Die sächsische Metropole Leipzig gilt als Musikstadt, in der nicht nur Richard Wagner geboren wurde, sondern auch Felix Mendelssohn Bartholdy das erste Musikkonservatorium gründete und Johann Sebastian Bach als Thomaskantor tätig war, um nur einige berühmte Musiker zu nennen, die in Leipzig gewirkt haben. Ein Musikus war auch der Geige spielende Johann Heinrich Gottlob Jonas, der am 2. September 1761 in Leipzig geboren wurde und eine Schneiderlehre absolviert hatte. Dem gut aussehenden, jungen Mann lag die Frauenwelt zu Füßen, weshalb der Schneidergeselle seinen Job an den Nagel hing und lieber als Gigolo seinen Lebensunterhalt verdiente. Reiche Witwen und gut situierte allein stehende Frauen verfielen reihenweise dem Charme des Casanovas, der sich seine Liebesdienste ordentlich bezahlen ließ. Anno 1798 wollte jedoch eine seiner Klientinnen den vereinbarten Liebeslohn nicht zahlen. Im Streit erstach der Schönling die Frau, woraufhin er verhaftet und zum Tode verurteilt wurde. Dies tat seiner Beliebtheit bei den Frauen keinen Abbruch, die scharenweise ihn in seiner Gefängniszelle im Georgenhaus besuchten und ihn mit Luxusgütern versorgten. Am 20. August 1799 war seine Hinrichtung auf der Richtstätte auf dem Leipziger Marktplatz anberaumt. Den Weg zum Schafott hatten seine Geliebten mit Rosenblättern bedeckt. Dann wurde er geköpft und sein Leichnam wurde mit einem Blumenmeer bedeckt, so dass er darunter gänzlich verschwand. Doch war Johann Heinrich Gottlob Jonas wirklich an jenem Tag hingerichtet worden? Eine Hinrichtungsurkunde von 1799 wirft bis heute Fragen auf. Denn von den drei vorgeschriebenen Unterschriften, gab es tatsächlich nur zwei. Eine davon stammte von einem Zeugen aus Dürrenberg, der vom Leipziger Rat bezahlt wurde. Die Unterschrift des Amtsmannes bestand nur aus einem unleserlichen Kürzel und die Unterschrift des Richters, der gar nicht bei der Hinrichtung anwesend war, fehlte gänzlich. Womöglich war es Johann Heinrich Gottlob Jonas mithilfe seiner wohlhabenden Damen gelungen, die Hinrichtung am Schafott vorzutäuschen. Er selbst tauchte anschließend unter und ließ sich im Schloss Königswart in der Karlsbader Region unter dem Namen Henrik Jan Jonas als Bibliothekar und Vorsteher der fürstlichen Handschriften- und Kuriositätensammlung anstellen. Der attraktive Mann erfreute sich auch dort an großer Beliebtheit bei der Damenwelt, verließ aber das Schloss nie. Am 01.01.1849 starb er dort im stattlichen Alter von 88 Jahren. Johann Heinrich Gottlob Jonas war es tatsächlich gelungen seinen Tod zu inszenieren und als Henrik Jan Jonas sein Leben auf schloss Königswart fortzuführen. An ihn erinnert bis heute eine Vitrine im Schloss. Dir wünsche ich viel Freude mit meinen Fotos von Bachs zweiter Wirkungsstätte, der Nikolaikirche in Leipzigs Altstadt. 🙂



























