Schlossturm des Fuldaer Stadtschlosses gefangen gehalten. Denn die Jagd nach dem Sündenbock ist die einfachste, wie schon Dwight D. Eisenhower treffend bemerkte. In diesem Sinne viel Freude mit meinen Fotos vom Fuldaer Stadtschloss.













